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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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auf.«
    »Sie sollten an einem so schönen Tag nicht lügen«, murmelte ich.
    »Sie gehen mir auf den Sack«, schnarrte er vulgär. »Recherchieren Sie nicht, und schreiben Sie nicht, sonst werde ich Sie für den Rest Ihres Lebens heimsuchen.«
    »Und jetzt droht er auch noch«, stellte Germaine Suchmann sachlich fest. Dann drehte sie den Kopf in seine Richtung: »Sie sind ein Arschloch. Und Sie haben die Hosen voll. Aber weil Sie verliebt sind in sich selbst, können Sie das nicht zugeben.«
    Sein Gesicht wurde erst bleich und verharrte dann in einem haferbreiähnlichen Grauton. »Ich kann Sie anzeigen«, drohte er. »Und ich werde Sie anzeigen, wenn Sie nicht den Mund halten.«
    »Leute wie Sie machen mir niemals Angst«, sagte die Suchmann verächtlich.
    »Also«, er bemühte sich um Fassung, »Herr Baumeister wird unter keinen Umständen recherchieren, und Sie, gnädige Frau, werden mit niemandem über diese Angelegenheit sprechen.« Er drehte sich um und rief: »Meine Herren, dann wollen wir mal!«
    Sie marschierten ab, wie sie gekommen waren. Schweigend und im Gänsemarsch. Die Hubschrauber ließen die Rotoren peitschen, und eine Weile herrschte ein höllischer Lärm.
    »Jetzt haben Sie einen Freund fürs Leben«, sagte ich.
    »Er ist wirklich ein Arschloch«, meinte sie.
    Gerlach kreuzte auf und lächelte: »Ihr könnt verschwinden.«
    »Das tun wir auch. Wo wird die Leiche hingebracht?«
    »Besondere Sicherheitsstufe: ins Bundeswehrkrankenhaus nach Koblenz. Aber die Auskunft haben Sie nicht von mir.«
    »Ich habe euch nie gesehen«, nickte ich. »Das Haus wird versiegelt?«
    »Ja. Komisch, der Mann wird mir richtig fehlen.«
    »Ich möchte weg«, sagte die Suchmann und erschauerte. Sie fror.
    Wir verabschiedeten uns, und sie starrte zurück auf das Haus. »Er war dort sehr glücklich.« Sie machte eine weitausholende Geste mit beiden Händen. »So etwas kann sehr schnell zu Ende sein. Ich möchte wissen, ob er seinen Mörder gekannt hat.«
    »Es können zwei gewesen sein, es können drei gewesen sein, wir wissen nichts«, mahnte ich. »Es sieht so aus, als wäre er aus dem Bad gekommen, weil jemand nach ihm rief. Für ihn war es wahrscheinlich ein unbekannter Besucher, denn Badezimmertür und der Platz, an dem er zusammenbrach, sind eine gerade Linie. Wahrscheinlich sagte er: Was kann ich für Sie tun? Und da erwischten ihn schon die Kugeln.« Ich fummelte fahrig in den Tonbändern herum und wählte dann Haydn-Streichquartette aus. Schon das erste glitt sofort in Moll, und ich drückte das Band wieder aus dem Apparat. Hermann van Veen, der auch nicht gerade zur Erheiterung beitrug, dann Jan Gabarek mit einem Stück, das sehr an ein Gebet erinnerte. Ich entfernte auch den Gabarek, auch rein musikalisch war das nicht mein Tag. Statt dessen gab ich Gas, als könne Geschwindigkeit helfen, während die Suchmann neben mir saß und eine Zigarette paffte, als habe sie noch nie im Leben geraucht.
    Plötzlich beugte sie sich weit nach vorn und keuchte: »Halt mal an. Halt die verdammte Karre an!«
    Ich hatte den Weg über die Hohe Acht zur B 412 genommen und war auf der Höhe Barweiler, wo sie B 258 heißt. Ich stieg voll in die Bremse und fuhr rechts ran. Sie sagte nichts mehr, hatte nur ein schneeweißes Gesicht. Sie öffnete die Tür und übergab sich. Das dauerte quälend lange, und ich konnte nichts für sie tun, als ihr von Zeit zu Zeit ein Papiertaschentuch anzureichen.
    »Mein Gott, ich habe ihn so liebgehabt.«
    »Du hast ihn noch immer lieb, und das ist gut so«, sagte ich, nur um etwas zu sagen.
    »Du kannst weiterfahren.« Sie knallte die Tür zu.
    »Jetzt ein Heringstopf beim Markus Schröder in Niederehe«, schlug ich vor.
    »Heringe in der Eifel?«
    »Und wie!« grinste ich. »Wir sind sehr fortschrittlich hier, was Heringe angeht.«
    »Ich komme mir vor wie amputiert. Er war ein fester Bestandteil meines Lebens. Daß ich sterben muß, weiß ich. Von ihm habe ich das nie denken können.« Sie kramte in ihrem Rucksack herum, fischte einen Streifen Kaugummi heraus, sagte: »Ekelhaft!« und begann heftig den Gummi zu bearbeiten.
    In Kirmutscheid bog ich links ab auf Nohn zu und zog den Berg hinauf. Ich fuhr immer noch so schnell, als ginge es um eine Geschwindigkeitsprämie. Doch als die Abendsonne mich voll von vorne erwischte, wurde ich langsamer und konnte die Farben des Sommers wieder sehen.
    »Glaubst du, daß es einen Menschen gibt, der genau weiß, was der General in den letzten Tagen getan

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