Eifel-Feuer
Mangels versagt.« Der Genitiv war perfekt, er sagte wirklich »wegen Mangels«.
Marion hatte sich einen Holzblock gekauft, in dem große Messer steckten. Er stand auf der Anrichte genau in Sammys Blickfeld. Nur, was sollte ich mit einem Messer, wenn ich mich nicht traute, damit umzugehen? Angesichts eines geräucherten Eifler Schinkens kann ich mit einem Messer durchaus umgehen, angesichts eines lebenden Sammys überhaupt nicht.
Ich stand auf und bemerkte auf seinen mißtrauischen Blick hin: »Keine Angst, ich will nur meine Pfeife säubern und stopfen.« Ich ging an das Waschbecken und kratzte mit dem Pfeifenstopfer im Kolben der Valsesia von Lorenzo herum. Dann drehte ich das Wasser auf, um die Tabakreste wegzuspülen. Sammy hatte nach wie vor die Waffe auf dem Tisch liegen, er genoß seine Macht. In der Polizeischule in Münster hatte ich einmal gehört: Jemand, der seine Waffe nicht sofort gebraucht, wird sie trotz Androhung nach einer bestimmten Weile nicht mehr benutzen. Da bauen sich Hemmungen auf. Ich zog also eines der Messer heraus und erwischte ein beachtliches Fleischermesser, mit dem man notfalls einen Elefanten tranchieren konnte. So schnell ich es vermochte, drehte ich mich, legte mich weit über den Tisch und hielt ihm das Messer an den Hals.
»Es ist groß und scharf«, sagte ich. »Marion, nimm die Waffe, nimm sie weg.«
Sie brauchte unendlich lange Zeit, um die Waffe zu greifen. Sammy hielt die Augen geschlossen, sein ganzes Gesicht zuckte.
»Mach doch keinen Scheiß«, heiserte er.
»Tue ich nicht«, versprach ich. »Marion, da ist ein roter Hebel an der Seite der Waffe. Stell ihn um, und gib sie mir.«
»Das geht nicht«, flüsterte sie gepreßt.
»Das geht«, sagte ich so ruhig wie möglich.
»Stimmt«, bestätigte sie und legte die Waffe neben mich auf die Tischplatte. Ich nahm sie und richtete sie auf Sammys Kopf.
»Du wirst jetzt stille sein.« Ich drückte den Lauf fest gegen seine linke Schläfe. »Marion? Hast du Paketband?«
»Nein.«
»Isolierband?«
»Ja. Aber das ... das geht doch nicht, das können wir nicht machen.«
»Das müssen wir machen«, sagte ich fest. »Wahrscheinlich hätte er uns auch erschossen.«
»Hätte ich nicht«, meinte Sammy. »Es war Aufgabe, euch einzuschüchtern.«
»Einschüchtern hätte nicht genügt«, hielt ich dagegen. »Todsicher solltest du mich krankenhausreif schlagen.«
Er antwortete nicht.
»Hol also das Isolierband«, befahl ich.
Marion ging wie in Trance aus der Küche hinaus.
»Sie ist ein verdammt besserer Kumpel als ihr ihn verdient«, sagte ich. Ich zog mich zurück, hockte mich ihm gegenüber auf einen Stuhl und hielt die Waffe weiter auf ihn gerichtet. »Als der General aus den Staaten zurückkam, hattet ihr das Netz für ihn schon geknüpft, nicht wahr?«
»Richtig.« Er nickte. »Er hat manche Sauerei angerichtet, und Tom wollte kein Risiko eingehen, als er nach Bonn versetzt wurde.«
»In Washington hat er euch Schwierigkeiten gemacht?«
»Das ist ein offenes Geheimnis. Das Pentagon hat jede Menge Kapitalanforderungen mit der Hochrüstung der Russen begründet. Dann ging dieses Arschloch hin und sagte: ›Stimmt, die Russen rüsten hoch, aber ihr Material ist beschissen – also regt euch nicht auf!‹ Also fragte unser Präsident: ›Stimmt das? Wenn das stimmt, was dieser General sagt, dann kriegt ihr im Jahr runde sechs Milliarden Dollar zuviel. ‹ Und das ging nicht, verstehst du, das ging einfach nicht. Wäre er irgendein beschissener Abgeordneter gewesen, hätten wir das tolerieren können. Aber er war ein General, ein verdammter, beschissener General.«
»Das Gutachten über die russische Hochrüstung ist Schnee von gestern. Warum wurde er jetzt umgebracht?«
»Das wissen wir nicht«, sagte er. »Wir haben alle unsere Quellen ausgenutzt – und wir haben gute. Vielleicht hängt es mit Daun zusammen, mit dieser blöden Fernmeldeeinheit. Da ist er jedenfalls ein paarmal gewesen in der letzten Zeit. Andererseits war er sowieso dauernd da.«
»Jemand hat ihn getötet. Jemand hat den Küster und Carlo getötet, bloß weil sie den Killer gesehen haben. Jemand hat heute morgen den BND-Meier getötet. Und ihr wollt nicht wissen, wer das war?«
»Ja, so ist es«, nickte er sachlich. »Du kannst die Musspritze aus der Hand legen, ich bin friedlich.«
»Leute wie du sind niemals friedlich. Eine Frage noch.«
Marion kam herein und legte eine Rolle breites, schwarzes Isolierband vor mich hin.
»Also, die letzte
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