Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
sagte er.
    »Was soll das?«
    »Na ja, du kriegst einen Prominententransport«, antwortete er und war schon verschwunden.
    Ich wurde in meinen üblen Vorahnungen bestätigt, ich schlief ein, obwohl ich partout nicht einschlafen wollte. Mediziner sind eben hinterhältig, seit der Gesundheitsreform geradezu hinterlistig.
    Ich wurde wach, weil jemand Weibliches flötete: »Dann wollen wir mal zum Röntgen, Herr Baumeister.«
    »Wie? Wieso? Was soll das?«
    »Sie sind hier im Maria-Hilf-Krankenhaus in Daun. Wir müssen uns doch anschauen, was der Unfall angerichtet hat, nicht wahr?«
    »Ja, Mami«, sagte ich und hatte einen unglaublich dicken Hals. Ich schwor der gesamten Welt Rache. Aber die Götter hatten davor die Spritze des Tilman Peuster gesetzt. Ich schlief einfach wieder ein. Das Letzte, was mich störte, war die Erkenntnis, daß ich schon wieder nackt war oder immer noch. Ich wurde im Röntgenraum nur widerwillig wach, weil ich träumte, Dinah wäre heimgekommen.
    »Aha, er kommt zu sich«, sagte eine Männerstimme.
    »Macht nix«, erwiderte eine Frau. »Dreh ihn mal, damit ich den Schädel von der Seite kriege. Und mach diesen blöden Verband vom Oberschenkel ab.«
    »Hast du eine Ahnung, ob es heute auch Würstchen gibt?«
    »Frikadellen!« murmelte die Frau. »Frikadellen!«
    Dann nahm sie meinen Kopf und legte ihn so, wie ich ihn mein ganzes Leben lang noch nie gelegt hatte. Und es tat weh, und ich glaube, ich schrie.
    »Na, na«, sagte die Frau, »wir wollen doch nicht meine Arbeit stören, oder?«
    Ich muß wieder eingeschlafen sein, denn ich kam erst wieder zu mir, als ich in einem sehr weichen und bequemen Bett lag und entdeckte, daß ich eine Art Engelshemdchen trug, hinten offen, schutzlos der Witterung preisgegeben. Ich entdeckte auch, daß ich allein in diesem Zimmer lag und daß mein hilfloses Krächzen niemanden erreichte.
    Endlich erschien wie von einer Rakete gestartet eine stämmige Eiflerin in Schwesterntracht, die eine Spritze vor sich hertrug wie andere Leute ein Glas Sekt. »Wie geht es uns denn?« flötete sie.
    »Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht«, sagte ich störrisch.
    »Das kriegen wir hin, Herr Baumeister, das kriegen wir hin. Und nun drehen wir uns mal zur Seite. So! So ist es schön, dann gibt es einen Piks ... sehen Sie? Und schon fühlen wir uns himmlisch wohl.«
    »Sie sollten in die Werbung gehen«, sagte ich und zog die Bettdecke wieder hoch.
    Ehe ich einschlief, kam noch jemand aus der Verwaltung vorbei, und zufällig war dieser jemand Günther Leyendecker, der hinterhältig grinste. »Wie geht es dir denn?«
    »Prima«, sagte ich. »Jemand hat eine Maschinenpistole ausprobiert, und ich stand zufällig im Weg.«
    »Na so was«, murmelte er, und in seinen Augen stand die Behauptung: Der Baumeister tickt nicht richtig. »Wo bist du denn versichert?«
    »DKV Gruppenversicherung privat. Journalisten-Besonderheit.«
    »Das ist schön«, nickte er. »Dann können wir richtig zulangen.«
    »Hat irgendein Arzt denn gesagt, was ich habe? Ich meine, es wäre doch erhellend, wenn man mir Auskunft geben würde, oder?«
    »Totaler Erschöpfungszustand«, murmelte er und notierte etwas auf einem Vordruck. »Du mußt mal Pause machen, Junge.«
    »Ich will hier raus«, wagte ich zu fordern.
    »Immer langsam mit den jungen Pferden«, erwiderte er. »Ich guck mal nach dir, ich komme wieder vorbei.« Und raus war er.
    Mein Bewußtsein wurde schon wieder schwammig, und ich glitt übergangslos in einen Traum, in dem ein älterer Mann fortwährend sagte: »Mein Chef wird auch Zuckerstückchen genannt, mein Chef wird auch Zuckerstückchen genannt.« Plötzlich wußte ich, wer auf mich geschossen hatte, und ich wollte es brüllen oder es zumindest jemandem sagen. Aber ich sackte in eine große tiefe Dunkelheit, und alles war ausgelöscht.
    Mir schien nur ein Augenblick vergangen zu sein, tatsächlich war es bereits sechs Stunden später: Die Tür öffnete sich mit einem explosionsartigen Knall, und ein Weißkittel stürmte hinein, als ginge es darum, mich möglichst schnell mattzusetzen.
    »Wie geht's?« Er strahlte und reichte mir eine Hand.
    »Wenn Sie mich entlassen, würde ich sagen, es geht mir gut.«
    »Schmerzen?«
    »Keine im Augenblick. Sagen Sie mal, was habe ich eigentlich? Mal abgesehen von der Wunde am Bein?«
    »Eigentlich nix«, sagte er.
    »Wie schön. Dann kann ich verschwinden.«
    »Geht nicht«, widersprach er. »Zwei, drei Tage noch. Sie sind, wenn ich mir die Bemerkung erlauben

Weitere Kostenlose Bücher