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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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loslegen?«
    »Das tun sie sicher«, sagte Gerlach. »Aber es bleibt die Frage, was sie dann mit ihren Erkenntnissen anfangen. Ermitteln müssen sie, schon damit ihnen niemand einen Vorwurf machen kann.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ganz einfach«, antwortete Heike Schmitz. »Er meint, wenn die ermitteln und den Mörder einkreisen, bleibt immer noch die große Frage, ob sie diesen Mörder festnehmen und verhören. Wenn zum Beispiel damit verbunden ist, daß geheime Zustände oder Projekte gefährdet sind, wird niemand wegen dieses Mordes vor Gericht stehen.«
    »Bedeutet das etwa, daß diese Sache intern geregelt wird?« fragte ich.
    »Durchaus«, seufzte Gerlach. »Erinnern Sie sich an den Fall Barschel? Da sind eine ganze Menge Dinge intern geregelt worden. Und zwar mit der Begründung, man wolle die Öffentlichkeit schonen und mit Details nicht verunsichern.«
    Germaine Suchmann kam aus dem Bad zurück, ging aber nicht direkt auf uns zu, sondern verschwand im Windfang und lief um das Haus herum. »Ich bin auf einmal todmüde«, sagte sie.
    »Gleich ist Schluß«, beruhigte die Schmitz.
    »Meinen Sie, daß ich hier schlafen kann?« fragte die Suchmann.
    Gerlach hielt spürbar die Luft an. »Das wird nicht gehen«, murmelte er. »Wir werden das Haus versiegeln.« In seinen Augen stand die Frage, wie naiv denn diese Frau sei.
    »Sie können mit zu mir kommen«, sagte ich. »Kein Problem.«
    »Das ist aber nett«, antwortete sie.
    Die Versammlung der ganz Geheimen und Mächtigen polterte die Treppe hinunter. Gerlach und Heike Schmitz standen auf und stellten sich in einer Andeutung von Habacht-Stellung an den Rand der kleinen Terrasse.
    »Hat der General irgendwann angedeutet, daß es einen Menschen gibt, der ihn haßt?« fragte ich die Suchmann.
    Sie schüttelte energisch den Kopf. »Niemals. Daran würde ich mich erinnern. Er war ziemlich wichtig für mich, bei ihm hörte ich immer genau zu. Nie hat er eine solche Person erwähnt.«
    »Da ist noch etwas, das mich beschäftigt. Oben in seinem Schlaf- und Arbeitsraum steht ein Kinderstuhl. Offensichtlich selbst gemacht.« Ich versuchte es so vorsichtig wie möglich. »Ist das Baby noch unterwegs oder schon geboren?«
    Sie sah mich sehr schnell an. »Halten Sie den Mund?«
    »Sicher tue ich das.«
    »Dieser Kinderstuhl ist die Erinnerung an einen permanenten Beschiß. Vor sechs Monaten stand der auch schon da, vor zwölf Monaten auch. Es fiel ihm immer schwer, darüber zu reden.«
    »Lassen Sie es raus«, forderte ich.
    »Das ist eine miese Kiste. Seine Kinder heißen Johannes und Trude, sagte ich das schon? Diese Tochter hat einen amerikanischen Schauspieler geheiratet, einen gänzlich erfolglosen. Und sie wollte immer, daß Papi ihr ein standesgemäßes Häuschen schenkt, am besten in der Gegend vom Sunset Boulevard. Aber der General wollte nicht, wollte das partout nicht. Dann kam Trude mit der Nachricht rüber, sie sei schwanger. Das muß jetzt ungefähr anderthalb Jahre her sein. Jedenfalls wollte der General dem Kind den Lebensweg etwas erleichtern und kaufte seiner Tochter dann doch ein Haus in einem Canyon bei Hollywood. Das Schlimme war, daß dieses Baby nicht existierte, niemals unterwegs war.«
    »Oh Gott. Und er bastelte den Stuhl?«
    »Er bastelte den Stuhl«, nickte sie. »Ich habe ihm gesagt, er soll das Ding doch einfach verbrennen. Aber er hielt dagegen, daß er sich an diese miese Geschichte erinnern wolle. Er dürfe sie nicht vergessen, sagte er immer wieder. – Können wir nicht einfach abhauen? Das ist so ... das ist so schlimm hier.«
    »Geht nicht. Der dicke Meier schielt schon zu uns rüber. Er will eine Abschiedsrede halten.«
    Der Dicke kam auf uns zu und sagte strahlend, als habe er soeben kraft seines Gehirnes den Fall gelöst: »Wir haben uns dazu entschlossen, den Tod des Generals der Öffentlichkeit mitzuteilen. Wir werden über die Agenturen eine Meldung herausgeben, daß der General bei einem Unglück starb. Er säuberte eines seiner Gewehre, und – plopp – passierte es.«
    »So ein Wahnsinn!« schimpfte die Suchmann. »Er besaß doch gar kein Gewehr.«
    »Das ist richtig«, nickte Meier kühl. »Sie wissen das, aber die Öffentlichkeit weiß es nicht. Und wir bekommen die Zeit, den Fall aufzuklären.«
    »Wollen Sie wirklich aufklären?« fragte ich.
    »Was soll die Frage?« Er war sofort verärgert. »Es geht um die Sicherheitsbelange der Bundesrepublik Deutschland, und da klären wir ohne Rücksicht auf Ämter und Personen

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