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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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darf, richtig abgewirtschaftet. Ihr Freund, der sehr nette Herr Rodenstock, hat mir berichtet, daß Sie sich die Wunde am Oberschenkel durch einen Sturz zugezogen haben. Er ist der Ansicht, es sei ein Schwächeanfall gewesen.«
    »Dieser Sauhund«, explodierte ich.
    Er war ein wirklich netter Medizinmann, auch wenn sein Atem ein wenig streng roch. »Nicht ärgern«, sagte er. »Es ist doch gut, so einen Freund zu haben.«
    »Richtig gut!« bestätigte ich. »Und was mache ich mit der Wunde?«
    »Nichts«, meinte er lapidar. »Ab und zu den Verband auswechseln, eine gute Salbe drauf. Alles paletti.«
    »Welche Salbe denn?«
    »Heilsalbe. Nichts Kompliziertes, einfach Hamamelis.«
    »Na prima«, sagte ich. »Dann besorgen Sie sich mal den Zettel, auf dem ich unterschreiben kann, daß ich gegen den ärztlichen Rat die Klinik verlasse. Und zwar jetzt.«
    »Da erhebe ich Einspruch.« Aber er wußte, daß er verloren hatte, und er ging, sich den Vordruck zu besorgen.
    Eine halbe Stunde später stand ich im milden Abendlicht auf einer Straße in Daun und fühlte mich großartig. Die Konditorei Schuler hatte noch auf, und ich ließ mir zwei Stück Torte von der ganz kriminellen Sorte servieren – mit Schokolade und Sahne – zusammen wahrscheinlich sechstausend Kalorien. Dann marschierte ich weiter ins Buchlädchen und kaufte mir Nachricht von einer Entführung von Marquez. Von dort rief ich zu Hause an und fragte Rodenstock, ob Dinah schon aufgetaucht sei.
    »Negativ«, sagte er. »Wie geht es dir?«
    »Oh, prima«, gurrte ich. »Ich habe meinen Schwächeanfall fest im Griff.«
    »Das mußt du verstehen«, erklärte er hastig. »Ich kann denen doch nicht sagen, daß irgendein Irrer mit der Maschinenpistole auf dich losgegangen ist. Dann müßte er die Bullen benachrichtigen. Erhol dich gut, mach ein paar Tage blau.«
    »Gibt es sonst was Neues?«
    »Nichts. Wir versuchen, die einzelnen Teile des Puzzles aneinanderzusetzen. Aber es entsteht kein logisches, geschlossenes Bild. Der General muß etwas entdeckt haben, was seinen Tod bedeutete. Und genau das finden wir nicht. Ist dir denn etwas eingefallen?«
    »Mir ist eingefallen, wer auf mich geschossen hat, aber es ist verschwunden. Die Idee war gut und richtig, sie ist irgendwo in meinem Gehirn abgespeichert worden, doch ich habe noch keinen Zugang.«
    »Hoffen wir das Beste«, sagte er abwesend.
    »Bis gleich«, grüßte ich, und ehe er explodieren konnte, hatte ich aufgehängt.
    Angela Schüll vom Buchlädchen hatte mir den Marquez eingepackt, und ich bezahlte und verabschiedete mich, um zu Ganser zu laufen und ein Taxi zu besteigen. Unterwegs kaufte ich mir eine Waffel Eis und fühlte mich noch besser, als ich Eis lutschend durch den Abend ging. Es sind eben die kleinen Dinge, die Tage schön machen können.
    »Das ist leichtsinnig!« sagte Emma lächelnd. Aber sie nahm mich in den Arm und gestand: »Es ist eigentlich gut, dich wieder hierzuhaben.«
    Seepferdchen war auch da, Germaine lümmelte in einem Sessel herum, Marion saß auf dem Fußboden und las eine meiner Reportagen. Auf daß mein Haus voll werde.
    »Wo ist denn Rodenstock?«
    »Im Arbeitszimmer«, gab Germaine Auskunft. »Er hört gar nicht mehr auf zu arbeiten.«
    Rodenstock hatte eine Wand von den Bildern befreit und Packpapier draufgezogen. Er sah mich kurz an, sagte aber nichts. Er hatte alle wichtigen Komponenten des Falles in großen Druckbuchstaben festgelegt und versuchte, durch Kreuz- und Querverbindungen so etwas wie ein durchgängiges Muster zu entwickeln.
    »Was hat eigentlich Seepferdchen erzählt?«
    »Nichts Konkretes, aber sehr Wichtiges. Es gab zwei Tage, an denen der General schier ausnippte. Der erste Tag war der, als vor mehr als vier Wochen dpa meldete, Herterich sei samt Fahrer in die Luft gesprengt worden. Herterich war ein enger Freund, der General begreiflicherweise von der Rolle. Der zweite Tag lag vierzehn Tage später und muß laut Seepferdchen ebenfalls mit Herterich zu tun haben. Der General war kurz bei der Bundeswehr in Daun, also bei dem Horchposten gewesen. Er kam wieder, stand vor seinem Schreibtisch und sagte mehrere Male: ›Mein Gott, Herterich! Mein Gott, Herterich! ‹ Dann übergab er sich. Er meldete sich für drei Tage in sein Jagdhaus in der Eifel ab. Seepferdchen sagt, daß sie genau weiß, daß er bei dieser Gelegenheit erneut in der Kaserne in Daun war. Und sie weiß auch definitiv, daß er zusätzlich noch woanders gewesen ist, aber sie weiß nicht, wo. Sie

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