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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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und klappte den Deckel auf. »Das sind runde 80.000, und eigentlich gehört Carlo davon die Hälfte.«
    »Behalt den Scheiß«, sagte ich heftig. »Wir können ja vergessen, daß es das Geld gibt. Und es hat eigentlich mit dem Fall nichts zu tun, oder?«
    »Eigentlich nicht. Carlo sagte immer, das wäre unsere Sozialversicherung. Und ich mußte ihm versprechen zu mogeln. Ich durfte nicht echt mit seinem Vater schlafen, ich mußte immer so tun, als ob. Und der war so dumm, daß es klappte.«
    Es war fünf Uhr geworden, die Temperatur war immer noch schweißtreibend. Und den wirklich wichtigen Teil hatte sie kaum angerissen. Was war zwischen ihr und Carlo und dem General gelaufen? Wie hatte diese Verschwörung im Auftrag des Tom Becker ausgesehen? Und warum war sie angezettelt worden?
    »Ich habe noch tausend Fragen«, sagte ich. »Aber vielleicht haben die noch ein oder zwei Tage Zeit. Was hat Jonny gesagt, weshalb brauchte er ein Netz um den General?«
    Sie starrte mich an und Mißtrauen zog auf. »Wieso weißt du das nicht, wenn du doch mit Jonny zusammenarbeitest?«
    »Ich arbeite nicht mit Jonny zusammen«, murmelte ich. »Jonny ist eigentlich mein Feind. Er mag mich nicht. Und ich mag ihn nicht. Und er hat dich ganz gewaltig beschissen.« Ich sah ihr ins Gesicht.
    »Du hast mich geleimt.« Ihr Tonfall klang hohl, irgendwie verblüfft.
    »Ich hatte keine andere Wahl«, sagte ich. »Mich wundert es eigentlich, warum Jonny dich nicht vor mir gewarnt hat.«
    »Warte mal, wie heißt du doch noch?« Sie schrak zusammen. »Ich habe nicht mal deinen Namen mitgekriegt. Ich weiß nicht mal, wie du heißt. Aber du hast gesagt, wie du heißt. Baumeister, äh?«
    »Richtig, Siggi Baumeister.«
    »Er hat mich gewarnt, hat gesagt, du wärst eine linke Sau. Ich soll dich nicht mal mit der Kneifzange anfassen.«
    »Wie nett von Jonny. Du mußt hier weg, Mädchen. Kennst du einen kleinen Dicken, einen Mann namens Meier? Der ist beim Bundesnachrichtendienst und wurde heute morgen erschossen. Am Haus des Generals.«
    Sie schüttelte wortlos den Kopf und hörte nicht auf, mich anzustarren, als sei ich ein Monster.
    »Ich habe Carlo auf dem Waldweg hinter dem Haus des Generals gefunden«, erklärte ich. »Das war ich. Er ist nicht verunglückt. Sie haben ihn erschossen. Deswegen bin ich doch hier, Mädchen. Nur deswegen.«
    Sie hörte nicht zu. »Warum betrügen mich alle Menschen? Wirklich alle? Na gut, Carlo hat mich nicht betrogen. Er war der einzige. Er hat mich wirklich geliebt. Erschossen? Wieso erschossen? Das ist doch scheiße, ist das. Wieso erschossen? Willst du mich jetzt noch einmal übers Ohr hauen? Er ist doch ... wieso denn erschossen? Er ist doch gegen einen Felsen gefahren. Oder? Erschossen?«
    »Ich habe ihn gefunden«, wiederholte ich leise und behutsam. »Ich habe ihn auch fotografiert. Er ist erschossen worden. Mit derselben Waffe wie der General. Jonny hat dich die ganze Zeit beschissen. Und du mußt jetzt hier raus. Und zwar ganz schnell.«
    »Das ist doch verrückt. Wieso hier raus? Jonny hat mich nie beschissen. Hat immer bezahlt und alles eingehalten.«
    Ich nahm das Handy aus der Tasche und rief in Dreis-Brück an. Germaine meldete sich sofort.
    »Ich bringe einen Gast mit«, sagte ich lapidar. »Kannst du ein Bett im Arbeitszimmer von Dinah herrichten?«
    »Klar, mache ich. Was hast du erreicht?«
    »Ich habe jetzt keine Zeit. Bis später.«
    »Jonny hat behauptet, du bist ein Journalist«, sagte Marion. »Das ist doch richtig, oder?«
    »Das ist richtig«, nickte ich.
    Die Glocke der Haustür schlug mit dem Läutewerk von Big Ben. Marion Kupisch erhob sich automatisch und ging auf den Flur hinaus. Sie nahm den Hörer ab und fragte: »Ja, bitte?«
    Ich konnte hören, wie er gutgelaunt rief: »Sammy hier, Baby. Ich muß dringend mit dir reden.«
    »Ach, Sammy«, sagte sie, und in ihrer Stimme war unendliche Erleichterung. »Na, sicher. Komm rauf.« Sie drückte auf den Türöffner, sah mich an und lächelte vage. »Du wirst das alles erklären müssen. Du kannst es Sammy erklären. Sammy ist Jonnys Freund, mußt du wissen.«
    »Ich weiß«, nickte ich mit trockenem Mund.
    Sie öffnete die Tür, und da stand Sammy, mächtig gutaussehend und mächtig stark. Er sah mich und grinste: »Sieh einer an, der Zeitungsschnüffler. Na, Zeitungsschnüffler, wie geht es dir?«
    »Nicht so gut«, meinte ich und ließ ihn vorbei.
    Er blieb stehen und drehte sich zu uns herum. »Laßt uns reden«, sagte er beinahe

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