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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Makellosigkeit. Im Grunde war es nichtssagend, im Grunde war es das Gesicht, das bestimmte Amerikaner seit Ewigkeiten dem Neuling zuweisen. Es war ein Gesicht, in dem der sprießende Bart nicht erkennbar war. Blanke Knopfaugen von seltsamer Wässerigkeit, aber alles in allem der bemühte Ausdruck eines Strahlemanns. Er hockte in der hintersten rechten Ecke des Cafes, stand auf, stand beinahe stramm und schnarrte: »Mehren, mein Name.« Dazu reichte er uns eine kühle, ganz trockene Hand. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Das wissen wir noch nicht«, antwortete ich.
    »Das kommt wirklich auf Sie an«, murmelte Rodenstock.
    »Setzen wir uns doch«, sagte er leutselig wie ein junger Tanzlehrer und setzte sich.
    Wir bestellten uns jeweils eine Riesenportion Eis mit Sahne, und Rodenstock startete mit: »Sie wissen, daß wir von Seepferdchen kommen, von der Sekretärin des Generals Otmar Ravenstein?«
    »Das sagten Sie am Telefon«, nickte er.
    »Ist nach dem Mord an Ravenstein Ihr Job beim BND verloren?« fragte ich.
    Er nickte bekümmert, sagte aber nichts.
    »Was für ein Soldat sind Sie?«
    »Logistiker mit Spezialisierung auf geheimdienstliche Tätigkeiten.«
    »Und Ravenstein hatte Sie ausgewählt?«
    »Als persönlichen Adjutanten!« betonte er.
    »Hätten Sie beim BND mehr verdient?« fragte Rodenstock genüßlich.
    »Das Doppelte«, sagte er nicht ganz ohne kleinen Seufzer.
    »Wir recherchieren den Mord«, erklärte Rodenstock. »Sie wissen es nicht, aber ich bin Kriminalrat a. D. Hier ist meine Karte.« Er reichte sie dem Soldaten hinüber, der sie las und zurückgeben wollte. »Behalten Sie sie«, sagte Rodenstock.
    »Ich dachte, der Herr General sei Ihr guter Bekannter«, sagte Mehren.
    »Mein guter Bekannter«, stellte ich richtig. »Ich habe ihn gefunden. Ich bin Journalist und werde wohl für den Spiegel drüber schreiben.«
    »Spiegel?« fragte er, als handle es sich um eine besonders giftige Art der Vogelspinnen.
    »Spiegel«, nickte Rodenstock. »Wir haben uns gedacht, wir könnten Sie nach einem bestimmten Tag fragen.«
    »Welchen Tag?« fragte er schnell.
    »Den Tag, als der General zum letzten Mal in der Kaserne in Daun war. Präzise, als Herterich in die Luft geflogen ist und der General hier in der Kaserne auftauchte, was er ja öfter tat. Bei der Gelegenheit muß er etwas entdeckt haben, was seinen Tod zur Folge hatte. Was hat er entdeckt? Außerdem ist er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit beim Amt für Fernmeldewesen aufgetaucht. Vermutlich, weil er nicht fassen konnte, was er entdeckt hatte. Wenn General Otmar Ravenstein Sie dazu auserkoren hatte, den Bundestagsabgeordneten Herterich zu den luftigen Höhen des BND-Chefsessels zu begleiten, dann müssen Sie wissen, was geschehen ist. Denn Sie sind todsicher sein Verbindungsmann in die Dauner Kaserne gewesen.«
    »Darüber darf ich aber nicht sprechen, meine Herren«, sagte er beinahe leutselig.
    »Sie werden es müssen«, antwortete Rodenstock. »Sie werden garantiert vor einem Ausschuß des Bundestages aussagen müssen und ebenso garantiert in einem oder wahrscheinlich mehreren Strafprozessen wegen Mordes und Beihilfe zum Mord.«
    »Vorausgesetzt«, wandte er nicht sehr listig ein, »ich werde von meinem Schweigegelöbnis entbunden, vorausgesetzt, ich darf überhaupt aussagen.«
    »Sie sind ein Arsch«, sagte ich wütend. »Der General muß Ihnen doch etwas bedeutet haben. Er muß doch so etwas wie ein Vater gewesen sein.«
    Das war ein für ihn verheerender Einwand, denn abseits jeder Logik und Beamtenhaltung war das der einzige Punkt, den er niemals würde steuern können. Das war Gefühl, keine Vorschrift.
    »Ich bin dem General dankbar«, sagte er steif.
    »Ich wiederhole, was Baumeister sagte: Sie sind ein Arsch!« murmelte Rodenstock. »Da werden insgesamt vier Menschen umgelegt. Sie wissen etwas, was alle anderen nicht wissen. Und Sie berufen sich auf Ihren Status als Bundeswehrsoldat. Ist das nicht 1880 statt 1996?«
    Mehren zerknüllte eine Papierserviette: »Das ist mir egal. Die Bundeswehr ist mein Arbeitgeber. Ich diene diesem Land.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich.« Rodenstock, das wußte ich genau, wollte jetzt eine Zigarre und ähnliches. Er hob die Hand, und die junge blonde Frau, die im Schuler schon fast zum Inventar gehört, fragte: »Was kann ich tun?«
    »Eine dicke Brasil, einen dreifachen Espresso, eine Tafel Bitterschokolade, einen dreifachen, nein vierfachen Remy Martin.«
    »Geht in Ordnung. Äh, wir

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