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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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journalistischen Aspekt nicht, normalerweise war das ausschließlich meine Sache. Ausgerechnet jetzt fragte er danach.
    »Halt an, und fahr allein zu den Brötchen. Ich glaube, ich weiß jetzt, wer auf mich und Marion geschossen hat.«
    Er fragte nicht, er hielt an, und ich ging die paar Schritte zurück.
    Als er mit den Brötchen auf den Hof rollte, war ich dabei, den vierten Schwarzweißfilm zu entwickeln, die Filme, die ich am Tatort inmitten der Schar von Geheimdienstleuten geschossen hatte. Der Mann, das war ganz sicher, hatte richtig haßvoll von einem Zuckerstückchen geredet und damit seinen Chef, den BND-Meier, gemeint. Ich versuchte, die Szene zu rekonstruieren, aber es gelang mir noch nicht. Ich suchte auf den Negativen sein Gesicht, war mir aber nicht sicher, ob ich es auf Anhieb wiedererkennen würde.
    Rodenstock klopfte an die Tür.
    »Nicht jetzt«, sagte ich. »Ich habe noch das Rotlicht an.«
    »Du hast ihn fotografiert, nicht wahr?«
    »Ja, möglich. Ich suche und komme dann.«
    Wie hatte sich dieser Mann ausgedrückt, was genau hatte er gesagt? Und was hatte ich darauf geantwortet, in welche Szene der vielen Szenen neben der Leiche von Otmar Ravenstein paßte dieser Mann?
    Dann hatte ich es. Der dicke BND-Meier hatte gedroht, mir die Eier abzureißen, falls ich recherchieren sollte. Er hatte mich stehenlassen und war zu dem Gespräch mit den leitenden Männern zurückgekehrt. Und im gleichen Moment hatte neben mir in einem Pulk von Männern dieser gesuchte Mann gesagt: »Das, was mein Chef ist, wird auch Zucker Stückchen genannt.« Ich hatte irgend etwas geantwortet, mich umgedreht und wollte hinausgehen. Es folgte die Überlegung, daß ich das Gesicht dieses Mannes nicht vergessen wollte. Ich drehte mich um und schoß das Foto, wahrscheinlich aus der Hüfte ohne Sucher. Das Einzige, was mich an diesem Mann stutzig gemacht hatte, war die Tatsache, daß er die Bemerkung über seinen Chef seltsam hatte fallenlassen, nicht heiter, nicht so, als erzähle er einen Scherz. Ich versuchte mich weiter zu erinnern, wie hatte der Raum aus dieser Perspektive ausgesehen? Natürlich, im Hintergrund mußten zwei Türen zu erkennen sein: die zur Küche und die zum Bad.
    Ich erinnerte mich plötzlich, daß ich beim Hinausgehen aus dem Haus des Generals nur wenige Fotos gemacht hatte. Die meisten hatte ich beim Hineingehen und Herumstehen gemacht. Daher mußte es eines der letzten Fotos auf dem Film Nummer drei sein.
    Endlich hatte ich ihn und zog ihn auf vierundzwanzig mal achtunddreißig. Es dauerte nur Minuten, bis auf dem Hochweiß des Papiers sein Gesicht geformt wurde.
    Im Grunde war es kein besonderes Gesicht, fiel durch absolut nichts auf. Er konnte vierzig oder fünfzig Jahre alt sein, und soweit ich mich erinnerte, war er von gleicher Größe wie ich, also etwa 175 Zentimeter groß. Ich nahm eine Klammer und hängte den noch klatschnassen Abzug zum Trocknen auf. Dann machte ich Licht und rief nach Marion.
    Sie kam, ein Brötchen kauend, die Treppe hinauf. »Brötchen mit diesem Eifelschinken sind ein Gedicht«, sagte sie.
    »Du solltest nach Strohn fahren und zum Otten gehen. Da hängen diese Dinge gleich doppelzentnerweise herum. Dort kriegst du auch die Eier von Jahnsen frisch und Premiumbrände, die dir das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen, falls du wirklich gute Schnäpse liebst. Das war die Werbung, jetzt die Frage.« Ich stellte die Frage nicht, sondern deutete mit dem Kopf auf das an der Leine baumelnde Foto.
    »Ich werd verrückt!« hauchte sie. »Das ist der Mann.«
    »Ganz sicher?«
    »Ganz sicher. Ich schwöre.«
    »Gut.«
    »Und wie kommst du an sein Foto?«
    Ich erzählte es ihr und überlegte dabei krampfhaft, ob man an einen solchen Mann herankommen könnte.
    Schließlich gingen wir hinunter in die Küche. Sie saßen alle um den Tisch herum und waren gutgelaunt. Germaine fütterte Paul mit Leberwurst, Momo hockte auf Emmas Schoß und bekam Käse mundgerecht in die Schnauze gesteckt.
    »Das ist der Mann, der Marion und mich erschießen wollte«, sagte ich und hielt das Foto hoch. »Er ist es ohne jeden Zweifel. Er ist ein Mann des Bundesnachrichtendienstes, wahrscheinlich in Bonn stationiert. Er war am Tatort des Mordes an dem General. Hat einer von euch eine Ahnung, wie wir an einen solchen Mann herankommen können?«
    »Ich habe Verbindungsleute da«, murmelte Rodenstock. »Ich würde es herausfinden, aber ich würde auch sämtliche Pferde scheu machen und den ganzen Fall

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