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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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natürlich«, sagte sie nicht ohne Stolz. »Er wartet dauernd auf mich.«
    »Und wahrscheinlich nimmt er das Geld des Erzbischofs, wenn Sie es verdient haben.«
    »Das nimmt er gern«, nickte sie. »Dann geht er Knoblauchspaghetti essen und lobt mich eine Flasche Wein lang für meinen Arbeitseinsatz. Er ist ein ganz sensibler...«
    »So Leute kenne ich auch. Du sagst ihnen, daß du sie nicht magst, und sie fragen dich vorwurfsvoll, ob du es denn vor dir selbst verantworten kannst, Mitmenschen so etwas Mieses zu sagen. Wie lange wird der Macker jetzt warten?«
    »Das richtet sich danach, wann ihm der Wein ausgeht und wann das Brot alle ist. Also bis morgen, schätze ich.«
    »Das Asylgesuch ist angenommen«, entschied ich.
    Rodenstock stand unter der Laterne vor meinem Haus und grinste. Er tönte: »Im Dienste der Gerechtigkeit.«
    »Hör auf mit dem Scheiß«, murrte ich.
    »Ich habe etwas«, sagte er beschwichtigend. »Ich habe etwas wirklich Wichtiges.«
    »Das will ich hören«, forderte die Soziologin.
    Wir gingen also ins Haus und setzten uns erwartungsvoll wie Schulkinder.
    »Die Kyllheim-Finanzierung ist zusammengebrochen«, berichtete Rodenstock gedankenvoll. »Das Land hatte weitere sechs Millionen versprochen, hat sie aber heute zurückgezogen und auf drei Millionen gekürzt. Das hat dazu geführt, daß einige Handwerker abgesprungen sind. Sie haben sich geweigert und sind samt ihren Bautruppen abgezogen.«
    »Kann es sein, daß der Mörder das wußte?« fragte Dinah Marcus.
    »Das kann sein«, nickte Rodenstock. »Aber das kann nicht der Grund gewesen sein, Pierre Kinn und Heidelinde Kutschera zu töten. Kinn war nur Vertreter der Banken, und Heidelinde Kutschera hatte überhaupt nichts mit den Finanzen zu tun. Aber das ist noch nicht alles. Die Finanzbasis, auf der das Projekt eigentlich stand, ist auch zusammengebrochen. Da wollen einige Leute verdammt viel Geld wiederhaben. Runde acht Millionen.«
    »Charlie!« rief ich und begann zu begreifen.
    »Nicht nur Charlie. Der hat rechtzeitig zurückgezogen«, widersprach Rodenstock, »und seine drei Millionen meine ich gar nicht. Als die Planung des Projektes begann, machte man sich erhebliche Gedanken, wie man die erste Finanzierungsstrecke schaffen könnte. Der Trick war uralt. Jeder Handwerker, der in dem Projekt beschäftigt sein wollte, mußte sich schriftlich verpflichten, ein Apartment im Werte von rund zweihunderttausend Mark zu kaufen. Er mußte die Kaufsumme hinlegen. Auf diese Weise konnten die Banken bereits rund 25 bis 30 Millionen nachweisen, ehe überhaupt der erste Bagger auftauchte. Das wiederum verhalf dem Projekt zur notwendigen Glaubwürdigkeit, weshalb Land und Bund mit Krediten winkten. Das heißt, die 30 Handwerker, die eingesetzt wurden, haben zunächst dafür sorgen müssen, daß ihre Arbeit überhaupt stattfinden konnte. Jetzt haben wir den Salat, denn denen gehören jetzt Apartments, die es gar nicht gibt.«
    »Wieviel Motive sind denn das?« fragte die Soziologin.
    »Dreißig«, antwortete Rodenstock mit leichtem Lächeln. »Und Pierre Kinn war der Mann, der die Apartments verscheuerte, um die Finanzierung sicherzustellen.«

Viertes Kapitel
     
    »Wir brauchen Charlie«, sagte ich. »Er könnte das alles erklären. Ich glaube nicht an dreißig Motive. Ich weiß genau, wie windig diese Finanzierungen sind. Sie sind unsauber, riechen nach Beschiß, sind aber legal. Wir hatten hier einen konkursgegangenen Hotelkomplex, bei dem die Banken frisch, fromm, fröhlich, frei eine Tennishalle mit 1,2 Millionen Wert angaben, obwohl man sie nebenan im Bausatz für die Hälfte kaufen konnte. Da gab es auch 30 Apartments. Die gehörten inzwischen geschiedenen Eheleuten zu gleichen Teilen oder ganzen Erbengemeinschaften. Um das Hotel zu verkaufen, mußte alles renoviert werden. Das ging aber nicht, weil manche Apartments im Besitz von fünf oder sechs Personen waren, die zum Teil nicht einmal mit ihrem Wohnort bekannt waren. – Wir brauchen also Charlie. Warum sollte einer dieser Handwerker den Pierre töten? Und Heidelinde gleich mit?«
    »Weil einige Handwerker nicht nur ein Apartment kauften, sondern zwei oder gleich drei. Jetzt sieht es so aus, als würden sie für ihre Arbeit nicht bezahlt werden. Sie haben aber für die Apartments Kredite aufgenommen. Sie können keine zusätzlichen Kredite aufnehmen, damit das Geschäft weiterläuft. Mit anderen Worten: Sie sind pleite. Sie können ihre Läden dichtmachen. Verdammt, Baumeister, was

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