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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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ein Alibi gibt.«
    »Scheiße!« rief er heftig. »Die Adresse bitte.«
    Ich gab sie ihm.
    »Fahren Sie nicht dorthin«, befahl er knapp. »Ich will zuerst mit ihr sprechen.«
    »Klar«, versprach ich.
    »Vielen Dank. Rodenstock muß gleich eintrudeln. Ich lasse die Leichen nach Daun bringen. Krankenhaus. Wir sehen uns dort. Übrigens noch etwas: Es handelt sich wirklich um Margarine. Streng genommen um ein Erzeugnis unter dem Handelsnamen Rama.«
    »Wie haben Sie das so schnell rausgekriegt?«
    »Mein Chemiker ist gut. In dieser Rama war ein Stoff, der nicht auf den Frühstückstisch gehört und...«
    »Curare«, tippte ich schnell.
    »Das nicht«, sagte er. »Wir wissen noch nicht, um was für ein Gift es sich handelt.« Dann hatte er aufgelegt.
    Paul lief auf mich zu und fiel wie üblich auf der Stelle um. Er wedelte mit allen Pfoten, und ich kraulte ihn und sagte: »Ich weiß, mit wem ich sprechen muß, mein Lieber. Mit Charlie. Und Charlie mag Katzen nicht, also mußt du zu Hause bleiben.«
    Paul war das ganz egal.
    Ich spielte die kleine Hausfrau, richtete Rodenstock das Gästezimmer her und bezog ein Bett. Er sollte es richtig gut haben bei mir. Ich spielte sogar mit dem Gedanken, ihm ein paar wilde Rosen neben das Bett zu stellen, aber das ließ ich doch sein.
    Es schellte, ich schrie: »Reinkommen! Kognak kommt, Kaffee kommt, bittere Schokolade habe ich auch.«
    Jemand sagte etwas schrill: »Wie?«, aber es war nicht Rodenstock, es klang eher weiblich.
    Also polterte ich die Treppe hinunter, und da stand sie. Sie war etwas kleiner als ich, stämmig und wirkte hoffnungslos freundlich. Dunkle, schulterlange Haare rahmten eine Brille, die auf erhebliche Kurzsichtigkeit hinwies. Aber die Augen strahlten. Sie trug eine Lederjacke aus dem Krieg 70/71, Jeans und die Sorte schwarzer Stiefel, die im australischen Outback sehr beliebt ist. Sie sagte: »-Ich wollte zu Herrn Baumeister.«
    »Der bin ich.«
    »Ich habe Sie schon angerufen, aber Sie waren nicht da«, erklärte sie. Vielleicht war sie 28, vielleicht 30, nein, eher 25.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Sie lächelte. »Das geht hier nicht auf der Treppe.«
    »Ach, du lieber Gott. Kommen Sie rein. Gleich neben Ihnen sind Sessel und sowas. Viel Zeit habe ich aber nicht.«
    »Das macht nichts«, murmelte sie etwas stumpf. Sie drehte sich zur Seite und hockte sich im Arbeitszimmer in einen Sessel.
    »Ich heiße Marcus«, stellte sie sich vor, »Dinah Marcus. Ich bin aus einem Nest hinter Daun. Da lebe ich. Nun geht das nicht mehr so gut. Ich wollte fragen, ob Sie vielleicht wissen, wo ich journalistisch arbeiten kann. Oder, wie ich an Kontakte komme.«
    Du lieber Himmel, jemand der meinen Berufsstand anstrebte. An einem Montag. Eine Frau. Mitten in der Eifel. »Was haben Sie denn bisher geschrieben?«
    »Allerhand, einiges, in alternativen Szeneblättern, Sie wissen schon.«
    »Ich weiß gar nichts«, meinte ich. »Ich arbeite fast immer allein. Wie alt sind Sie denn?«
    »Fünfunddreißig«, antwortete sie. »Ich bin Soziologin. Aber wer braucht schon eine Soziologin?«
    »Das weiß ich auch nicht«, gab ich zu. »Haben Sie denn irgend etwas Geschriebenes mitgebracht?«
    Mit dem rechten Zeigefinger fuchtelte sie unentwegt in der Luft herum. »Ich könnte was schicken. Aber hat das überhaupt Zweck? Ich meine, lesen Sie das?«
    »Das lese ich«, nickte ich. »Aber im Moment haben wir hier einen Doppelmord, da geht es etwas lebhaft zu.« Ich erwähnte das so beiläufig, als handelte es sich um Alltägliches.
    Sie war irritiert. Sie sagte: »Aha!« Dann fuhrwerkte sie erneut mit dem Zeigefinger vor ihrem Körper herum. »Ich meine, ich muß irgendwie sehen, wie ich mich in der Eifel durchschlage. Ich liebe die Eifel. Ich will hierbleiben.« Sie hielt inne. »Wer ist denn ermordet worden?«
    »Das ist nicht weiter wichtig«, erklärte ich großspurig. »Haben Sie Zeit?«
    »Ja. Ziemlich viel.«
    »Haben Sie auch ein Auto?«
    »Ja.«
    »Ist da auch Sprit drin?«
    »Wenig.«
    »Dann tanken Sie voll. Hier ist Geld. Sie können sofort etwas tun. Ein Paar ist ermordet worden. Der Mann war Banker. Das Paar hatte eine Jagdhütte bei Bleialf. Ich muß verdammt schnell wissen, wo diese Hütte genau steht. Bitte feststellen, nicht reingehen, auch nicht einbrechen. Geht das?«
    »Natürlich«, sagte sie. »Aber ich brauche die Namen.«
    Ich gab sie ihr, und sie lief zu einem silbrigen Golf, der knatternd von dannen zog. Es klang wie eine Kriegserklärung an sämtliche

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