Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
gibt.«
    »Ihr müsst euch auch schlau machen, wer die Baugenehmigung erteilt hat. Es muss bei den Behörden Unterlagen für den Bau dieser Halle geben. Vielleicht kann man daraus schließen, was darin gelagert wird, und vor allem müsst ihr feststellen: Wie lange steht diese Halle schon?« Rodenstock blickte sich um, als suche er etwas. Dann sagte er: »Emma, Liebling, kriege ich einen großen Kognak, ein, zwei Riegel Bitterschokolade und eine dicke Zigarre? Zusammen mit einem starken Kaffee? Ich fange in diesen Minuten ein neues Leben an.«
    »Mein Held und Gebieter«, murmelte sie lächelnd. »Alles, was du willst.«
    Ich konnte ebenfalls einen Kaffee ergattern, und Rodenstock fiel völlig aus der Rolle, als er mir eine seiner gewaltigen Brasil anbot. Ich nahm sie nicht, ich fürchtete eine Rauchvergiftung.
    »Dann müssen wir Glatt ins Visier nehmen«, sagte Rodenstock locker mit einem Stück Bitterschokolade im Mund. »Wir müssen die Frage stellen: Könnte es sein, dass er den Auftrag gab, den Geologen zu töten?« Er griff zu dem Glas mit Hennessy und ließ sich einen beachtlichen Schluck über die Zunge rollen. Dann Kaffee, dann eine gewaltige Wolke Tabakqualm. Er hielt die Augen dabei geschlossen.
    »Ist das nicht ein wenig heftig?«, fragte seine Ehefrau mit schmalem Mund.
    »Warum sollte Glatt einen unbedeutenden Geologen töten lassen?«, fragte ich. »Glatt ist der typische Provinzkönig, Glatt ist mächtig, Glatt hat viel Geld, Glatt ist der Mann, den jeder gern kennen möchte, weil er Glatt ist. Aber ein Mord? Das wäre doch ein viel zu großes Risiko. Und warum denn auch? Was kann der Geologe denn groß wissen, dass Glatt ihn tot sehen möchte?«
    »Da fällt mir eine Geschichte ein, die ich beim Zahnarzt gehört habe«, murmelte Emma. »Ein junger Mann kriegt seinen ersten Job bei Glatt. Er kleidet sich mit Pappis Hilfe neu ein, kauft ein teures Jackett, eine Designerjeans. Nach dem ersten Arbeitstag geht er zu seinem Auto und wird von seinem Abteilungsleiter angesprochen. Der sagt: >Jochen, die Abteilung hat ein Problem mit deiner Hose!< Das ist Deutschland 1960. Und genau so funktioniert dieser Laden, habe ich gehört. Uralte Methoden werden aus der Mottenkiste geholt, der Betrieb bestimmt einzig und allein den Tag und die Nacht. Das hört sich nicht nur spießig an, das ist es auch. Auf den Fluren haben Arbeitnehmer mit dem vorgeschriebenen Gruß >Guten Tag, Herr Glatt< an ihm vorbeizugehen. Dazu ein klarer Blick und ein jugendliches Lächeln. Aber Mord?«
    »Ist er eigentlich so ein Typ höher-weiter-schneller?«, fragte Rodenstock und sah mich an.
    »Ich weiß zu wenig von ihm, ich habe gehört, er ist ein klassischer Kapitalist mit einem provinziellen Bildungsstand. Er ist eigentlich nichts Besonderes. Jede Provinz hat ihren Glatt, auch jede Provinz in England oder in Japan. Er ist ein absolut austauschbarer Typ, der seinen Mitmenschen dauert versichert, er wisse genau wie die Welt geht, und was ihr schadet und was ihr gut tut. Auf der anderen Seite muss man sehen, dass er dieser Region sehr viel Geld bringt. Er ist also kostbar für die Eifel. In manchen Ecken soll er furchtbar kleinlich sein. Zum Beispiel kann er nicht dulden, dass jemand ihm nicht glaubt oder ihm schlichtweg die Gefolgschaft verweigert. Es hat Fälle gegeben, dass er Angestellte in aller Öffentlichkeit minutenlang wüst beschimpft hat. Dann wird er rüde, brüllt herum und tritt schon mal ins chinesische Porzellan. Und Leute, die ihn dann zu erklären versuchen, sagen, er sei doch nur besoffen. Er schreibt Kolumnen in einem Anzeigenblättchen, die journalistisch gesehen eine Anhäufung an Blödsinnigkeiten sind und von einem derart niedrigen Niveau, dass man glaubt, so etwas könne noch nicht mal einem Stammtisch einfallen. Und er macht dabei ziemlich wahllos Ämter und Amtsträger, Politiker und hohe Beamte nieder, als habe er einen Hang, schwere psychosomatische Störungen synchron in einen Computer einzugeben …«
    »Schluss mit Schimpfen, da kommt Besuch«, stellte Emma sachlich fest. »Ein lautloses, großes, schwarzes Auto.«

14. Kapitel
     
    Es klingelte, Emma öffnete. Es blieb lautlos, weil ein schmaler, kleiner Mann in einem dunklen Anzug schnell an ihr vorbeisegelte, direkt auf Rodenstock zueilte und etwas atemlos mit dunkler Stimme haspelte: »Grüß dich, mein Lieber. Lange nicht gesehen. Ich hoffe, es geht dir gut. Wir sollten uns mal treffen, wenn Zeit ist. Ich bin dir dankbar, ich bin dankbar für jeden

Weitere Kostenlose Bücher