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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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bis zwanzig Jahre jünger waren als sie. Auf gut deutsch nannte man sie eine ganz unerschrockene Feministin, in Wirklichkeit benutzte sie ihre Freiheit, erst einmal hemmungslos zu vögeln. Angeekelt war ich natürlich auch. Ich zog nach Schwabing, um zu studieren. Ich wählte Medizin, mein Notendurchschnitt war gut. Ich lebte in einer Wohngemeinschaft in Schwabing, und schon bald war keine Rede mehr von Studium. Mich interessierte zum Beispiel maßlos der Kaloriengehalt von männlichem Samen und ähnliche Blödsinnigkeiten.« Ihre Stimme wurde leiser und sanfter, als überlege sie, ob die Germaine von damals wohl eine gute Germaine war. »Und dann kam der General.« Sie unterbrach sich und lächelte in der Erinnerung.
    »Laß mich ganz schnell eine Zwischenfrage stellen, die ich sonst vergesse. Der General hat also aus Ärger über die jahrzehntelange Wettrüstung ein Gutachten geschrieben, das eigentlich eine massive Ohrfeige für das Verteidigungsministerium und das Bundeskanzleramt war. Das wurde für geheim erklärt und aus dem Verkehr gezogen. Mit anderen Worten: Der General Otmar Ravenstein konnte keinen Furz lassen, ohne daß der sehr sorgfältig registriert wurde. Er konnte sich nicht räuspern, ohne daß der Militärische Abschirmdienst eine Akte anlegte. Er muß doch dazu etwas gesagt haben. War er verärgert? War er zornig? Wollte er kündigen? Ich muß das jetzt wissen, sonst wird mein Bild unvollständig bleiben. Bitte, konzentriere dich.«
    Die Getränke kamen, Germaine schlürfte von ihrem Wein, ich nippte an meinem Kaffee, aus dem Schankraum kam freundlich der Lärm der übermütigen Feuerwehr.
    »Klar hat Otmar reagiert. Daß er die Bundeswehr verlassen würde, hat er nie geplant. Er sagte immer: Wenn man etwas ändern will, dann darf man nicht verschwinden. Sicher war er verärgert, aber er meinte auch: Diese Geheimdienstleute sind alle irgendwie paranoid! Er tat es ab, er nahm es hin. Und er wollte aufmüpfig bleiben. Er schimpfte einmal, er werde eines Tages den ganzen Irrsinn aufschreiben.«
    »Gut, das reicht mir. Er war also ziemlich gefährlich für die Krieger dieser Welt, und er wußte das.«
    »Ja, das wußte er. – Soll ich weitermachen mit München? Also, wir hockten eines Nachts in Schwabing in einem Schuppen, der sich Bar nennt. Und da trafen wir ihn. Er saß mutterseelenallein an einem Tisch, trank unentwegt Champagner und lachte vor sich hin. Im Grunde war die Bar ein Nuttenbunker, und ein paar der Frauen probten aus Spaß Striptease. Sie konnten es nicht und machten daraus Slapsticks. Immer, wenn der BH fallen sollte, schrien sie: ›Wieso geht dieser Scheißhaken nicht auf?‹ Otmar Ravenstein saß da und amüsierte sich königlich. Wir waren zu acht da, die ganze Clique aus meiner Wohngemeinschaft. Wir starrten auf diesen miesen Kapitalisten, von dem wir nichts wußten und der pausenlos Champagner anrollen ließ. Auch Uli war mit, der es sowieso niemals ertragen konnte, wenn ein älterer Mann sich amüsierte oder seine Überlegenheit ausspielte. Wahrscheinlich hatte er einen mächtigen Vater, was weiß ich. Uli ging also an den Tisch des Generals und fragte ihn, ob er seine Schwester kaufen wolle. Sie sei jung und willig, knappe vierzehn und sehr, sehr raffiniert. Also, ich sage dir, es wurde die Hölle. Bis jetzt hatte Otmar sich und den Mädchen den Champagner kübelweise bezahlt, plötzlich war er irgendwie nüchtern, strohnüchtern. Er starrte Uli an und sagte laut, er solle doch fröhliche Leute nicht mit seinen Abartigkeiten stören. Und falls er es wolle, würde er, Otmar Ravenstein, auch Ulis Rechnung übernehmen. Schließlich sagte er: ›Du bist ein mieses Schwein, Kleiner, und du wirst dein Leben lang darunter leiden. Geh mit deinen Zwanghaftigkeiten zu einem Psychiater!‹«
    »Glorifizierst du ihn nicht, den Ravenstein?«
    »Nein, es lief so ab. Uli wollte sich auf den General stürzen, und der rührte sich nicht einmal. Jedenfalls haben wir nichts gesehen. Sie rangelten sich, dann schrie Uli plötzlich wie am Spieß, und Otmar warf ihn auf die Tanzfläche.« Germaine schwieg einen Augenblick. »Uli hatte beide Arme gebrochen. Der General sagte: ›So ist das Leben manchmal, ungerechte Dann ließ er einen Notarzt und einen Krankenwagen kommen. Als der Arzt kam, fragte er Uli, wie er sich denn beide Unterarme brechen konnte. Uli starrte den General an und antwortete, er sei gestürzt. So war das, und ich habe damals gedacht, das ist ein Fingerzeig, meine Liebe! Im

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