Eifel-Connection
Weile, dann erklärte er beinahe flüsternd: »Ja, dann richte ich das mal so aus.«
»Dann tun Sie das mal.«
Ich kochte mir drei harte Eier, ich schüttete eine Dose Kidney-Bohnen in heißes Fett in einer Pfanne, quetschte das Ganze zu einem farblich unansehnlichen, grauen Brei, bestreute die Mischung mit Pfeffer und Salz, ließ die harten Eier reinfallen, schaltete meinen Fernseher ein und bekam die wirklich schlimme Nachricht meines Verteidigungsministers zu hören, der unter leichtem Hochdruck energisch, mit dem eindrucksvollen Mahlen der eindrucksvollen Kieferknochen erklärte, er trete jetzt zurück, das alles übersteige seine Kräfte, er habe ja mehr mit sich selbst zu tun als mit seinen Soldaten. Was sollte man angesichts einer solch tiefgreifenden seelischen Katastrophe sagen?
Die folgenden Nachrichten waren etwas verbraucherfreundlicher, der Minister kam nicht mehr vor. Die ewig klamme Mineralölwirtschaft hatte einen neuen Kraftstoff eingeführt, den kein Mensch kaufte. Wir lebten in einem leidgeprüften Land. Gaddafi ließ mitteilen, die Revolutionäre in seinem Land stünden allesamt unter Drogen und seien von Al Kaida geschickt. Mein Bohnenbrei mit den harten Eiern war ein echter Genuss.
Ich schlief ein und wurde gegen Abend wieder wach, weil beide Katzen vor dem Sofa hockten und mir von einer Hungersnot berichteten. Ich gab ihnen ihr Dosenfutter und beschloss, weiterzuschlafen. Dann fiel mir ein, dass ich mich bei Emma sehen lassen wollte. Ich belud eine Weste mit allem Notwendigen und wollte dann in mein Auto steigen. Mein Auto war nicht da, mein Auto stand bei Emma.
Ich rief sie an und bat um Hilfe.
»Bin sofort da«, sagte sie glucksend vor Freude.
Wenig später kam sie den Berg heruntergeschossen und schaffte kaum die Einfahrt in meinen Hof.
»Steig ein!«, befahl sie. »Rodenstock ist da.«
»Hat er etwa abgebrochen?«
»Nein. Ich habe ihm das mit dir und dem Bauernhof erzählt, und er hat gesagt, er kriegt sowieso einen freien Abend. Und der ist jetzt.«
Ninas Porsche stand nicht mehr vor Emmas Haus.
»Sie ist in ihre Wohnung nach Mainz gefahren«, erklärte Emma. »Sie will auch in Christians Unterlagen wühlen, vielleicht findet sie dort etwas.«
Rodenstock sah mager aus, aber sehr gesund. Er umarmte mich sogar heftig und länger als zwei Sekunden und lachte dazu. Dann erklärte er strahlend: »Du siehst einfach scheiße aus.«
Sie tranken Rotwein, und ich bekam einen Kaffee.
»Ich will das, was du bei diesem Bauern erlebt hast, ganz genau hören«, sagte er sehr ernst. »Das klingt nicht gut, das klingt nach einer großen Nummer.«
»Ich glaube, ich zeichne dir den Grundriss des Hofes auf, dann ist die Erklärung einfacher.« Ich holte mir ein DIN-A4-Blatt vom Sekretär und legte den Grundriss fest.
»Da ist das Wohnhaus, das kleinste Gebäude. Dann hier ein offener Unterstand mit allem möglichen Zeugs, darunter auch die Autos des Ehepaares, darunter auch ein Range Rover mit einer Fünf-Liter-Maschine. Ja, ja, ich habe auch erstaunt geschaut, aber was gibt es nicht alles. Dann die beiden großen Gebäude …« Ich zeichnete alle Gebäude, ich zeichnete den Hohlweg, die ungefähre Entfernung von der B 421. Dann berichtete ich so kurz wie möglich.
»Hattest du das Gefühl, dieser unbekannte Angreifer wollte dich töten?«
»Nein, hatte ich nicht. Er schlug zu und rannte sofort los.«
»Wie lang schätzt du diese Halle?«
»Also, gut und gerne vierzig Meter«, sagte ich. »Kann auch mehr sein.«
»Jetzt mal zum Inneren der Halle. Also, auf der gesamten inneren Fläche stand nur der Gabelstapler?«
»Sonst nichts. Das war etwas verwunderlich, weil man angesichts einer so großen Halle eigentlich anderes vermutet. Und gerade auf einem Bauernhof.«
»Du hast von weißen Kartons oder weißen Flächen gesprochen. Wie groß waren die ungefähr?«
»Das ist schwer zu sagen. Als ich um die Ecke blickte, sah ich nur die weiße Front. Vom Boden bis zur Decke. Es können Kartons gewesen sein, aber auch weiße Plastikverpackungen, das weiß ich nicht. Aber dazwischen immer die deutlich sichtbaren Doppelbretter von Paletten. Das war eindeutig.«
»Wie hoch ist diese Halle?«
»Nicht unter fünf Meter.«
»Weiße Kartons, weißes Plastikmaterial. Was ist so verpackt? Was hast du jemals so verpackt gesehen?«
»Sag mir erst einmal, an was du eigentlich denkst«, murrte ich.
»Ich denke nichts Bestimmtes, ich rätsele herum, ich finde das aber sehr beunruhigend. Das sieht doch
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