Eifel-Connection
die Reise der Hausfrau nach Neuseeland aus lauter Reiselust, alles eben.«
»Was kann daran provozierend sein? Eine Reise nach Neuseeland ist eine Reise nach Neuseeland. Wenn ich das bezweifele, gewinne ich nichts.«
»Nicht so ganz«, antwortete Emma. »Sie hat sich Neuseeland einmal touristisch ansehen wollen, die gute Hausfrau. Das ist die offizielle Version. Aber vielleicht stimmt das nicht, vielleicht war sie dort, um einen Liebhaber zu treffen. Und vielleicht stammt dieser heimliche Liebhaber aus Hillesheim und reiste mit ihr zusammen. Heimlich. Nichts stimmt mehr.«
»Na gut, aber was an solchen Fragen kann provokant sein? Kein Mensch hält sie auf, so wichtig sind sie auch nicht.«
»Ich glaube, mein Ehemann meinte etwas anderes. Er meinte wahrscheinlich, dass alles Fassade sei. Es ist doch verwunderlich, dass alle Landwirte in der Eifel ständig am Limit leben, ständig in Sichtweite zur Pleite, weil alle ihre Höfe zu klein sind, um zu leben, aber auch zu groß, um zu sterben. Aber ausgerechnet der Betrieb vom Ehepaar Jaax nicht. Denen geht es gut, die haben angeblich viel Geld, die haben angeblich Wald geerbt. Was ist, wenn das alles nicht stimmt?«
»Dann stimmt es eben nicht«, erwiderte ich muffig. »Was soll sein, wenn das alles gemogelt ist? Vielleicht fördern sie ja auch heimlich Erdöl, oder sie sind im Kartoffelacker auf Platin gestoßen.«
»Du bist ein Dickkopf, Baumeister. Manchmal tust du so, als könntest du kein Wässerchen trüben und hättest absolut kein Gehirn. Rodenstock meint, dass deren Wohlhabenheit aus völlig anderen Quellen stammen könnte, als die Öffentlichkeit glaubt. Dass bei dem Ehepaar Jaax alles anders ist, als sie erzählen. Dass, mit einfachen Worten ausgedrückt, der Norbert Bleckmann den Hof der Jaax von oben beobachtete, weil da etwas ablief, weil da etwas vor sich ging. Weil da auf dem Hof genau das zu besichtigen war, weshalb es ihnen wirtschaftlich so gut geht.«
»Dann brauchen wir unbedingt deinen Jammerjungen, und zwar schnell.«
»Das sagte ich bereits«, entgegnete sie spitz.
»Aber genauso schnell brauchen wir Elvis, den Stier und seinen jungen Star Anna Waclawick, die es an der Stange treibt.«
»So ist es. Nina übrigens verlässt uns heute oder morgen. Sie will sich um die Wohnung in Mainz kümmern, sie will sie auflösen. Sie will ihr Kind in der Eifel zur Welt bringen. Weil ihr toter Mann die Eifel so liebte. Ich finde das gut und richtig.«
»Da ist was dran. Und wo will sie wohnen?«
»Da, wo er geboren ist, in Manderscheid. Sie sucht ein kleines Haus zur Miete.«
»Ich will sie noch etwas fragen. Können wir das gleich erledigen?«
»Du vermutest, sie kann mit Florians Aussage etwas Klarheit in die Sache bringen?«
»Genau das«, nickte ich. »Könnte sein.«
Also fuhren wir bei mir vorbei, ich setzte mich in meinen Wagen und fuhr hinter Emma her nach Heyroth.
Nina telefonierte, lag satt und zufrieden wie eine Katze auf Emmas Sofa, trug dicke Wollsocken und fühlte sich offensichtlich wohl. Sie telefonierte zu Ende und fragte: »Seid ihr weitergekommen?«
»Ja«, sagte Emma. »Und wir haben eine Frage an dich. Hat Christian jemals erwähnt, dass die Firma des alten Seeth übernommen werden sollte? Mit einem Trick durch eine Holding namens POWER POINT aus Luxemburg oder Irland?«
Sie überlegte eine Weile und schüttelte den Kopf. »Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Davon war nie die Rede.«
»Da fällt mir etwas ein«, murmelte ich. »Wenn Christian bei Glatt aufgetaucht ist, um nach der Holding zu fragen, dann müsste er logischerweise vorher oder nachher bei dem alten Seeth gewesen ein, oder?«
»Du bist doch nicht auf den Kopf gefallen«, sagte Emma strahlend. »Willst du einen Kaffee?«
»Nein, ich fahre heim und gehe ins Bett. Oder nein, ich unternehme noch etwas. Ich gehe Bauernhof gucken.«
»Du bist verrückt«, murmelte Emma.
»Das stimmt«, nickte ich. »Das habe ich vor Jahrhunderten von dir und deinem Mann gelernt. Ich verabschiede mich und wünsche euch eine gute Nacht.«
Ich setzte mich in meinen Wagen und gondelte in aller Gemütsruhe hinüber nach Hillesheim. Der Betrieb auf den kleinen Nebenstraßen war nahe Null, mir begegnete kaum ein Auto. In Hillesheim fuhr ich durch die kleine Siedlung hinauf auf die Wiese, schaltete früh meine Lichter aus, sodass ich auf dem Hof niemanden warnen konnte.
Es war 23.27 Uhr, und ich hatte nicht die geringste Ahnung, was mir begegnen würde. Ich muss ehrlich
Weitere Kostenlose Bücher