Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
mein Schlafsack ein, und ich packte mich in den Garten. Es war eine Premiere, denn in diesem Garten hatte ich noch nie geschlafen. Ich nahm zwei Tabletten gegen die Schmerzen und wurde erst wach, als Marion sich zu mir gesellte und einen Becher Kaffee bereithielt.
    »Du bist wirklich ein As«, sagte ich, und sie wurde verlegen. »Es ist schön hier.«
    Es gelang mir nicht, mich zu rasieren, weil vier Frauen im Haus bei nur einem Badezimmer eine komplette Besatzung darstellen. Aber immerhin gelang es mir, in meinem Schlafzimmer ein neues Hemd zu ergattern und ähnlich Wichtiges. Der Vollständigkeit halber öffnete ich Dinahs Schrank und atmete ihren Duft ein, weil der Mensch von irgend etwas leben muß. Dann fiel mir ein, was ich tun könnte. Wenigstens Emmas Auto war frei, und ehe jemand auf die Idee kommen konnte, es zu benutzen, fuhr ich vom Hof.
    Ich gebe zu, daß es ein Unding ist, morgens um neun Uhr, an einem ganz gewöhnlichen Montag, Baumeister in einer Parfümerie zu erleben. Ich ging in die der Oberstadtfelderin Elke Mayer an der Lindenstraße in Daun, die der Einfachheit halber Mademoiselle heißt und Schönheitspflege rund um den Körper anbietet.
    Ich eröffnete die schwierige Transaktion mit der ungemein intellektuellen Feststellung: »Lange nicht gesehen.« Angesichts der Tatsache, daß ich den Laden noch nie betreten hatte, war es eine wirklich köstliche Bemerkung. Tapfer fuhr ich fort: »Meine äh, meine äh, äh, also meine Lebensgefährtin kauft bei Ihnen zuweilen einen Duft, so ein Eau de toilette. Ich weiß nicht, wie das Zeug heißt, aber ich hätte gern eine Pulle davon käuflich erworben.« Dann atmete ich aus und fand, ich hatte es gut gemacht.
    Sie war jung, unbeschwert und gutgelaunt. »Wie wäre es, wenn Sie die Dame beschreiben. Dann hätte ich einen Anhaltspunkt.«
    »Das ist sinnvoll«, nickte ich weltmännisch. »Sie geht mir bis dahin!« Ich legte mir selbst eine Hand auf die Schulter. »Sie hat dunkles schulterlanges Haar, trägt eine Brille, minus drei Dioptrien, und sie ... Ich weiß nicht mehr. Aber ich glaube, sie liebt es süß und leicht.«
    Sie sah mich an, als hätte ich etwas Wesentliches vergessen, mein Gehirn zum Beispiel. »Wie alt ist sie denn?«
    »Also, alt ist sie nicht gerade. So fünfunddreißig. Und, halt, da fällt mir etwas Wichtiges ein. Sie redet sehr viel mit den Händen. Das tun viele Leute, aber sie hat eine ganz merkwürdige Methode. Sie sticht, um überzeugender zu wirken, immer mit beiden Zeigefingern auf ihre Gesprächspartner ein. Natürlich ohne sie zu verletzen.«
    »Aha!« Ihre dunklen Augen schienen ein wenig heller zu werden. »Gio von Armani?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Könnten Sie denn den Geruch wiedererkennen?«
    »Sicher!« sagte ich.
    Sie verschwand in Richtung eines kleinen Tischchens, auf dem eine ganze Batterie höchst wunderbar geformter Flakons stand. Sie kam mit einer Flasche zurück, sprühte etwas auf ein Stück Papier und hielt es unter meine Nase.
    »Könnte sein«, sagte ich.
    »Da gibt es noch was Ähnliches«, meinte sie und kam mit drei neuen Flaschen zurück.
    »Auf der Haut riecht so was alles anders«, wagte ich zu sagen und ließ mir die Düfte auf die Hand sprühen.
    Wir einigten uns auf das von Armani. Ich kaufte es und zog wieder davon.
    Als ich im Hausflur auf Rodenstock traf, sagte er verächtlich: »Wieso stinkst du wie ein Männerpuff?«
    »Gute Frage«, sagte ich. »Erzähl mal, wie stinkt denn ein Männerpuff?«
    »Im Ernst, hat dich eines der anwesenden Weiber infiziert?«
    »Nein. Es ist das Zeug, das Dinah benutzt. Und weil ich angemessen trauern will, habe ich es besorgt.«
    Er sah mich an und lächelte leicht. »Das ist gut. Wir haben noch keinen Termin bei Heiko Schüller. Er ist mit den Kanzler in Asien und beglückt China. Heute nachmittag treffen wir uns im Cafe Schuler mit diesem Bundeswehrmenschen aus Daun. Diese Regierungsrätin im Amt für Fernmeldewesen macht Kummer, ich kann sie nicht erreichen. Ihre Sekretärin sagt, sie hat Urlaub. Drei Wochen, und die haben gerade erst angefangen. Sie hat auch keine Ahnung, wo ihre Chefin steckt, aber sie sagte, ihre Chefin sei eine Reisetante.«
    »Hast du denn ihre private Adresse?«
    »Nein. Kann aber keine Schwierigkeit sein, oder? Ich wollte jetzt Brötchen kaufen. Kommst du mit?«
    »Einverstanden.«
    Wir saßen kaum im Wagen, als er fragte: »Wie sieht es eigentlich mit dem Bildmaterial aus?«
    Normalerweise interessierte sich Rodenstock für diesen

Weitere Kostenlose Bücher