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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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aber es gab eine kleine Stadt, in der allein zehntausend Menschen unter den Trümmern zu liegen schienen. Und die Betreibergesellschaft eines japanischen Atommeilers gab einen schweren Störfall zu - Kernschmelze nicht ausgeschlossen. In Deutschland meldete sich die Kanzlerin zu Wort, auch hier seien Sicherheitsstandards neu festzulegen. In Libyen drohte ein Bürgerkrieg, die Europäer wussten nicht, was sie dazu sagen sollten, die NATO wartete ab, die USA waren unschlüssig, und die Welt durfte auf allen Kanälen beim Sterben zusehen.
    Ich ging hinauf in mein Schlafzimmer, wollte mich hinlegen, schlug die Decke zurück und sah die Ratte. Sie hockte vollkommen reglos im Warmen und bewegte keinen Muskel.
    »Na, ja«, sagte ich beruhigend, »es sind ja auch harte Zeiten. Warte mal, ich besorge dir was.«
    Ich ging hinunter in die Küche und schnitt ihr ein Stück Emmentaler ab, wusste aber nicht, ob Eifelratten Emmentaler mögen. Als ich wieder oben angekommen war, war die Ratte selbstverständlich verschwunden, aber weit konnte sie nicht sein. Ich legte ihr also den Käse auf einen Bettvorleger und wünschte ihr gute Nacht. Es war mittlerweile vier Uhr, ich war hundemüde, und mein Gehirn verweigerte jede Tätigkeit.
     
    Ich wurde gegen zwölf Uhr wach, weil jemand klingelte. Es hatte keinen Sinn, das zu überhören, weil solche Leute in der Regel hartnäckig sind und immer wiederkehren. Ich zog also den Bademantel über, registrierte, dass die Ratte den Käse angenommen hatte, und ging tapfer hinunter. Ich öffnete die Tür und stand vor einem Mann, der aussah, als habe er die letzte Hungersnot nur knapp überlebt.
    Er sagte: »Mein Name ist Erhard, ich komme vom Zoll. Hier ist mein Ausweis. Frau Rodenstock war nicht anzutreffen, also kam ich hierher.«
    »Das ist schön«, sagte ich. »Sie sind also P-2.«
    »Kann man so sagen«, nickte er lächelnd. Er war vielleicht fünfunddreißig Jahre alt, hatte struppiges, dunkles Haar und war entsetzlich mager. Er hatte keine Wangen, sondern Löcher, und seine dunklen Augen lagen tief in ihren Höhlen. Seine Erscheinung war ausgesprochen schlunzig, er trug eine deutlich überalterte, grüne Weste über einem blauen Flanellhemd, eine Jeans etwas älterer Bauart über einfachen, ausgelatschten, blauweißen Sporttretern. So, wie er da stand, war er der beruhigende Kumpeltyp.
    »Dann kommen Sie herein, und ich versuche mich an einem Kaffee.« Ich ging voraus und sagte: »Da im Wohnzimmer« Ich drehte mich halb zu ihm herum und sah, dass er eine schwere Waffe unter der linken Achsel trug. »Ihre Zimmerflak brauchen Sie hier aber nicht«, murmelte ich.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Wird nicht wieder vorkommen.«
    »Ich ziehe mir schnell etwas an, es war spät heute Nacht«.
    »Ich hörte davon«, sagte er und legte seine Kanone der Einfachheit halber auf meinen Couchtisch.
    Ich setzte einen Kaffee an, zog mir schnell etwas über und hörte, wie er mit den Katzen sprach. Es klang so, als habe er selber eine.
    Ich servierte uns den Kaffee, dazu einige Restplätzchen, die garantiert aus der Zeit der Bauernkriege stammten. »Es kann losgehen«, sagte ich und sah ihn an.
    »Ich bin kein Waffennarr«, erklärte er sanft. »Wir sind gehalten, im Dienst eine Waffe zu tragen. Das hat mit unserem Beruf zu tun und mit der Tatsache, dass wir uns ziemlich häufig unter fragwürdigen Existenzen bewegen, die ebenfalls Waffen tragen und sie auch benutzen.«
    »Oh, ich weiß, dass Waffen zuweilen notwendig sind. Es sollte keine Beleidigung sein, nur die Feststellung, dass Sie das Ding hier in diesem Haus nicht brauchen werden.«
    »Ich habe das auch so verstanden«, nickte er. »Vielleicht ist es notwendig, Ihnen zu erklären, auf was Sie bei der Halle wahrscheinlich gestoßen sind. Sonst könnten Sie in eine Falle stolpern und sich nicht helfen. Wir nehmen an, dass Sie auf ein Warenlager gestoßen sind. Diese Lager sind grundsätzlich illegal, und nach Schätzung des Staates gehen die Steuern, die jährlich dabei verloren gehen, in den zweistelligen Millionenbereich. Die Rolle, die die Eifel dabei spielt, scheint zunächst nebensächlich. Für die Bekämpfung allerdings hat die Eifel die schwarze Karte, denn hier wird es gefährlich.« Er trank einen Schluck Kaffee.
    »Es kann ja auch sein, dass das ein Mehllager der Vereinigten Bäcker-Innungen in der Eifel ist«, gab ich zu bedenken.
    Er grinste faunisch und nickte. »Schön wär’s. Ich gebe Ihnen ein Beispiel, wobei Sie wissen müssen,

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