Eifel-Connection
denn handeln?«
»Alles!«, bellte er. »Alles, von Bier bis Schnaps bis Rauschgift. Die Eifel ist in der Logistik Europas ein phantastisches Aufmarschgebiet zu allen illegalen Märkten im Westen, von Frankreich über Spanien bis Großbritannien, und selbstverständlich den Benelux-Staaten. Ganz abgesehen von Waffen aller Art. Wir haben düstere Ahnungen, junger Mann, ganz düstere Ahnungen. Aber jetzt zu Ihnen, Frau Rodenstock. Besteht die Möglichkeit, einen Weg zu diesem Hof freizumachen? Von Frau zu Frau?«
»Das muss man ausprobieren. Aber Sie wissen ja, nach einem Versuch bleibt kein zweiter. Diese Leute werden sehr misstrauisch sein. Wenn sie dichtmachen, schließen sie uns von der gesamten Logistik aus, wir haben dann nichts in der Hand, wie mein Mann schon sagte.«
»Wenn ich was sagen darf, Chef.«
»Ja, Glöckler?«
»Wir könnten P-2 hinschicken. Sofort.«
»Das könnten wir. Ja, er ist eine Eule, er ist ein Wurm.«
Glöckler lachte leise.
Sein Chef fuhr fort: »Bleibt festzuhalten, dass ein Mann von uns sich morgen bei Ihnen meldet. Er wird sich als Zöllner ausweisen, und Sie sollten ihn, bitte, unterstützen bei allem, was er verlangt. Er ist schweigsam, gehört aber zu den Besten.
Er wird sich hier melden, wenn es recht ist. Glöckler, wir fahren. Ich danke Ihnen für die Informationen. Ich lasse Ihnen eine Handynummer hier, damit Sie mich erreichen können. Ja, und noch etwas: Die Größe und Bauart dieser Halle deutet darauf hin, dass der Inhalt möglicherweise wertvoll ist. Das lässt mich annehmen, dass die Gegenseite gut aufgerüstet ist. Da keine menschliche Erfindung wirklich sicher ist, dürfen wir davon ausgehen, dass Ihre Handynummern überwacht werden können. Sie sollten in dieser Sache nur mit Festnetzanschlüssen operieren, und jeweils nur so kurz wie nötig. Sie sollten auch unter keinen Umständen Recherchen im Internet betreiben, und sich über ihre Webseiten miteinander unterhalten. Es soll keinerlei Neugierde erkennbar sein. Und Sie sollten unter keinen Umständen die Inhaber dieses Bauernhofs kontaktieren oder Erkundigungen über sie einholen, von denen sie erfahren könnten. Das könnte unser Wild verscheuchen.« Er stand auf und reckte sich, als habe er tief geschlafen.
Emma hielt ihm seinen Trenchcoat hin.
»Nicht schon wieder dieses unpraktische Kleidungsstück!«, entschied er und nahm den Mantel über den Arm.
Es war 2.55 Uhr, und es regnete in Strömen.
»Er ist gut«, sagte Rodenstock nachdenklich. »Jetzt wird es darauf ankommen, wie gut seine Leute sind.«
»Ich gehe schlafen«, sagte ich. »Es war ein langer Tag.«
»Seid nicht allzu mutig«, murmelte Rodenstock. »Ich werde duschen und fahren. Meine Arbeit ruft mich.«
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich. Etwas Besseres fiel mir nicht ein, etwas Besseres konnte man auch nicht sagen. Ich erlebte zum ersten Mal, dass Rodenstock richtig verlegen wurde und uns nicht einmal mehr anschauen konnte. Stattdessen hatte er einen hochroten Kopf, den er unbeholfen zu bedecken versuchte.
15. Kapitel
Die Katzen hatten auf ihren nächtlichen Streifzügen eine Ratte getroffen und in die Küche geschafft, um ein wenig mit ihr zu spielen. Es hatte keinen Sinn, sie zu beschimpfen und zu verfluchen, es half nur, ruhig zu bleiben und keine Panik aufkommen zu lassen.
Das graue Tierchen hatte sich in ein Regal geflüchtet, in dem ich allerlei aufbewahrte, von Öl- und Essigflaschen bis hin zu Töpfen und Pfannen, die ich seltener brauchte, Kartoffeln, Dosengemüse sowie alle möglichen Rollen mit Folien und ähnliche Dinge.
Ich gab den beiden Katzen also in zwei Schüsselchen Katzenfutter, und schloss die Küchentür. Irgendwie würde das Leben sich durchsetzen.
Als ich nach zwanzig Minuten erneut die Küche betrat, um mir ein Brot zu schmieren, lagen die Katzen auf zwei Stühlen dösend nebeneinander, und die Ratte fraß bedächtig und mit offensichtlichem Genuss das Katzenfutter. Natürlich sah sie die offene Tür, rannte mit affenartiger Geschwindigkeit los und entwischte ins Haus. Ich sah sie noch die Treppe nach oben nehmen. Meine Katzen dösten weiter, wahrscheinlich in der Annahme, dass die Ratte ihnen ohnehin nicht entkommen konnte.
»Ihr seid Schlappschwänze!«, murrte ich, aber sie hörten mir nicht einmal zu.
Im Fernsehen war die Hölle los. Japan hatte ein Erdbeben der Stärke neun erlebt, ein Tsunami war über das Land gerauscht, über die mögliche Zahl an Todesopfern mochte kein Mensch spekulieren,
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