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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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habe denen ganz offen gesagt, daß ich es verdammt gut gewesen sein könnte. Aber ich war es nicht. Und schon gar nicht mit M 99.«
    »Wie haben Sie das Spiel überhaupt durchgehalten?«
    »Das weiß ich nicht«, meinte er dumpf. »Ich weiß nur, wie es ausgegangen ist.«
    »Haben Sie denn nie versucht, mit Kinn zu reden?«
    »Doch, habe ich. Vor einem Jahr. Ich habe ihm gesagt: Ich schlag dich tot, wenn du das nicht sein läßt! Er stand vor mir und sagte, das sei ihm egal, das müßte ich hinnehmen. Einfach so.«
    »Sie haben nicht zugeschlagen?«
    »Nein, habe ich nicht. Ich habe erst dann begriffen, wie ernst das zwischen denen war. Ich dachte zu Anfang, das wäre irgendeine Geschichte, wie sie mal vorkommt. Aber es war etwas anderes.«
    »Was war es denn Ihrer Meinung nach?«
    »Was völlig Verrücktes. Ich konnte nichts machen, die Kinder auch nicht.« Er sprach leise und schüttelte den Kopf.
    »Wo sind die Kinder?«
    »Bei der Oma. Ich wollte sie raushalten. Aber ich kann sie nicht raushalten, weil alle Leute versuchen, mit ihnen drüber zu reden. Das ist schlimm. Ich habe schon daran gedacht, nach der Beerdigung mit den Kindern nach Ibiza oder irgendwoanders hinzufahren. Jedenfalls weit weg.«
    »Eine gute Idee«, sagte ich. »Auf Dauer sollten Sie sowieso besser weggehen.«
    Er starrte mich an. »Das sagen Sie auch? Komisch, das sagen alle, und ich glaube, es ist wirklich besser. Aber ich bin Eifler, das wird schwer.«
    »Kanada ist doch zum Beispiel sehr schön. Den Kindern würde es bestimmt gut tun, sie könnten vergessen. Hier in der Eifel wird man noch nach zwanzig Jahren über die Sache sprechen. Sie wissen das.«
    »Ich denke das auch«, nickte er. »Was haben Sie denn rausgekriegt? Sie und die Polizei?«
    »Eigentlich wenig. Wir haben niemanden gefunden, der einen wirklichen Grund hatte, beide zu töten. Können Sie sich in Ihren wildesten Phantasien jemanden vorstellen, der einen Grund gehabt hätte?«
    »Vielleicht ein faules Geschäft in der Bank?« fragte er.
    »Da sind einige Geschäfte, die etwas streng riechen. Aber ob die ein Grund sein könnten, ist zu bezweifeln.«
    »Hat sie... ich meine, hat sie leiden müssen?«
    Ich dachte daran, daß der Spurenexperte Wolf gesagt hatte, die beiden tödlich Getroffenen hätten wahrscheinlich irrsinnige Schmerzen durchstehen müssen. »Ich glaube nicht, ich glaube, es ging schnell.«
    »Das muß doch einer wochenlang geplant haben«, wunderte er sich. »Du mußt erst mal eine Armbrust haben. Na gut, das kannst du erledigen, indem du eine kaufst. Dann mußt du M 99 besorgen, und das bekommst du nirgendwo, wenn du nicht Tierarzt bist. Vielleicht hatte der Mörder das auch schon? Aus irgendeinem Grund hatte er es, und er erinnerte sich daran. Dann mußt du wissen, daß die zwei auf dem Golfplatz sind, und du mußt wissen, wann sie ungefähr auf der Bahn sechzehn ankommen. Sonst stehst du dir die Beine in den Bauch.«
    »Wahrscheinlich ist der Mörder ihnen gefolgt. Oder er wußte durch irgendeinen Zufall, daß sie am Sonntag abend auf dem Golfplatz sein würden.«
    »Na, gut. Das leuchtet mir noch ein. Aber dann muß der Mörder doch eiskalt gewesen sein. Oder? Also müssen sie etwas gewußt haben, was den Mörder in Gefahr brachte. Anders ist das doch nicht zu erklären. Was ist mit diesem Charlie, diesem Multimillionär, der manchmal mit dem Kinn zusammenhockte?«
    »Das scheint sehr unwahrscheinlich. Charlie hat viel Geld, und was anderes interessiert ihn nicht. Er wäre niemals so dumm, wegen Geldes einen Menschen umzubringen, oder gar zwei. Charlie war es nicht.«
    »Sagen Sie«, murmelte Kutschera. »Aber es leuchtet schon ein. Wie sollte Pierre Kinn denn für den auch gefährlich sein? Und erst recht meine... also erst recht nicht die Heidelinde.«
    »Es ist darüber nachgedacht worden, ob Ihre Frau vielleicht was wußte, was für jemanden gefährlich war. Ich meine, vielleicht ist Pierre Kinn nebenbei getötet worden und eigentlich sollte Ihre Frau getötet werden.«
    »Warum denn das? Das ist doch völlig... also das ist doch Unsinn. Heidelinde war doch... na ja, sie war irgendwie abgedreht, aber sie war doch... sie war doch harmlos, ich meine...«
    »Sie war nicht harmlos«, widersprach ich heftig. »Sie hatte eine Liebesgeschichte mit einem Mann, und die war so ernst, daß sie ihr Leben aufgeben wollte. Das Leben mit Ihnen und den Kindern. Man könnte jetzt sagen, daß wirkt irgendwie krank, aber vielleicht war das nicht krank, sondern normal.

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