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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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elegant übersehen, weil ich es auch mit aller Gewalt übersehen wollte.« Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Dann meine erste Ehe, die mit dem Tod meiner Frau endete. Ich dachte immer, wir seien ein solides Ehepaar gewesen, schön ordentlich nach Beamtensitte, alles in Ordnung, und im Hintergrund ein paar Bausparverträge. Ich denke viel darüber nach, und ich weiß jetzt, ich war todunglücklich und habe es nie gewagt, diesen Zustand anzusprechen. Vielleicht hat meine tote Frau das ebenso gefunden und ebenfalls nicht gewagt, darüber zu sprechen. Ich habe mit den Therapeuten darüber kein Wort gesprochen, das kommt alles noch. Es ist ein Zustand, den ich nicht beschreiben kann. Die Gedanken jagen, sie sind so schnell, dass ich ihnen kaum folgen kann.« Er sah Emma lächelnd an. »Wir hatten so schöne Jahre und haben so viel gelacht. Und das alles ist mir abhanden gekommen, und ich habe es nicht einmal bemerkt.«
    »Was ist mit deiner Tochter, von der du jahrelang nicht mehr gesprochen hast?«, fragte ich.
    »Über die ist überhaupt noch nicht geredet worden. Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann denke ich, dass menschliche Bindungen auch abreißen können, sie existieren einfach nicht mehr. Was soll ich sagen? Zuweilen denke ich an sie, aber sehr selten. Sie ist jahrelang der Auffassung gewesen, ich hätte ihre Mutter unterdrückt und gar nicht erst hochkommen lassen. Ein Sklavendasein hätte ich ihr bereitet. Ich kann mich an diese aberwitzigen Diskussionen erinnern, sie waren überwältigend schrecklich. Und noch viel schlimmer klingt es, wenn ich sage, dass meine Tochter mich gegenwärtig überhaupt nicht interessiert. Streng genommen kenne ich noch nicht einmal ihre aktuelle Adresse, was soll ich also dazu sagen? Denn auch sie kennt meine aktuelle Adresse nicht. Wenn Leute sich nicht mögen, soll man sie zum Kontakt nicht zwingen.«
    »Du musst jetzt gar nichts dazu sagen«, murmelte Emma sanft. »Das kommt alles noch.«
    »Das fürchte ich auch«, nickte er. »Ich muss erst einmal herausfinden, weshalb ich so müde war und unbedingt sterben wollte. Kann man sich den Tod herbeireden? Ja, das kann man, denke ich. Ach, verdammt, Baumeister, ich arbeite in einem großen Steinbruch, und ich habe gedacht: Jetzt muss ich jeden Stein anheben und nachsehen, was da verborgen liegt. Aber so ist es gar nicht. Die einfachen Dinge, und nur um die geht es, liegen eigentlich ganz offen herum. Ich habe sie auch nicht sehen wollen, und ich habe auch nicht gewusst, was ich da mit mir und euch anrichtete. Das Leben ist halt ein weites Feld, und kein Mensch kann es dir erklären, wenn du gar nicht bereit bist zuzuhören. Also, ich war vernagelt, bin es wahrscheinlich immer noch, das braucht seine Zeit, es ist eine anstrengende Arbeit. Und euch habe ich sogar das Lachen verboten.«
    »Aber als harter Arbeiter bist du wirklich erste Sahne«, sagte ich. »Das kann ich dir in vollem Umfang bescheinigen.«
    Er starrte mich unsicher an, als wisse er nicht genau, was ich da gesagt hatte. Aber dann zog ein großes Grinsen über sein Gesicht und er nickte. »Ja, arbeiten kann ich wirklich, habe ich noch nicht verlernt. Wenn wir aber schon über Arbeit reden, wie ist denn dieser zweite Mann von Glatt einzuschätzen? Den Namen habe ich vergessen.«
    »Werendonk«, sagte Emma, »Friedhelm Werendonk. Ich finde ihn ziemlich schleimig, ich mag ihn nicht. Werendonk ist unsere klassische Schnittmenge, Werendonk hat mit allem ein wenig zu tun, was er streng abstreiten wird. Werendonk kontrollierte mit Sicherheit den toten Kölner Unternehmer Norbert Bleckmann, der mit Glatt in einem engen Geschäftsverhältnis stand und mit Glatt zahlreiche gemeinsame Unternehmungen betrieb …«
    »Schneller Einspruch«, sagte ich. »Wenn wir uns an die Personen halten, wird es sofort unübersichtlich. Machen wir es doch wie die Beamten, fangen wir mit dem an, was zuerst passierte, und dann Schritt für Schritt.« Ich wartete kurz auf eine Reaktion von ihnen, die aber ausblieb. »Guckt mich nicht so angewidert an, ich bin halt wissenschaftlich geschult und habe es gern Stück für Stück, streng in der zeitlichen Reihenfolge.«
    Emma bedachte das, dann nickte sie. »Er hat recht, auch wenn ich ihm ungern recht gebe. Also, alles fing an mit einem scheinbar nach Routine aussehenden Besuch eines Geologen aus Mainz, der Dr. Christian Schaad hieß und zweiundvierzig Jahre alt war. Der junge Mann arbeitete im Bergamt des Landes in Mainz und hatte eine

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