Eifel-Connection
ist unklar«, antwortete er.
Irgendetwas an ihm war verändert, und ich konnte nicht ausmachen, was. Das Gesicht war scheinbar straffer, schmaler, die grauen Haare wirkten wie eine Mütze, die Augen waren verschleiert, als müsse er sich tarnen. Seine Körperhaltung war anders als früher, er wirkte wie jemand, der sich vor einem Schlag ducken muss, der einen Schlag erwartet.
»Vielleicht ist es ganz einfach«, sagte ich, während Emma die Tassen verteilte. »Ihr habt ja geheiratet, um das Leben miteinander zu teilen. Vielleicht ist es einfacher, zu schweigen und abzuwarten, was geschieht. Irgendwann kommt der Bus, und ihr könnt entscheiden, wer von euch einsteigt und wer draußen bleibt. Oder ihr steigt beide ein, und die Reise beginnt. Und ich finde diese hehren Worte schlicht beschissen, denn ihr seid beide alt genug, um Krieg oder Frieden zu wählen. Jedenfalls bin ich nicht bereit, diesen Zustand länger auszuhalten. Ihr seid kindisch, alle beide, und natürlich total verrückt, auch alle beide.«
Es blieb merkwürdig ruhig, beinahe totenstill.
Emma versuchte, Milch in ihren Kaffee zu schütten, das Meiste ging daneben. Rodenstock drehte die Zigarre in seinen Fingern hin und her und starrte dabei aus dem Fenster.
»Heh, Leute«, sagte ich. »Wir haben zu arbeiten.«
Rodenstock saß mir gegenüber, fasste seine Kaffeetasse mit der ganzen Hand von oben und quetschte sie dann mit vor Anstrengung weißen Fingern. Sie ging zu Bruch, der Kaffee ergoss sich über den Tisch.
Emma stand hektisch auf und murmelte: »Das mache ich schon, das mache ich schon.« Dann rannte sie buchstäblich zur Spüle, machte dort aber nichts, stützte sich nur auf und ließ den Kopf vornüber sinken.
»Ich versuche jetzt mal zu sagen, was ich meine«, murmelte ich. »Ein einziges Mal hast du aus dem Nähkästchen geplaudert, Rodenstock. Du hast mir erzählt, dass du versucht hast, mit Emma in deinem Auto zu schlafen. Und du hast darüber herzlich gelacht. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht ging es schief, vielleicht hat es besonders schön geklappt, wie auch immer, es muss fröhlich gewesen sein. Es wäre verdammt gut, eine solche Nachricht noch einmal zu bekommen.«
Emma stand da an ihrer blödsinnigen Spüle und krallte sich an einem gelben Wischtuch fest. Rodenstock hatte ein neues Spiel entwickelt: Er drehte die Zigarre mit der flachen Hand in der Kaffeelache auf dem Tisch hin und her. Sein Gesicht bewegte sich heftig, es sah so aus, als kaue er. Dann hob er den Kopf, und ich sah, dass sein Gesicht tränenüberströmt war. Ich stand auf und ging hinaus, ich fuhr heim.
10. Kapitel
Zwei Stunden später, als ich gerade mit der Niederschrift unseres Gespräches mit Ivonne Bleckmann für die Mordkommission fertig war, kamen die beiden in zwei Autos auf meinen Hof gefahren. Und ich sah sie da auf dem Kopf Steinpflaster zusammenstehen und über irgendetwas lächeln. Es war, als sei die Sonne in ihren Gesichtern aufgegangen. Rodenstock legte ihr seine Hand auf die Schulter, beugte sich lächelnd zu ihr und sagte irgendetwas. Und Emma griff mit Daumen und Zeigefinger seine große Nase und lachte dazu. Da hatte ich einen Riesenkloß im Hals.
Ich öffnete ihnen die Haustür und etwas Merkwürdiges geschah.
Rodenstock nahm mich in die Arme und sagte: »Dankeschön.« Dann hielt er mich mit ausgestreckten Armen von sich und murmelte: »Für die unendliche Geduld.«
Das war noch nie passiert, das war verblüffend, und wahrscheinlich hatte ich vor lauter Staunen ein Gesicht wie ein Karpfen.
Er sprach schnell weiter: »Ich muss in die Klinik zurück, diese Psychiater sind grauenhaft pingelig. Emma hat mir ein wenig von diesem Fall erzählt oder von den zwei Fällen. Wir wissen ja nicht, ob sie auf die eine oder andere Weise nicht doch zusammenhängen. In der Geschichte mit dem toten Kaufmann aus Köln denke ich, dass ihr noch lange nicht auf dem Grund des Brunnens angekommen seid. Dass dieser Geologe plötzlich im Vorzimmer des Herrn Glatt auftaucht, dürft ihr keine Sekunde vergessen. Da scheint mir sehr viel mehr dahinter zu hängen, als bis jetzt bekannt. Und ich bin auch der Meinung, dass der Fall des toten Geologen wahrscheinlich umfangreicher ist, als ihr bis jetzt herausfinden konntet. Zum weiteren Vorgehen würde ich euch raten, durchaus den Versuch zu wagen, eine der Vorzimmerdamen des Herrn Glatt zu einem Gespräch zu bitten. Ihr wisst ja: Die, die grundsätzlich mehr weiß als der Chef, ist immer die Sekretärin. Wie
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