Eifel-Filz
befand er. »Wir müßten versuchen, die Frau aufzutreiben, die ihn in dem Video reitet.«
»Du willst seinen Weg einengen«, murmelte Wiedemann. »Du hast recht.«
»Ich mache darauf aufmerksam, daß ich mit Ihrer Truppe konkurrieren werde«, sagte ich. »Ich will zunächst zwei Dinge erledigen. Erstens will ich mit Kutschera sprechen, und zweitens will ich diese Dame suchen, die sich ja vermutlich Natascha nennt, wenn man der Beschriftung der Videohülle glauben kann.«
Wiedemann grinste. »Ich habe die Ahnung, daß Sie genau wissen, wo Sie Natascha suchen müssen, oder?«
»Ich kenne in Daun einen Mann, der sich zum moralischen Maßstab aller Dinge macht und der ständig seinen Kindern beibringen will, was ein anständiger Bürger ist. Dabei weiß jeder, daß er mindestens einmal im Monat nach Wittlich in einen Puff fährt. Auf dieser Basis werde ich recherchieren.« Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. »Im Ernst, ich habe keine Geheimnisse.«
»Kutschera wird nichts hergeben«, meinte Wiedemann. »Er ist schweigsam, er ist ein Sensibelchen in tiefer Trauer.«
»Ich versuche es«, beharrte ich.
»Ich muß zu meinen Leuten«, sagte Wiedemann.
»Kann ich mit Ihnen Natascha suchen?« fragte Rodenstock.
»Na sicher«, nickte ich. »Haben Sie Erfahrung mit Nutten?« erkundigte ich mich bei der Soziologin.
»Nein. Sollte ich?«
»Frauen verstehen Nutten viel besser als Männer«, sagte ich. »Sie sollten mitkommen.«
»Sie wären mich sowieso nicht losgeworden«, erwiderte das erstaunliche Wesen.
Fünftes Kapitel
Wir fuhren abends los, als die tiefrote Sonne die Eifel in ein Höllenloch verwandelte und den Tälern einen silbernen Schimmer gab.
»Entweder Dockweiler oder Gerolstein«, sagte ich. »Ich denke an eine bestimmte Frau. Ihr Name ist Monika Hammer, und sie hat mit dem Schlaginstrument nur die Stimme gemein.«
Es war nicht schwer, in Dockweiler zu erfahren, daß Monika Hammer bei ihrem Freund in Gerolstein war. Und in Gerolstein war es nicht schwierig herauszufinden, daß sie im Terrace weilte. Ihre Schwiegermutter in spe kommentierte freundlich: »Sie ißt für ihr Leben gern Knoblauchbrot.«
Während die anderen im Auto warteten, betrat ich das Terrace.
Dort verbreitete Monika Hammer gerade, umgeben von aufmerksam lauschenden Jungmannen, ihre Version des Doppelmordes auf dem Golfplatz. Sie wirkte aufgeregt und sehr überzeugend. Als sie mich sah, sagte sie hell und befriedigt: »Da isser ja!«
»Haben Sie einen Moment Zeit für mich?«
Sie hatte, und wir zogen uns in den Schatten einer gewaltigen Zimmerpalme zurück.
»Der Herr Udler ist sehr katholisch«, begann ich.
»Das isser«, strahlte sie. »Kennen Sie die Geschichte vom Pfarrer, dem er ein neues Meßgewand schenkte?«
»Kenn ich nicht.«
»Die Bank spendierte dem ein neues, prächtiges Meßgewand. Aber Udler wollte es ihm nur geben, wenn der Pfarrer in Udlers Haus eine Heilige Messe lesen würde. So traf die Kirche das Geld.« Sie kicherte. »Was wollen Sie jetzt?«
»Das Wasserbett habe ich besichtigt, jetzt interessiert mich eine Dame namens Natascha. Ihr Beruf ist ganz eindeutig, sie verdient Geld in der Horizontalen. Sie ist eine schöne, schwarzhaarige, langbeinige Sünde, und ich muß wissen, wo sie arbeitet.«
»Also bei Udlers Frau kann ich mir das vorstellen. Kennen Sie Udlers Frau?«
»Nein.«
»Die ist noch katholischer als Udler selbst. Man sagt, sie trägt zwei Eheringe. Einen von Udler und einen für den Herrn Jesus. Also, das sagt man, ich weiß nicht, ob das stimmt. Sie ist sehr christlich, und sie hat immer einen Gesichtsausdruck, als hätte sie gerade in eine grüne Zitrone gebissen. Es wird gemunkelt, daß Udler so einmal im Monat was nebenbei für Herz und Körper braucht. Alle fahren nach Wittlich oder nach Trier. Bei Udler ist das anders, der fährt nach Aachen. Also das erzählt man, ich weiß nicht, ob das die Wahrheit ist.«
»Wer könnte mehr wissen?«
»Niemand, soweit ich beurteilen kann. Aber Aachen ist unbedingt richtig, denn seine Sekretärin, die ich im Moment vertrete, sagt hin und wieder: Wenn Udler schlecht gelaunt ist, muß Klein-Natascha ran.«
»Sieh einer an«, murmelte ich. »Gibt es sonst etwas Neues?«
»Ja. Die Finanzierung in Kyllheim ist kurzfristig zusammengebrochen, steht aber jetzt wieder.«
»Wer ist denn eigentlich diese Schweizer Gesellschaft, die eingesprungen ist?«
»Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß bei sehr sicheren Objekten die Schweizer
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