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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sagte, er habe so gelitten, daß sie Angst vor einem Herzinfarkt gehabt habe.«
    »Daß Herterich an beiden Tagen die Hauptrolle spielte, ist sicher?«
    »Ganz sicher«, nickte er.
    Wir starrten uns an und erschraken beide gleichzeitig.
    »Das kann nur bedeuten, daß der General herausgefunden haben muß, wer den Herterich in die Luft gejagt hat.« Rodenstock führte eine Hand an sein Kinn und kratzte sich leicht, wie er es immer tut, wenn er in höchster Konzentration plötzlich eine Lösung sieht.
    »Na sicher, das ist es!« Ich glaube, ich brüllte fast. »Der General hat herausgefunden, wer es getan hat. Und er wollte es dem Spiegel-Redakteur erzählen ...«
    »Nicht so einfach, nicht so einfach«, wehrte Rodenstock ab. »Geh langsamer und systematischer vor. Was ist denn in den Zeitungen zu lesen gewesen, als Herterich zu Tode gesprengt wurde?«
    »Selbstverständlich waren die Täter serbische Moslems oder serbische Christen. Beide Gruppen mußten diesen Mann hassen, weil er sie dazu zwang, sich zumindest einigermaßen zu vertragen, obwohl sie sich auf den Tod haßten. Es gab aber kein Bekennerschreiben, also blieb es letztlich gleich, welche Gruppe die Sprengung arrangierte. Kriminaltechnisch gab es ohnehin nichts zu beweisen. Es war TNT, wahrscheinlich aus Österreich. Es war ein herkömmlicher Zünder, der einfach durch einen Wecker aktiviert wurde. Das ganze Paket hing unter dem Mercedes von Herterich, war auf einen hinteren Motorträger geschraubt. Von Herterich und seinem Fahrer blieb nichts übrig, sie wurden vollkommen zerrissen.«
    »Wie reagierte die Bundesregierung?« fragte Rodenstock weiter.
    »Wie üblich. Der Außenminister sonderte einige gallige Bemerkungen ab und stellte angeblich Bedingungen. Der Regierungschef der Serben entschuldigte sich ein paarmal. Der Mann ist windige Entschuldigungen gewöhnt, der hat gewissermaßen Übung, weil er sowieso nicht koscher ist. Um es kurz zu machen: Herterich war tot, ein Verantwortlicher wurde nicht gefunden, man konnte zur Tagesordnung übergehen. Und letztlich stimmte die Bundesregierung wieder zu, als es darum ging, beim Wiederaufbau den Serben mit Rat und Geld zur Seite zu stehen. Alles wie gehabt. Es gab Kollegen, die geradezu saumäßige Kommentare schrieben. Zum Beispiel: Die Serben seien nach den langen Kriegsjahren so verroht, daß es auf einen Mord mehr oder weniger nicht ankomme, und es sei eben peinlich, daß es diesmal ausgerechnet einen Deutschen erwischt hätte. Mit anderen Worten, der Serbe an sich als Untermensch. Ekelhaft, einfach ekelhaft.«
    Rodenstock breitete beide Arme aus. »Hör auf. Also, da wird dieser Herterich in die Luft gejagt. Selbstverständlich sucht man die Täter unter Moslems oder Christen. Der General kriegt heraus, wer der wahre Mörder ist, und wird deshalb erschossen. Das kann nur bedeuten, daß ...« Er schloß die Augen, und ich wollte gerade wetten, daß er an Kaffee, eine Brasil-Zigarre und Bitterschokolade dachte, als er leise sagte: »Ich hätte gern einen starken Kaffee, ein Stück Bitterschokolade ...«
    »Ich gehe schon«, seufzte ich. Ich arrangierte alles hübsch auf einem Tablett, stellte noch eine brennende Kerze daneben und trug es ins Arbeitszimmer. »Die Kerze ist als Beschleuniger für deine grauen Zellen gedacht. Du hast mit den Worten geendet: Das kann nur bedeuten, daß ... Ja, was bedeutet denn das?«
    »Weiß ich noch nicht«, murrte er, »ich bin ja kein stimmungsloser Computer. Es ist wirklich ein komischer Fall.« Er lutschte an einem Stück Bitterschokolade, trank einen Schluck Kaffee und schloß einen Moment lang vor Wonne die Augen. Dann zündete er geradezu feierlich die Zigarre an und paffte gewaltige Wolken vor sich hin, die gelinde ausgedrückt bestialisch stanken. Als Gegenmittel stopfte ich mir eine Morena aus Olivenholz.
    »Ich frage mich«, fuhr er fort, »wieso man plötzlich dich töten will.« Er musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. »Kannst du dir gar nicht vorstellen, weshalb du in die ewigen Jagdgründe geschickt werden sollst?«
    »Ich habe darüber nachgedacht. Ich muß etwas wissen, dessen Bedeutung mir nicht klar ist. Aber ich weiß nicht, was ich weiß.«
    Er nickte nachdenklich. »Wahrscheinlich ist das so. Eines steht fest: Der General muß die Lösung des Falles, also die Identität des Mörders hier in der Eifel erfahren haben.«
    »Das ist richtig«, nickte ich. »Was will uns der Dichter damit sagen?«
    Wie immer, wenn Rodenstock messerscharfe Schlüsse

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