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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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sind aber Kaffee und andere Dinge drin, oder?«
    »Kaffee und Bier, pro Nase ein Getränk«, versprach sie. »Kommt rein, erste Tür rechts.« Natascha stakste auf unendlich hohen Absätzen voraus. Ihre Strümpfe hatten hinten lange Nähte, das Kleidchen war feuerrot und eigentlich nur ein Stoffstreifen.
    Der Raum war ein kleiner Tanzsaal, ganz in rotem Plüsch. Es gab nur ein paar Hinweise auf die Spezialität von Natascha, ein hohes hölzernes Gerüst zum Beispiel, an dem allerlei Spielsachen hingen: Ketten, Peitschen, Stricke und ähnliches Rüstzeug.
    »Also, was ist mit Hans-Jakob?« fragte sie und ließ sich elegant in einem niedrigen Sessel nieder. Ein paar Augenblicke lang geriet sie dabei in das Licht eines Spots, den sie irgendwo hoch an der Decke hatte anbringen lassen, Klein-Natascha war keineswegs mehr die Jüngste, sie bewegte sich wohl straff auf die Vierzig zu, und der berufliche Streß hatte ihr Gesicht sehr hart werden lassen. Sie war mit Sicherheit genau der Typ, den ein Mann wie Udler brauchte, der sich mit Kleinigkeiten wie Vorspielen und Ähnlichem nicht mehr abgeben mochte, weil er sie für verschenkte Zeit hielt.
    »Das wissen wir nicht genau«, sagte ich.
    »Du hast ihn hier in diesem Raum gefilmt, Schwester«, hauchte Dinah. »Wenn ich mich nicht täusche, hast du Hans-Jakob von der Ecke dort aus in den Raum hineingeritten. Ihr hattet richtig Spaß. Unsere Frage ist jetzt: Wie kommt das Filmchen in die Hände von Leuten, die diesen Film eigentlich gar nicht hätten haben dürfen?«
    Rodenstock räusperte sich und setzte hinzu: »Es geht mit anderen Worten um Erpressung, Schwester.«
    Nataschas Gesicht war nun maskenhaft starr und Wirkte wie aus Holz geschnitzt. Sie versuchte, auf der Hut zu sein. »Habt ihr was mit den Bullen zu tun?«
    »Ich bin ein Bulle außer Dienst«, nickte Rodenstock. »Es geht um einen Doppelmord. Ich vermute, Sie haben dem Ermordeten das Filmchen verscherbelt. Der hieß Kinn, Pierre Kinn.«
    Sie wollte wütend werden, aber es gelang ihr nicht. Dummerweise sagte sie: »Ich verstehe überhaupt nichts von Video und so.«
    »Von Video war noch gar nicht die Rede«, sagte Dinah satt. Sie stand auf und ging auf einen Tisch zu, auf dem eine Menge Flaschen und Gläser standen. »Sieh mal an, ein Stativ«, bemerkte sie ruhig. »Und darauf eine Kamera.« Sie stellte sich dahinter. »Schöner Blick.«
    »Manche Kunden wollen das«, erklärte Natascha. »Sie sehen sich das dann zu Hause an und haben noch mal was davon.« Sie hatte wirklich gute Nerven.
    »Also, was ist gelaufen?« fragte ich. »Wir haben wirklich nicht viel Zeit. Hans-Jakob ist ein Stammkunde. Das wissen wir schon. Wie oft kommt er denn und seit wann?«
    »Er kommt zweimal im Monat, aber nicht zu einem festen Termin. Er ruft vorher an und kommt dann. Das geht seit vier Jahren so. Er ist ein richtig lustiger Typ und sehr spendabel.«
    »Wollte er denn gefilmt werden?« fragte Rodenstock sanft.
    »Nein. Das war einfach ein Spaß. Ich habe den Film in irgendeine Schublade getan und wollte ihm den bei einer Gelegenheit mal vorführen. So als Gag. Aber ich habe es dann vergessen.«
    »Bis ein Käufer kam«, ergänzte Dinah.
    »Ja. Aber der Pierre war doch nicht gegen den Hans-Jakob. Der wollte doch nur einen Fez machen.«
    »Einen Fez?« hakte ich nach. »Das hat er gesagt?«
    »Na ja, erst mal wollte er das Ding überhaupt sehen. Ich habe es ihm gezeigt, weil es ja wirklich harmlos war. Es war ja eher ein Gag...«
    »Nicht so, Natascha«, mahnte Rodenstock. »Wieviel hat Pierre Kinn für die sechs Minuten gezahlt?«
    »Nicht viel, eher ein Trinkgeld. War ja nur ein Gefallen für einen Freund von Hans-Jakob.«
    »Du machst mich richtig ärgerlich, Schwester«, sagte Dinah ohne jede Betonung.
    Ich versuchte es noch einmal auf die freundliche Tour: »Pierre hatte den Film. Und seine Freundin hat gesagt, er hätte anständig dafür bezahlen müssen. Wieviel, Natascha?«
    »Eintausend«, behauptete sie.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Zwei... ach, Scheiße, also er hat dreitausend bezahlt.«
    »Wieviel waren es wirklich?« fragte Dinah.
    »Wir erfahren es sowieso«, murmelte Rodenstock freundlich.
    »Fünf Riesen«, sagte sie mürrisch. »Aber was hat denn das Video mit Mord zu tun?«
    »Das wissen wir noch nicht«, gab ich zu. »Also fünf Riesen für sechs Minuten. Du solltest in den Verband Deutscher Kameramänner eintreten. Was hat Pierre denn noch erzählt? Hat er dich auch... also hat er...«
    »Hat er nicht«,

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