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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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von Natascha aus Aachen. Sie wissen schon, Gerbergasse, gleich neben dem Dom.«
    Udler tätschelte leicht die goldene Plaget an seinem linken Handgelenk. »Sie müssen mich, mit wem auch immer, verwechseln. Natascha? Aachen? Ich bin, wie Sie sehen, nicht einmal erstaunt. Die Adresse kenne ich nicht.« Er sah uns der Reihe nach offen an, seine Augen waren harte, vollkommen ausdruckslose, flache blaugraue Kiesel.
    »Wir haben das Video«, lächelte Wiedemann. »Das Ding ist amateurhaft, sechs Minuten lang. Es zeigt Sie, Herr Udler, nackt und auf allen Vieren. Sie werden geritten von der langmähnigen schönen Natascha, die eine Peitsche schwingt.« Klugerweise sagte er nicht, daß man Udler darauf nur identifizieren konnte, wenn man Udler kannte.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, Udler wurde tonlos. »Heißt das, daß ich das Gespräch abbrechen muß, um meinen Anwalt hinzuzuziehen?«
    Zweifelsfrei eins zu null für Udler.
    »Das können Sie halten wie Sie wollen.« Wiedemann steckte sich einen Stumpen etwas heftig ins Gesicht und rauchte ihn dann an.
    Rodenstock hüstelte sofort.
    Udler war clever, er antwortete nicht direkt, er suchte und fand einen hervorragenden Ausweg. »Also, daß Sie, meine Herren, von der Kripo sind, ist ja zweifellos klar. Aber der Herr Baumeister ist doch nicht von der Kripo und dazu noch Pressemensch. Warum nimmt er teil?«
    »Er gehört keiner Redaktion an, er schreibt kein Wort und gibt auch kein Wort ohne Zustimmung heraus. Es spielt auch keine Rolle, welche Profession er hat. Er ist ein wichtiger Informant in dieser Sache, Mitarbeiter.«
    Wiedemann spulte das herunter, als habe er das erwartet und sorgfältig erwogen.
    Udler war klug genug, sich nicht darauf festzureiten. »Aha«, sagte er und nickte bedächtig.
    »Die Aussage dieser Natascha geht dahin, daß Sie Stammgast sind«, murmelte Wiedemann. »Um eine Verwechslung handelt es sich nicht, und es macht auch keinen Sinn, wenn Sie jetzt empört sind und Ihren Anwalt verlangen. Sie sind hier nicht Beschuldigter, Sie sind möglicherweise ein Zeuge und Informant. Ich betone das Möglicherweise, denn bewiesen ist das noch nicht. Es kann sein, daß Ihr Wissen uns auch nicht weiterbringt.«
    »Sie werden selbstverständlich nichts an die Öffentlichkeit weitergeben?« fragte Udler ganz sachlich.
    »Selbstverständlich nicht«, bestätigte Wiedemann.
    »Hm«, Udler trommelte mit den Fingern seiner rechten Hand auf den Tisch. »Man sagt, Pierre und die Frau starben durch Gift. Was für ein Gift war es?«
    »Das wissen wir noch nicht«, log Wiedemann gekonnt. »Aber zurück zu Natascha. Stimmen Sie dem Grundmuster zu, daß Sie hin und wieder dort zu Besuch sind?«
    »Ich stimme zu«, ruckte Udler. »Sie sagten, auf diesem Video reitet sie mich?« Ein wenig ungläubig.
    »Das sagte ich.«
    »Der Alkohol, der Teufel«, murmelte er versonnen.
    Zwei zu null für Hans-Jakob Udler.
    »Was ist, wenn dieses Video in die Öffentlichkeit gerät?« fragte Wiedemann.
    »Das wäre zweifellos peinlich«, antwortete Udler ohne jedes Zögern. »Aber nun wieder nicht so peinlich, daß es mich Kopf und Kragen kosten würde. Was, um Himmels willen, tut man nicht alles im Suff.« Er lächelte voller Charme. »Sehen Sie, meine Herren, wenn ich das einmal übertrieben formulieren darf: Unter diesen Umständen müßten nach jeder Karnevalsession in Köln die Vorstände jedes Vereins zurücktreten und geschlossen Selbstmord begehen.« Er zeigte die ganze Batterie schneeweißer dritter Zähne.
    Drei zu null für Herrn Udler.
    »Mit anderen Worten: Sie streiten nicht ab, daß ein solches Video existiert?«
    Das war eine ungeschickte Frage, und Wiedemann begriff das sofort, konnte sie allerdings nicht ungeschehen machen.
    »Wenn Sie es sagen, glaube ich es«, strahlte Udler. »Allerdings muß ich eines betonen: diese Natascha ist ein, nun sagen wir, eigentlich ehrliches Häschen. Sie hat mit keinem Wort erwähnt, daß irgendein Zuhälter – war es ein Zuhälter? – das fotografierte. Natürlich kann ich jetzt nicht mehr zu freudvoll albernen Stunden nach Aachen aufbrechen. Dort habe ich übrigens studiert.«
    Vier zu null, fünf zu null, sechs zu null für Herrn Udler.
    »Können Sie sich vorstellen, daß Pierre Kinn Sie mit diesem Film erpressen wollte?«
    Udler beugte sich gespannt wie eine Feder weit über den Tisch. Er war offenkundig fassungslos, er lauschte Wiedemanns Worten nach und mochte sie nicht glauben, nicht ernsthaft in Erwägung ziehen. Er kniff

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