Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Frage«, sagte ich. »Ihr müßt doch wenigstens eine entfernte Ahnung haben, weshalb er getötet wurde.« Ich machte eine Pause, beobachtete ihn genau. »Nach meiner Auffassung hat es mit Ewald Herterich zu tun, Bundestagsabgeordneter, Verwaltungsspezialist, in Ex-Jugoslawien tätig. Er wurde in die Luft gejagt.«
    Sammys Gesicht blieb vollkommen regungslos, nur seine Augen reagierten und schlössen sich unendlich langsam für ein paar Sekunden.
    »Bingo!« grinste ich. »Und wie steht es mit dem Geheimdienstfreak Heiko Schüller? Dieselbe Partei, aber ganz anders gepolt. Was ist mit dem?«
    »Wenn du das schon alles weißt, dann kann ich dir sagen, daß Schüller ungefähr so unschuldig ist wie meine Tochter. Und die ist fünf. Wir haben Schüller sofort in die Mangel genommen. Da ist nichts.« Er lächelte matt. »Schüller ist einer dieser Typen, die unheimlich hart spielen und angeben wie zwei Sack Seife. Aber wenn es hart kommt, kneifen sie den Schwanz ein und kriegen eine fiebrige Grippe. Du kannst mir glauben, Baumeister. Von der Sorte Schüller gibt es viel zu viele, und sie sind allemal beschissene Partner.«
    Es konnte sein, daß er ein perfekter Lügner war, es konnte aber auch sein, daß er die Wahrheit sagte. Ich betrachtete die Waffe in meiner Rechten aufmerksam und sah ihn an. Dann entriegelte ich das Magazin und ließ es hinausgleiten. Die Kugel im Lauf pumpte ich aus. »Das Magazin liegt unten vor der Haustür. Du gibst uns zehn Minuten. Mehr brauche ich nicht.«
    Er nickte unbekümmert.
    »Laß uns gehen, junge Frau«, murmelte ich. Ich starrte auf das Isolierband. Nein, ich wollte ihn nicht damit fesseln, ich hielt das für vollkommen sinnlos. Er war ein Mann, der mit Isolierband nicht zu stoppen war.
    »Wolltest du mich wirklich erschießen, Sammy?« fragte Marion sachlich.
    »Nein«, sagte er.
    »Aber schriftlich kriegst du das nicht«, warnte ich sie. »Bis zum nächsten Mal.«
    »Ist okay«, nickte er.
    Wir standen in der Tür und wußten zwei Sekunden lang nicht, wer von uns beiden vorgehen sollte. Da rief Sammy hinter uns: »Du lernst es wirklich nie, Baumeister!«
    Er begann sofort zu schießen, es war ein mörderischer Lärm. Betulich langsam verfeuerte er sechs Schuß und traf den Türrahmen zwischen mir und Marion. Kaum war er fertig damit, ließ er ein Messer hinterherfliegen. Es blieb stark vibrierend in der Türzarge stecken.
    »Ich wollte euch nicht töten«, sagte er belehrend. »Hätte ich das gewollt, wäre es längst passiert. Deine Akte enthält ein Profil, das sehr interessant ist. Danach bist du ein Zehn-Sekunden-Mann. Das heißt, entweder schlägst du in zehn Sekunden zu oder überhaupt nicht mehr. Unsere Jungens haben recht.« Er lachte schallend. »Ihr habt die zehn Minuten trotzdem.«
    Marion neben mir war schneeweiß im Gesicht, und sie atmete nur mühsam. Einen Augenblick lang hatte ich Furcht, sie würde einfach ohnmächtig. Aber sie berappelte sich schnell wieder.
    Dann drehte ich mich herum und sah Sammy an. »Du bist ein Oberarschloch, eigentlich gehörst du in ein Museum für Völkerkunde. In jedem Fachbuch über deinen Scheiß-Verein aus Langley/Virginia steht geschrieben, daß ihr immer mindestens zwei Waffen und zwei Messer im Einsatz tragen sollt. Man muß euch zwei Gehirne empfehlen. Ich habe darauf gewartet, mein Freund, daß du beweist, was für ein starker Macho du bist. Du kotzt mich an, Sammy, und irgendwann werde ich dir mit Vergnügen das Gebiß zertrümmern. Laß uns gehen.«
    Er hockte am Küchentisch und fand es todsicher ätzend, was ich ihm gesagt hatte. Sicher war er erstaunt, daß ich nicht die geringste Furcht zeigte, und tatsächlich empfand ich keine Furcht. Er hatte sein Gesicht verloren, er wußte das und senkte den Kopf.
    »Hier hast du das Magazin deiner Waffe wieder«, sagte ich und warf es auf den Tisch. »Damit du dich nicht so hilflos fühlst und weiter um dich ballern kannst.«
    Dann machten wir die Küchentür hinter uns zu.
    »Du hast ihn tödlich beleidigt«, sagte Marion zittrig.
    »Das hoffe ich«, stimmte ich scharf zu. Doch ich war nicht sicher, ob das klug gewesen war. Bei genauem Hinsehen hatte ich eine Dummheit begangen, mir unsinnigerweise zur Unzeit einen Feind gemacht.
    Wir stiegen die Treppe hinunter und gingen zum Wagen. Der Abend war immer noch heiß, und aus dem Asphalt strömte ein aufdringlich bitterer Geruch. Ich fuhr zurück in die Eifel. Es gibt Momente, in denen ich nur dort ruhig werden kann. Dies war so ein

Weitere Kostenlose Bücher