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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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auch irre hungrig.« Ich pulte einen Hunderter heraus und reichte ihn ihr.
    »Pack den Scheiß weg. Das Brot kriegst du umsonst. Käse? Wurst?«
    »Käse und Wurst. Und danke schön. Soll ich mit in die Küche gehen?«
    »Wenn es dir Spaß macht.«
    Ich folgte ihr in ihr privates Reich und war überrascht. Da gab es eine Küchenzeile aus hellgrün lackiertem Holz, wie man sie heute für Singles anbietet. Dazu einen Tisch und sechs Stühle aus Erle. Die Vorhänge an den Fenstern waren aus grünkariertem Bauernstoff.
    Während sie mir ein paar Brote schmierte, begann ich: »Wie wäre es, wenn wir die Geschichte noch einmal von vorn aufrollen, damit ich nichts vergesse?«
    »Gut«, sagte sie geistesabwesend. »Soll ich anfangen?«
    »Ja, bitte.«
    »Also, der Plan stammt von Jonny. Er erzählte mir davon vor zwei Jahren, als er von Amerika rüberkam. Er sagte, er braucht eine dichte Kette um den General. Erst hat er gedacht, daß ich die Kette stricken kann. Aber der General stand nicht auf hübsche junge Frauen, er war eher so ein Daddy-Typ. Klar?«
    »Klar!« nickte ich brav. »Ist Jonny, ich meine, ist sein Name offiziell der Arbeitsname in diesem Fall, oder ...«
    »Nein, nein, nein«, sie grinste. »Daß er richtig Tom Becker heißt, wissen wir ja. Aber wir sollen ihn Jonny nennen. Und er sagte von Anfang an, daß ihr in alle wichtigen Sachen eingeweiht seid, damit es nicht zu Unklarheiten kommt, wenn ihr übernehmen müßt!«
    »Das weiß ich doch«, nickte ich. »Zu welchem Zeitpunkt kam Carlo rein? Möglichst genau.«
    »Ungefähr vier Wochen später, weil wir anfangs ja von Carlo gar nichts wußten. Also, Jonny kam zu mir und sagte, er braucht dringend ein Netz, um den General sofort zuzubaggern, wenn es nötig wird. Es war mein erster Auftrag. Jonny meinte, der Fall wäre genau der richtige für mich. Ich ging also in dem Sommer hinter das Haus vom General und machte einen auf Sonnenbaden. Du weißt schon, Beine breit und so tun, als käme es mir. Der fuhr dann auch mit seinem Auto vorbei, hielt an und sagte grinsend: Erkälte dich nicht, Mädchen! Dann fuhr er weiter, und ...«
    »Moment. Hat der General was gerochen?«
    »Nicht die Spur.« Sie stellte einen Teller mit Broten vor mich hin. »Aber kaum war der General mit seinem Auto verschwunden, kroch Carlo hinter mir aus den Büschen. Er war verlegen, und irgendwie fand ich ihn stark. Er hatte was, wie man so sagt. Aber er wollte mich nur malen. Na ja, ich dachte, Hauptsache ich habe eine Anbindung an die Gegend, und Carlo erzählte mir dann auch, er kennt den General gut, der ist fast so was wie ein Freund. Ich habe Jonny alles berichtet, und wir haben einen Plan gemacht. Ich sollte mich an Carlo hängen und ihn langsam auf den General nageln. Erst haben wir sogar gehofft, Carlo wäre schwul und der General auch ein bißchen. Aber das war nichts.« Sie nahm sich ein Brot und biß hinein. »Also, ich sollte Carlo nageln und dabei den General als gefährlich für die freiheitliche Ordnung darstellen. Du weißt schon. Jonny sagte, ich hätte massig Zeit. Wir wußten ja nicht, daß irgendwer hingeht und den General umnietet.«
    »Wer wußte das schon?« fragte ich. »Stand das Netz denn? Habt ihr es hingekriegt?«
    »Und wie!« Sie strahlte, sie war stolz, sie hatte etwas Richtiges geleistet. »Jonny hat gesagt, meine Arbeit wäre allererste Sahne ... und er ist eine Nacht ... na ja, er ist eine Nacht geblieben. Als mein Freund.«
    »Wie schön!« lobte ich. »Hoffentlich war Carlo nicht sauer deswegen.«
    »Oh nein.« Sie war etwas erschrocken. »Während der Nacht mit Jonny, da war Carlo noch gar nicht aktuell.«
    »Ach so«, sagte ich und mimte den Beruhigten. »Halten wir fest: Als der General nach Brüssel zur NATO ging, habt ihr angefangen, das Netz zu stricken. Richtig?«
    »Ja, könnte man sagen, obwohl ich gar nicht wußte, weshalb Jonny das Netz brauchte und daß der General in Brüssel war und so.«
    Das kann ich mir vorstellen, dachte ich. Sie haben dir nur erzählt, was sie erzählen mußten, und selbst dann haben sie noch gelogen.
    »Dein Auftrag war also, egal wie, ein Netz um den General. Und da kam Carlo gerade recht, weil er sowieso im Munitionsdepot lebte und der Nachbar vom General war.«
    »Korrekt!« nickte sie. »Und wir bauten das Netz aus. Beziehungsweise Carlo baute es aus.« Sie kicherte. »Er hat zum Beispiel mal eine Akte aus der Arbeitstasche vom General komplett fotografiert.«
    »Ich werd verrückt«, murmelte ich bewundernd.

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