Eifel-Connection
Freund geht. Wir gehen mal in die Küche, da sitzt er am liebsten.«
»Ich entschuldige mich … also, beim letzten Mal …«, begann ich schüchtern.
»Es ist schon gut«, lächelte sie. »Er hat es verstanden.«
Wir wurden in die Küche geführt, und da saß Florian am Tisch und lächelte uns entgegen.
Er stand auf und begrüßte uns, er gab uns die Hand, er hatte ein sehr ernstes, entschlossenes Gesicht. Er wollte helfen, und er wollte auch über diesen Freund reden, der nun nicht mehr lebte. Das würde sehr schwer sein, aber er würde es versuchen. Seine Augen verkündeten Mut.
Er trug zu den Jeans einen leichten Pulli in einem hellen Grün. Vor ihm auf dem Tisch lagen ein einfacher Tabaksbeutel aus Leder, ein Pfeifenstopfer und eine Pfeife.
Ich dachte: Er hat ein Engelsgesicht. Ich dachte auch: Ich kann kein Wort mit ihm reden, ich weiß nicht einmal genau, an welcher Stelle ich ihm Schmerzen bereite.
»Wir sind sehr dankbar, dass du mit uns sprichst«, begann Emma locker. »Ich bin die Emma Rodenstock, ich lebe in der Eifel zusammen mit meinem Mann. Ich war früher bei der Kriminalpolizei in Holland. Der Mann neben mir ist Siggi Baumeister, ein Journalist, der darüber schreiben wird. Ist dir das recht?«
»Ja, klar«, nickte er. »Das ist mir recht.« Er griff nach der Pfeife und begann sie zu stopfen, er erklärte: »Manchmal rauche ich, aber nur selten. Christian hat mir das geschenkt.«
»Dein Freund, der Geologe Dr. Christian Schaad, ist im Goßberg bei Walsdorf eine Steilwand hinuntergestürzt. Leider war er sofort tot, man konnte ihn nicht mehr retten. Wir wollen wissen, ob es ein Unglücksfall gewesen ist oder nicht. Wenn es kein unglücklicher Sturz war, dann hat vielleicht ein anderer Mensch den Christian hinuntergestoßen. Unser Ziel ist es, das möglichst abzuklären, damit wir am Ende überzeugt sagen können: Jemand hat ihn hinuntergestoßen, oder: Er ist unglücklich gestürzt. Du darfst alles sagen, du darfst alles erwähnen, du darfst auch über Dinge reden, die nur Vermutungen sind. Mein Freund Siggi und ich werden Dritten gegenüber über dieses Gespräch keine Auskunft geben. Und wenn Siggi darüber schreibt, wird er dich vorher fragen, ob du damit einverstanden bist. Ist das soweit klar?«
Er nickte und sagte: »Also, für mich ist ganz klar, dass ihn jemand runtergestoßen hat. Er war gut trainiert, er hatte auch keine Grippe mit Fieber oder so. Und er ging niemals zu nahe an die Kante. Er sagte mir immer wieder: Du weißt nie, wie sicher die Kante bei Lava ist, also bleib da weg. Mindestens zwei Meter. Er selbst blieb in Lavagruben immer von der Kante weg, immer zwei Meter.«
»Du willst damit sagen, dass er niemals eine steile Wand hinuntergestürzt wäre, selbst wenn er vorübergehend die Balance verloren hätte. Dann ist das klar«, nickte Emma. »Ich will nur vorher noch gewisse Einzelheiten abklären. Wenn dein Freund Christian hier in der Eifel war, dann hat er gegenüber bei Michels geschlafen. War das an dem Tag auch so? Oder hat er kein Zimmer gemietet?«
»Also, ich wusste gar nicht, dass er an dem Tag kommen wollte. Wenn er keine Zeit hatte, hat er mich vorher nicht angerufen. Und er hatte auch kein Zimmer bestellt, also drüben bei Michels. Ich habe bei denen nämlich gefragt, ob er über Nacht bleiben wollte. Wollte er nicht. Also, ich habe darüber nachgedacht: Ich denke, er kam morgens aus Mainz und wollte abends wieder zurückfahren. Besonders, weil seine Frau schwanger ist.«
»Kannst du dir denn vorstellen, weshalb er in die Eifel gekommen ist?«, fragte Emma weiter.
Er benutzte ein langes Streichholz. Er riss es an und setzte seine Pfeife in Brand. Er qualmte, spitzte den Mund und blies den Rauch in die Lampe, die über dem Tisch hing. Das alles sehr gelassen, unaufgeregt.
»Ja, das schon. Es ging immer um die Berge, die sie abbauen wollen. Aber wen er getroffen hat, weiß ich nicht. Da gab es ja viele.«
»Ich habe etwas herausgefunden«, murmelte ich so sachlich wie möglich. »Ein alter Bauer aus Walsdorf hat mir berichtet, dass dein Freund Christian sich mit jemandem am Eingang zum Tagebau in Walsdorf verabredet hat. Genau das konnte der Bauer aus seinem Küchenfenster sehen. Es ist aber nicht klar, ob es ein Mann war oder eine Frau. Wir wissen nur, dass dieser Unbekannte ein weißes Auto fuhr, so einen Jeep-Typ, wahrscheinlich mit Allradgetriebe. Das Kennzeichen haben wir nicht komplett, aber wir haben die Ortskennung. Es ist BM, also der Kreis
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