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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Grunde waren wir doch eine kleine miese, traurige, depressive Partei, die auf Kosten der Eltern durch das Leben tanzte und eigentlich wußte, daß sie zu feige war, richtig zu leben. Ich wollte jedenfalls diesen Mann näher kennenlernen und mit ihm sprechen. Das gelang auch. Vier Tage später zog ich aus der Wohngemeinschaft aus und ...«
    »Kannst du mir einen Gefallen tun?«
    »Was denn?«
    »Erzähl mir jetzt nicht, daß der General dein Geliebter wurde und überall auf der Welt beglückt die Betten mit dir teilte.«
    Es war erhebend zu beobachten, wie sie errötete. Die Röte kroch vom Hals über ihr ganzes Gesicht. »Hat der General dir etwas von mir erzählt?«
    »Kein Wort. Aber du hast dem Meier erzählt, du hättest mit dem General in aller Herren Länder im Bett gelegen. Und ein wenig kenne ich den General auch: Das hätte er nie getan.«
    »Das ist richtig«, murmelte sie mit gesenktem Kopf. »Doch ich habe das diesem widerlichen Macho nur erzählt, um ihn zu schocken. Und das ist mir doch gelungen, oder?«
    »Sehr sogar«, nickte ich. »Weiter. Du zogst also aus der WG aus.«
    »Richtig, vier Tage später. Er hatte eine Wohnung für mich gefunden, klein, aber sehr schön. In Bogenhausen. Klar wollte ich mit ihm ins Bett. Irgendwie sollte er der nächste Quickie auf meinem Mehrzwecksofa werden. Er sagte mir, das ginge nicht, das würde nie gehen, er ginge schließlich nicht mit seiner Tochter ins Bett.« Sie seufzte. »So war das. Er richtete die Wohnung ein und bezahlte sie auch, er kümmerte sich um meine Schulden, und zu jedem Monatsersten kam Geld auf mein Konto ...«
    »Ein paradiesischer Zustand also.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, eben nicht. Ich studierte mittlerweile Philosophie, diesmal ernsthaft. Ich kam nicht damit zurecht, daß der General alles finanzierte. Ich kam so lange nicht damit zurecht, bis ich begriff, daß er mich wirklich liebte und in mir etwas sah, was er sonst nicht hatte: eine wirkliche Tochter. Es war wie ein Schock, verstehst du? Das war in der Oper. Er sagte, er weiß genau, daß ich selbständig sein will. Und ich sollte es auch sein, und er mischt sich nicht ein. Er sagte, er liebt mich und ich solle mir gefälligst keine Gedanken machen wegen des blöden Geldes. Er hätte soviel davon, daß er es in seinem Leben nicht ausgeben könne. Es war schon verrückt zu erleben, daß der Mann aus dem Nuttenbunker ein leibhaftiger General in leibhaftiger Uniform an der Bundeswehrhochschule in München war. Aber daß er auch noch privat über Millionen verfügte, war an Trivialität nicht zu überbieten. Das war so romantisch-kitschig, daß nicht einmal RTL das gedreht hätte.« Sie kicherte. »Ich hatte jedenfalls plötzlich wieder einen Halleluja-Mann, diesmal einen echten.«
    »Führte er dich in seine Familie ein?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er hat es nicht einmal versucht. Diese Familie war kaputt. Ich lernte sie später in Washington kennen, das sind grauenhaft arrogante Leute, die unentwegt so tun, als habe der liebe Gott ihnen diesen Planeten zum Spielen geschenkt.«
    »Wie lange dauerte dieser Zustand in München?«
    »1980 lernten wir uns kennen, 1982 wurde er nach Washington versetzt und Chef der deutschen Truppen, die in Kanada und den USA ausgebildet wurden, Panzerfahrer und Piloten. Wenig später kam ich nach.«
    »Zufall?«
    Sie schüttelte wieder den Kopf. »An einen Zufall glaube ich nicht.«
    Markus kam mit den Bratkartoffeln, den Heringstöpfen und den Salaten.
    »Wenn es nicht reicht, sagt einfach Bescheid.« Er streifte Germaine mit einem Blick.
    »Schöne Grüße von Dinah«, sagte ich. »Sie ist zu ihren Eltern gefahren.«
    »Muß auch mal sein«, grinste er. »Hoffentlich überlebt sie das.«
    Wir luden uns die Teller voll und begannen zu essen.
    »Wenn du im Leben des Generals so wichtig warst, wirst du bei allen Geheimdiensten bekannt sein«, sagte ich vorsichtig.
    »Das weiß ich.« Sie nickte, und offensichtlich störte der Gedanke sie nicht. »Weißt du, praktisch gehören alle Familien der Diplomaten im Ausland irgendwie zu den Geheimnisträgern, weil es unvermeidbar ist, daß du von allen möglichen Dingen Kenntnis erhältst. Du kannst diese Geheimdienstfritzen nicht immer ernst nehmen.«
    Sie hatte noch immer nicht begriffen. »Das stimmt doch so nicht«, wandte ich vorsichtig ein. »Er hat dir das Gutachten mit dem Wettlauf in der Rüstung diktiert. Du hast es Seepferdchen gegeben. Die hat es abgeschrieben und verschickt. Also ist nicht

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