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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Bergheim bei Köln. Kennst du jemanden, der so ein weißes Auto fährt?«
    »Nein«, sagte er sehr sicher. »Keine Ahnung.«
    »Es kommt mir aber irgendwie komisch vor«, murmelte Emma, »dass er sich ausgerechnet im Tagebau in Walsdorf mit jemandem getroffen hat. Hat dieser Tagebau irgendetwas Besonderes?«
    »Ja, das ist so. Da ist die Westdrift besonders stark. Also, weil der Berg weg ist, kommt der Westwind ganz scharf ins Tal und ins Dorf. Auch der Regen kommt anders, schärfer. Das hat ihn besonders interessiert. Er hat mich mal mitgenommen und mir das gezeigt. Da war das gut zu verstehen.«
    »Bei welchen verschwundenen Bergen warst du denn mit dem Christian?«, fragte Emma weiter.
    »Also, wir waren auf dem Steffelnkopf, auf dem Goldberg bei Ormont, dem Kalenberg bei Oberstadtfeld, dem Goßberg bei Walsdorf und dem Radersberg bei Brück. Weil: Die sind alle schon verschwunden. Das hat der Herr Feiten vom NABU in Daun im Internet gut dargestellt. Also, besser geht es nicht.«
    Das kam sehr sachlich daher, es ging um Fakten, ausschließlich um Fakten. Sein Gesicht war ganz ruhig und ganz klar. Er hatte ein wenig Gel in den Haaren und sich über der Stirn eine Tolle geformt, er wirkte wie der Lausejunge von nebenan.
    »Wenn ich das richtig verstehe, bist du ein Spezialist geworden, weil du dem Christian helfen wolltest«, sagte ich.
    »Ja«, nickte er. Kein Zögern. »Also, Christian sagte immer, er brauche Leute wie mich. Und da habe ich mich fit gemacht. Ich habe alles gelesen, was es gibt. Manches konnte ich nicht lesen, also diese wissenschaftlichen Arbeiten. Da sind so viele Fremdworte drin, dass ich nicht klarkomme. Aber man braucht eigentlich keine Fremdworte.«
    »Kennst du die Nina?«, fragte Emma.
    »Sicher!« nickte er lächelnd. »Das ist die Frau, die Christian heiraten wollte. Eine hübsche Frau. Und sie ist schwanger. Christian hat mir gesagt, dass er keine Ahnung davon hat, was alles auf ihn zukommt, wenn er Vater wird. Dazu hat er gelacht. Also, er hat sich sehr gefreut. Und jetzt ist die Frau allein.«
    In seinem Gesicht zuckte es, und er bewegte die Hände für Sekunden sehr unruhig über der Tischplatte. Das verging, er setzte sich erneut zurecht und sah uns wieder an.
    »An jenem Abend saß Nina an dem Tisch, an dem auch Christian saß. Du kamst dazu. Und es ist gesagt worden, dass da in der Eifel ein unheimlich dickes Ding läuft. Und dass der alte Seeth dabei draufgeht.« Emma sprach jetzt langsam. »Kannst du dich an den Abend erinnern? Drüben bei Michels?«
    »Da kann ich mich gut erinnern«, nickte er. »Um was ging es denn bei diesem dicken Ding?«, fragte Emma.
    »Also, es ging darum, dass jetzt neue Verhältnisse herrschen. Das Bergamt in Mainz hat die Abbaugebiete Lava und Basalt um das Fünffache gesteigert. Also, von vierhundert Hektar auf zweitausend Hektar. Das sind 2800 Fußballfelder, das kann man sich kaum vorstellen. Da fragt man sich, was die da in Mainz im Kopf haben.« Das kam wieder ohne jedes Zögern, das hatte er verinnerlicht, das stellte er nicht mehr infrage, und er besaß auch den Mut, das so auszudrücken.
    Er zögerte und legte die Pfeife vor sich hin auf den Tisch, weil sie ausgegangen war. Sein Kopf kam wieder hoch, er sah uns an. »Da helfen auch keine Fremdworte«, bemerkte er trocken. Er lächelte leicht verlegen. »Da muss ich etwas mehr erzählen, weil: Das dauert seine Zeit.« Er sah uns verlegen an, als könnten wir widersprechen.
    »Du hast so viel Zeit, wie du brauchst«, beruhigte ich ihn.
    »Also, das Bergamt hat gesagt: Wir legen die Flächen fest, auf denen Basalt und Lava abgebaut werden können. Wann das passiert, ist uns egal. Und es wird ja auch erst in ferner Zukunft passieren, sagen sie beruhigend. Christian hat aber gesagt, dass genau dieser Punkt eine Mogelpackung sei. Jeder, der das professionell nutzen will, kann sofort den Antrag stellen, auf diesen ausgewiesenen Gebieten zu fördern. Egal, ob das nächstes Jahr stattfinden soll oder in zehn Jahren. Christian meinte, das Amt sei geradezu gnadenlos unternehmerfreundlich. Er hat auch gesagt, das Amt sei gnadenlos bürgerfeindlich. Denn bei allen diesen Festlegungen werden die Eifeler selbst ja gar nicht gefragt, obwohl es um die Landschaft geht, in der sie wohnen. Da gibt es zwar eine Broschüre des Bergamtes, aber niemand weiß davon. Kann sein, dass du ein Bauer bist, der direkt an der Kante zum Berg wohnt. Der wird sich wundern, was passiert, wenn der Berg abgeräumt ist. Weil dann

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