Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
kommen?«
    »Aber ja«, antwortete ich. »Er war hier auf meinem Anrufbeantworter. Er wollte sich entschuldigen.«
    »Ich fahre mal«, murmelte sie. »Ich ruf dich an. Bis später.« Sie zerquetschte ihren Zigarillo ziemlich brutal im Aschenbecher und ging hinaus.
     
    Ich hockte mich auf mein Sofa und starrte durch die Terrassentür in meinen Frühlingsgarten.
    Was bedeutete es eigentlich, dass ein weißes Allradfahrzeug zu dem Golf des Geologen stieß, der vor dem Eingang zur Lavagrube in Walsdorf parkte?
    Das bedeutete vielleicht, dass der Fahrer des weißen Autos nicht vorhatte, den Geologen in die Tiefe zu stürzen. Wenn er von Beginn an plante, Christian Schaad zu töten, wäre er niemals zum Eingang der Grube gefahren, die in Sichtweite des Dorfes lag. Er wäre von hinten, also nicht einsehbar an die Grube herangefahren. Das besagte nicht viel, denn auch ich hatte nicht gewusst, dass man die Grube von hinten anfahren kann, wo es keine Zuschauer gibt. Vielleicht konnte man daraus den Schluss ziehen, dass der Mörder, wenn es ihn überhaupt gab, mit den örtlichen Gegebenheiten nicht vertraut war.
    Was bedeutete das wiederum? Und hatte es vielleicht eine Verabredung zwischen den beiden gegeben? Oder war der Mörder einfach dem Golf des Geologen gefolgt, war das Aufeinandertreffen also für Christian Schaad überraschend gewesen?
    Oder arbeitete ich mich an einer vollkommen unwichtigen Ecke des Geschehens ab?
    Beinahe lästig war schon die Frage, was denn Norbert Bleckmann nachts auf der Wiese in Hillesheim gesucht hatte. Emma hatte geäußert: >Er stand da, weil da irgendetwas ablief.< Aber was? Wollte er irgendeinen Ablauf kontrollieren? Was findet mitten in der Nacht in einem Eifeler Bauernhof statt? Was ist da zu kontrollieren? Und hatte Bleckmann vorher die Mutter seiner ersehnten Anna getötet? Und warum? War eine solche Tötung die Folge einer kühlen Überlegung? Oder war er ausgerastet, weil die Mutter irgendetwas sagte oder tat, was ihn in Rage versetzte?
    Es war hoher Mittag, als Emma anrief und knapp mitteilte, Rodenstock sei da und wolle mit mir essen. Es klang störend förmlich, aber vermutlich hatte sie schwere Probleme mit ihrem Mann, vermutlich war sie einfach hilflos, und vermutlich rief sie auch indirekt um Hilfe.
    Ich fuhr also die zweitausend Meter nach Heyroth, und ich hatte den innigen Wunsch, die Strecke möge zweihundert Kilometer lang sein. Ich könnte mich dann besser vorbereiten, dachte ich. Gleichzeitig wusste ich, dass das ein sehr blödsinniger Gedankengang war. Ich musste mich nicht vorbereiten, ich musste nur klar zu erkennen geben, dass ich nicht gewillt war, mit Rodenstock über sein Verhalten zu diskutieren. Er hatte sich sehr lange wie ein Ekel aufgeführt, und damit musste jetzt Schluss sein.
     
    Die Haustür war angelehnt, und ich traf auf ein merkwürdiges Bild.
    Sie saßen beide am Esstisch, beide nebeneinander und beide merkwürdig steif mit den Händen auf dem Tisch, die Arme angewinkelt am Körper, so, als hätten sie keinerlei Ahnung von dem anderen, seien einander nicht einmal vorgestellt worden. Sie starrten mir entgegen, als sei ich ein Ombudsmann, der das Problem lösen konnte, der Frieden schaffen konnte, vielleicht einen neuen Anfang.
    »Das sieht mir aus wie ein Familientreffen im Wartehäuschen der Buslinie«, bemerkte ich munter. »Rodenstock, herzlich willkommen in deinem Haus! Ich hoffe, es geht dir besser, und du siehst ein Licht am Horizont.«
    »Ja«, sagte er hohl. »Grüß dich.«
    Emma löste sich aus ihrer Erstarrung. »Ich gieß dir mal einen Kaffee ein.« Dann stand sie hektisch auf, stolperte sogar, ging in die Küchenzeile und fummelte das Geschirr aus dem Schrank.
    Rodenstock stand jetzt auch auf und ging zu seinem Humidor aus Edelholz, der auf einer alten Truhe stand. Er klappte ihn auf, nahm einzelne Zigarren hoch, zog sie quer unter der Nase durch, um zu prüfen, ob sie rauchbar waren. Dann wählte er eine aus, klappte den Humidor wieder zu, nahm einen Zigarrenschneider und schnitt die Zigarre am Ende an. Es war eine Monte Christo, und sie war dick wie ein Pistolenlauf. Dann kam er mit einem Aschenbecher an den Tisch zurück.
    »Doch«, sagte er nickend, »es geht mir besser.«
    Ich spürte Wut in mir. Emma war eine wunderbare Frau und hatte dieses erniedrigende Gefühlschaos nicht verdient.
    »Die ollen Lateiner sagten: Carpe diem, nutze den Tag. Also, Rodenstock, wie lange wird das dauern, bis du einigermaßen runderneuert bist?«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher