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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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zog, lächelte er leicht verlegen. »Es ist ganz einfach, mein Sohn. Die Tatsache, daß alle Geheimdienste plötzlich aufgescheucht an der Leiche standen, besagt nichts anderes, als daß Herterich nicht von Moslems und nicht von Christen in die Luft gejagt wurde, sondern von Deutschen. Und bei denen ist scheißegal, ob sie katholisch oder evangelisch oder jüdischen Glaubens sind, auf Bhagwan schwören und heimlich zu Uriella beten. Was glaubst du, habe ich recht?« Er lehnte sich zurück, griff erneut zur Kaffeetasse, starrte angeekelt auf das Getränk und wechselte es dann gegen Kognak aus.
    »Wir haben keinen Beweis, aber ich wette, du hast recht. Gut gemacht, mein Alter. Es waren also Deutsche, die Herterich in die Luft geblasen haben. Warum, verdammt noch mal?«
    »Das weißt du genau«, grinste er. »Du bist angeschlagen, und dein Gehirn ist noch in Reparatur. Aber du weißt es, weil sich jetzt ein Bild ergibt.«
    Wenn er den Pauker spielte, haßte ich ihn zuweilen, aber diesmal forderte er mich heraus, und ich mußte die Herausforderung annehmen. »Herterich wurde in die Luft gejagt, weil er in Kürze nach Deutschland zurückkehren wollte, um einen höchst wichtigen Job anzutreten: die Leitung des Bundesnachrichtendienstes.«
    »Dafür gibt es keinen Beweis!« warnte Rodenstock. »Aber ich glaube, daß es sich so verhält. Hast du eine Ahnung, welche Einstellung Herterich zu Geheimdiensten hatte?«
    »Keine Ahnung. Das könnte Seepferdchen wissen. Ich hole sie.«
    Die alte Dame stand in der Küche und versuchte mit aller Gewalt, von einem sehr harten, geräucherten Eifelschinken eine Scheibe herunterzuschneiden – das Ganze mit versunkener Miene und feuchten Lippen.
    »Ich helfe Ihnen.« Der Eifelschinken war delikat, aber ebenso hart. Nach etwa drei Minuten hatte ich eine Scheibe erobert. »Haben Sie eine kurze Weile Zeit für uns?«
    Sie nickte und folgte mir in das Arbeitszimmer. Rodenstock bugsierte sie sanft, aber energisch auf den Schreibtischsessel vor dem Computer.
    »Junge Frau«, sagte er. »Seien Sie locker, nicht verkrampfen!«
    »Macht der das immer so?« fragte sie mich.
    »Immer«, nickte ich.
    »Es geht um Herterich, der in Ex-Jugoslawien getötet wurde. Sie haben gesagt, er sei ein echter Freund von General Ravenstein gewesen. Das wurde zwar von Frau Herterich bestätigt, ich frage Sie trotzdem, ob Sie bei dem Begriff Freund bleiben?«
    »Bleibe ich«, sagte sie entschieden.
    »Sie haben auch gesagt, die beiden Männer hätten die gleiche Wellenlänge gehabt. Ist das richtig?«
    »Das ist richtig.«
    »Meinen Sie das politisch oder ganz allgemein?«
    Sie lächelte fein. »Das können Sie sich aussuchen. Natürlich ist das auch immer politisch gemeint.«
    »Auf welchen Sektoren kamen denn die Gemeinsamkeiten besonders klar heraus?«
    »Na ja, auf dem Sektor Geheimdienste. Der General hat schließlich dafür gesorgt, daß Herterich den Chefsessel beim BND bekommen sollte. Habe ich das nicht schon erzählt?« Sie starrte mich hilflos an.
    »Oh Gott, nein«, sagte ich. »Wieso hat der General ihm den Job besorgt? Ich denke, das war ein Einverständnis aller Fraktionen des Bundestages.«
    »Das war es auch. Aber erst später«, nickte sie. »Der General hat die ganze Vorarbeit gemacht, Werbung für Herterich. Das war ein hartes Stück Arbeit.« Sie blinzelte erneut. »Sollte ich das vergessen haben zu erwähnen?«
    »Sie haben es vergessen«, murmelte Rodenstock freundlich. »Aber das macht nix. Ihr General hatte also einen Favoriten für das Amt, und der hieß Herterich.
    Warum? Ich meine, in welchem Verhältnis stand der General zu diesen Geheimdiensten?«
    »Er meinte, das seien lauter Irre mit einer Paranoia.«
    »Wörtlich?« fragte Rodenstock.
    Sie nickte. »Und wie! Er war ja Spezialist auf dem Gebiet. Als junger Mann, das hat er immer zugegeben, war er begeistert von Geheimdiensten. Er stellte sich das Leben eines Agenten unheimlich spannend vor. Irgendwann in späteren Jahren hat er mal in die Arbeit des militärischen Abschirmdienstes reingerochen. Da kam er dann ins Büro und hat geflucht, daß erwachsene Männer Patronenhülsen suchen müssen, die beim Scheibenschießen verschwunden sind oder ähnlicher Blödsinn. Das, was ihn bei allen Geheimdiensten aufregte, war die Tatsache, daß die niemals zu kontrollieren sind, daß sie eigentlich tun, was sie wollen. Erinnern Sie sich, daß der BND mal Jeeps und ähnliches Zeug nach Israel geliefert hat und das Zeug als landwirtschaftliche

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