Eifel-Connection
erscheint mir im Moment nicht wichtig. Wichtiger war, dass wir mit der Frau des toten Bleckmann sprechen konnten. Diese Frau sagte nämlich Erstaunliches. So zum Beispiel, dass Bleckmann und Glatt ihr Geschäftsfeld sehr schnell und weit ausgebaut haben. Das geht über eine dritte Schuhfabrik bis hin zu einem Kerzenhersteller in Pakistan, einem Kunstblumenhersteller in Thailand, und einer Lampenherstellung irgendwo in Deutschland. Dabei darf man nicht geringschätzig lächeln, denn Kunstblumen zum Beispiel sind ein enormer Wachstumsmarkt. Wir sehen diese Dinger überall, und Glatt hatte mal wieder den richtigen Riecher, wie mir scheint. Unser Ziel muss es sein, den Stier Elvis zu sprechen und diese angeblich wunderschöne polnische Nutte.«
»Entschuldige die Unterbrechung«, murmelte Rodenstock, »aber da gibt es einen bösen Scherz über Glatt. Wisst ihr, wo sich die besten und empfindsamsten Angestellten des Hauses Glatt am häufigsten treffen? Immer im Wartezimmer des nächsten Therapeuten.« Er lachte.
»Wie kommst du an so etwas?«, fragte Emma..
»Na ja, ich habe jetzt Zugang zu den Wartezimmern von Psychiatern.« antwortete er grinsend. »Ich gehöre einer Elite an.«
»Wie auch immer, die Ehefrau des toten Bleckmann sagte eindeutig bei Vorlage eines Fotos aus, sie habe diesen Geologen Dr. Christian Schaad im Vorzimmer der Geschäftsleitung bei Glatt gesehen. Wir zweifeln nicht daran, wenngleich Werendonk das heftig abstreitet. An dieser Stelle haben wir zum ersten Mal eine Verschränkung der Fälle Bleckmann und Schaad. Wir haben aber nicht die geringste Vorstellung, was der Geologe bei Glatt wollte, wir wissen also nicht, wie genau diese Überschneidung aussieht. - Weiter zum bisherigen Ende. Der Geologe Schaad hatte einen Freund, einen seltsamen, treuen Freund. Das ist ein junger Mann, dreißig Jahre alt, der gewissermaßen auf dem Level eines Zwölfjährigen stehen geblieben ist. Und dieser Junge sagte aus, dass der Geologe herausgefunden habe, dass man auf den größten und wichtigsten Förderer von Lava und Basalt in der Eifel einen schweren, massiven Angriff fahren wolle. Offensichtlich will man das Geschäft in großem Umfang übernehmen. Es ist ein traumhaft sicheres Geschäft, es ist ein großes Geschäft. Aber der Zwölfjährige kennt keine Namen. Es wird sich um eine feindliche Übernahme handeln, und nichts ist einfacher anzunehmen, als dass dieser Angriff von zwei Leuten kommen sollte: Von Glatt in Daun und von Bleckmann in Köln. Aber: Dafür haben wir keinen Beweis, nicht den geringsten. Allerdings steht ein Interview mit diesem Unternehmer noch aus. Er heißt Seeth.«
»Sieh mal an, das Urgestein«, sagte Rodenstock beinahe liebevoll.
»Kennst du ihn?«, fragte Emma.
»Aber ja, ich habe ihn kennen gelernt. Das ist lange her. Er erlebte ein schweres Unglück mit seinem Sohn. Der starb an einer sehr schnell und tückisch verlaufenden Leukämie. Es gab keine Rettung, der Alte ist schier verzweifelt, der war richtig am Ende. Das ist jetzt Jahre her. Dieser Sohn hatte seinerseits zwei Söhne. Und der Alte hat beschlossen: Solange die mein Geschäft lernen, kann ich nicht sterben! Und das wird er auch durchhalten, solange der alte Mann da oben ihm dabei beisteht. Ich weiß nicht, wie alt diese Enkel sind, ich weiß nur, dass der alte Seeth ein erstaunlich guter Kaufmann ist und erstaunlich gradlinig und ehrlich. Soll ich euch einen Termin machen?«
»Ja«, sagte ich. »Das wäre nett. Eins habe ich noch vergessen. Das ist auch erst seit zwei Tagen wichtig. Die Familie Jaax hat auf dem Hof einen Arbeiter, einen nach Stunden bezahlten Arbeiter, nehme ich an. Ich erinnere mich daran, dass die Frau Jaax sagte, früher habe man so einen Menschen Knecht genannt. Mir fällt jetzt auf, dass ein solcher Mann eigentlich kontraproduktiv ist, oder aber er ist eingeweiht, er gehört zum Team, er ist Teil der Maschine.«
»Was ist deine Empfindung dabei?«, fragte Rodenstock.
»Knecht geht eigentlich nicht, leuchtet mir nicht ein«, sagte ich. »Auch wenn das Lager nur nachts geöffnet wird, und nur für Stunden. Du kannst auf einem Bauernhof keinen Knecht arbeiten lassen, der niemals in dieses Gebäude darf, und der weiß: Es ist streng verboten, an diese Halle auch nur heranzugehen. Da passt eines nicht zum anderen. Ich gehe davon aus, dass ein solcher Mann unbedingt reden würde, zum Beispiel beim Bier in einer Kneipe. Wir müssen also schnellstens diesen Mann auftreiben, falls es ihn überhaupt
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