Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
ihr blondes Haar zu Zöpfen geflochten und trägt die Zöpfe hinten in einem Kranz. Sie sieht aus wie diese Zuchtstuten zu Hitlers Zeiten. Sie schwärmt ja auch für Hitler.«
    »Sie schwärmt für Hitler?«
    »Und wie! Na ja, sie stand also hier. Ich hatte Mitleid, habe sie reingebeten und uns Kaffee gekocht. Und da kommt sie mit einem Vorschlag. Sie sagte richtig süßlich, sie wäre mir sehr dankbar, daß ich ihren Carlo ... daß ich ihren Carlo unterrichte. In Sexsachen. Und Carlo hätte doch kein Geld, oder jedenfalls zuwenig. Ob sie mich dafür denn bezahlen dürfte. Das wäre schließlich mein Beruf. Moment mal, wollte ich sagen, wir lieben uns schließlich, und das hat mit meinem Beruf nichts zu tun! Aber es hatte keinen Zweck, weil sie der Meinung war, ich wäre eben ein Stück Fleisch, das man käuflich erwerben kann. Und von Fleisch, sagte sie, verstehe sie was!
    Dazu lachte sie. Sie sagte auch noch, daß ich ihr versprechen müßte, es wirklich nur mit Kondom zu treiben – mit ihrem Sohn jedenfalls. Obwohl der der einzige Mann war, bei dem ich niemals ein Kondom wollte. Sie sagte, ich wäre eine Ausnahme, weil ich bereit wäre, einer höheren Rasse zu dienen – ihr nämlich und ihrer Familie. Ich dachte, ich träume.« Die Kupisch hockte sich auf das Bett und starrte vor sich hin. »Frauen wie ich haben nie eine Chance, weißt du? Immer wieder kommt einer an, der dich runterstößt in den Dreck, und allmählich glaubst du dann auch, daß du der letzte Dreck bist. Aber diesmal, sagten wir uns, werden wir gewinnen! Der Vorschlag von Anneliese, so heißt Carlos Mutter, war aber noch nicht zu Ende. Komm, wir gehen wieder in die Küche.« Zärtlich zog sie den Vorhang wieder über das Bild.
    »Die Frau ist irgendwie abgedreht, ich denke, sie ist geisteskrank oder so was. Sie sagte, Männer seien roh, und noch niemals hätte sie einen wirklich feinen Mann kennengelernt, und noch niemals hätte sie einen Orgasmus gehabt. Also, Sex wäre etwas für die Vulgären. Sie sprach ›Vulgäre‹ wie ein Schimpfwort aus. Sie würde nur ins Bett gehen, wenn es für sie eine Lust wäre, und das sei noch nie passiert. Nur noch einen Grund gäbe es, ins Bett eines Mannes zu steigen. Um die Rasse zu erhalten, sagte sie. Und langsam rückte sie raus mit dem, was sie wirklich wollte. Ihr Mann, also Carlos Vater, wäre ein sehr wertvoller Mensch. Und die Männer hätten ja den Nachteil, unter ihrer unbefriedigten Geilheit zu leiden. Und ob ich nicht einspringen könnte, denn sie sei es leid. Aber auch bei ihrem Mann dürfte ich nur mit Kondom. Sie hätte einen Extraraum im Haus, in dem ich mit ihm Zusammensein könnte. Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie ich da saß. Ich glaube, ich fand die Sache so verrückt, daß ich aussah wie eine dumme Kuh.«
    »Hast du Jonny davon erzählt?«
    »Na sicher. Mußte ich doch. Jonny grinste nur und sagte: Solange der wirkliche Auftrag nicht leidet, sei ihm das egal. Die Frau sagte noch, sie bietet mir eintausend Mark pro Woche, wenn ich Carlo unterrichte und ihren Mann befriedige. Stell dir das mal vor. Das sind vier Mille pro Monat, einfach so nebenbei. Ich hab sofort Carlo angerufen, und er hat mich geholt. Ich habe ihm von dem Besuch seiner Mutter berichtet, und er hat sich fast übergeben. Er sagte immer wieder: Ich hasse sie! Ich hasse meinen Vater, und ich hasse meine Mutter! Er war schlimm dran. Und dann hat er am nächsten Tag gesagt: Warum nutzen wir das nicht aus? Warum legen wir sie nicht rein?«
    »Moment mal, hast du Jonny auch das mit den eintausend Mark gesagt?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist mein Geschäft, das geht Jonny nichts an.«
    »Und was hat er dir gezahlt für den Aufbau des Netzes um den General?«
    »Fünfhundert die Woche. Und das war es auch wert. Ja, und er hat mir das hier finanziert. Die Wohnung und mein Arbeitszimmer. Das war so ausgemacht, daran hat er sich gehalten. Er hat mich niemals beschissen.« Sie war jetzt bleich, die Schminke war verschwunden. Sie war schöner als vorhin.
    »Du bist auf das Angebot der Mutter eingegangen?«
    »Ja.«
    »Es ist eine unwahrscheinliche Geschichte«, sagte ich. »Wieviel hat Jonny denn dem Carlo bezahlt?«
    »Auch fünfhundert«, sie strich sich über das Gesicht. »Wir hatten achttausend zusammen.«
    »Und die habt ihr gespart?«
    »Ja. Jedenfalls fast alles. Warte mal ...« Sie stand auf und verschwand irgendwohin. Nach wenigen Augenblicken kam sie mit einer Geldkassette zurück. Sie öffnete sie

Weitere Kostenlose Bücher