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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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aber das war fehlgeschlagen.
    »Zweite Tür links«, sagte sie. »Ich laß mal den Kaffee durchlaufen. Gleich rechts steht der Getränkewagen. Du hast zwei Getränke frei, egal was.«
    »Das ist ja toll«, nickte ich.
    Das Zimmer, in das ich jetzt kam, war exakt so, wie ein bestimmter Regisseur des Ersten Deutschen Fernsehens sich die sündige Arbeitswelt von Callgirls vorstellt. Der Raum ersoff in rotem Plüsch, nicht einmal die Decke war ausgespart, bis auf eine Stelle, an der ein Spiegel hing, der exakt so geformt war wie das kreisrunde Bett, das unter ihm stand. Sie hatte sogar den Getränkewagen mit Plüsch drapiert.
    Ich seufzte laut: »Oh Gott!« und war augenblicklich impotent.
    Ganz vorsichtig hockte ich mich auf die Kante eines roten Plüschsessels und harrte der Dinge, die da kommen würden. Aus irgendwelchen Lautsprechern erklang gedämpft ABBA mit »The Winner takes it all«. Ich fragte mich, ob Carlo jemals in diesem Raum gewesen war. Falls es sich so verhielt, waren seine Depressionen grundsätzlich kein Rätsel mehr.
    Ich stopfte mir eine Pfeife, weil der Geruch des Raumes mich an Krankenhaus erinnerte. Wahrscheinlich hatte sie wie viele junge Frauen einen Hygienefimmel und hielt Mundgeruch für eine charakterliche Deformation.
    Durch die Lautsprecher war ihre zärtliche Stimme zu hören: »Der Kaffee kommt sofort.« Zärtlichkeit für exakt vierhundert Mark.
    Nach ein paar Minuten kam sie tatsächlich hinein und stellte ein kleines Tablett auf ein noch kleineres Tischchen. Dann stand sie da etwas breitbeinig und sündig und fragte erfrischend fröhlich: »Und was möchtest du? Hast du einen besonderen Wunsch?«
    »Ja«, gab ich zu. »Ich hätte gern Auskunft über einen gewissen Karl Mechernich, genannt Carlo. Du hast ihm Modell gestanden. Das war, wie du weißt, in dem alten Munitionsdepot oben an der Hohen Acht. Wer war Carlo, und was hat er alles so getrieben in den Wäldern?«
    Sie war helle, hockte sich in einen kleinen Sessel und stöhnte: »Also bist du von den Bullen, oder so was?«
    Ich antwortete nicht.
    »Ich verpfeife keine Freunde«, meinte sie heftig.
    »Carlo ist tot. Da ist nichts zu verpfeifen«, sagte ich ebenso heftig.
    »Hast du eine Ahnung!« entgegnete sie verächtlich und streifte mich mit einem Blick.
    »Meinst du die Parabellum Firequeen?« fragte ich.
    »Die Waffe? Die meine ich nicht. Hat Jonny denn nicht mit euch geredet?«
    Vorsicht, Baumeister, jetzt kommt glattes Gelände! »Jonny hat mit uns geredet. Aber da gibt es, verdammt noch mal, offene Fragen. Und irgendwie müssen wir die Lücke schließen! Mädchen, paß auf, ich will nur deine Hilfe, sonst nix.«
    »Weiß Jonny, daß du hier bist?«
    »Ich nehme mal an, daß er das weiß. Er weiß doch sonst alles, oder?«
    »Stimmt«, feixte sie. »Notfalls kann ich ihn ja anrufen.«
    »Richtig«, murmelte ich. »Das kannst du tun.«
    »Ich zieh mir eben was über«, sagte sie, ganz Dame.
    »Das wäre gut«, nickte ich. »Ich möchte nicht, daß du einen Schnupfen kriegst.«
    Sie ging in eine Ecke und fuhrwerkte in einer Art Truhe herum. Sie fischte einen Bademantel heraus, der natürlich weiß war, und drapierte ihn um ihren wohlgeformten Körper. »Also, wobei kann ich helfen?« fragte sie leichthin.
    »Bei der ganzen Story«, sagte ich und spielte den Wütenden. »Der Vater von Carlo läuft rum und trällert durch die Gegend, daß sein Sohn für seine Mitarbeit eigentlich einen Orden kriegen sollte und so dämliche Geschichten.«
    »Das ist aber doch gar nicht dämlich«, wehrte sie sich mit der Stimme eines kleinen Mädchens. »Eigentlich ist das doch logisch, oder?«
    »Was, verdammt noch mal, ist daran logisch? Daß der Vater das rumposaunt, ist doch dumm, oder?«
    Sie versuchte, mich zu beruhigen. »Laß das arme Schwein doch. Der weiß doch nichts, der kennt den Background nicht. Und im Moment ist er eben ein bißchen durch den Wind, weil Carlo tot ist.« Sie holte aus der Tasche ihres Bademantels ein Papiertuch und schniefte.
    »Sag nicht, daß du dich in Carlo verknallt hast«, warnte ich.
    »Habe ich aber«, murmelte sie. »Mußte ja so kommen. Kann auch nur mir passieren.« Dann hob sie ihr schönes Gesicht. »Aber ich habe strikt meinen Auftrag durchgezogen. Nichts sonst.«
    »Ist ja gut«, sagte ich. »Machst du mir für einen Hunderter ein paar Butterbrote? Ich habe heute noch gar nichts gegessen.«
    Sie starrte mich aus tränenblinden Augen an und mußte lachen. »Du bist vielleicht ein Irrer!«
    »Ich bin ja

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