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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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Nun wird diese Frau getötet, und ich will herausfinden, warum das passierte. Sie sagen, Ihre Frau war harmlos; ich sage, jemand hat sie getötet. Also, was wissen Sie von Ihrer Frau?«
    »Was soll ich wissen? Ich weiß alles.« Er sprang von der Werkbank. »Na gut, eigentlich weiß ich nichts. Aber daß kein Mensch sie umzubringen braucht, das weiß ich nun wirklich.«
    »Regen Sie sich nicht auf. Als das mit Pierre Kinn begann, wie lange hat sie versucht, das geheimzuhalten?«
    »Eigentlich gar nicht«, sagte er tonlos. »Sie hat es überhaupt nicht geheimgehalten. Das fing so vor zwei Jahren an. Ziemlich harmlos. Das war bei den Planungen für dieses Bad und Luxushotel in Kyllheim. Eines Tages hatte sie gesagt, die Kinder wären jetzt groß genug, um tagsüber allein zu sein. Sie meinte, es wäre gut, wieder in den Beruf zu gehen. Sie ist Bürokauffrau. In diesem Hotel hatte sie die Chance, Öffentlichkeitsarbeit zu machen, also Werbung und so. Ich sagte: Das ist Klasse, das soll sie machen. Sie war dann dreimal auf einer Fortbildung, sie büffelte wirklich wie verrückt. Sie war aber auch häufiger weg, und sie war so komisch. Ich habe sie gefragt, was ist los? Sie antwortete, sie hätte eine Geschichte mit dem Pierre Kinn, und ich müsse Geduld haben. Hah! Geduld haben. Ich hatte Geduld, ich habe gebetet, lieber Gott, laß es bald vorbei sein! Aber es ging nicht vorbei. Sie sagte, sie liebt ihn. Sie sagte, es sei ernst. Sie bot mir die Scheidung an, sie wollte nichts haben, nicht mal die Kinder. Ich sagte, ich warte. Ich weiß nicht, wie oft ich das gesagt habe. Tausendmal, schätze ich. Es gab Tage, da bin ich nach Feierabend in die nächste Wirtschaft eingefallen und habe mich solange mit Bier und Schnaps abgefüllt, bis ich nichts mehr spürte.«
    »Was hat sie erzählt, was hatten sie und der Pierre denn vor?«
    »Der Kinn hatte den Bankjob, sie sollte das Hotel managen. Das veränderte sich langsam. Ich weiß eben nicht, was sich veränderte. War ja klar, daß der Kinn unter diesen Umständen niemals bei der Bank bleiben konnte, ach, was sage ich, der konnte nicht mal in der Eifel bleiben.
    Das habe ich auch meiner Frau gesagt. Einmal war ich betrunken, ich weiß auch, daß die Kinder zuhörten, aber ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen...« Er rieb sich die Augen, er weinte. »Ich habe sie angeschrien, ich habe gebrüllt: Du Arschloch, du kannst nicht mit diesem Wichser ficken und gleichzeitig hoffen, in der Eifel glücklich zu werden. Ich habe solange geschrien, bis unsere Nachbarn kamen und mich beruhigten. Das tut mir leid, aber ich wußte nicht mehr aus noch ein.« Er drehte sich leicht wie ein betrunkener Tanzbär und wischte sich mit einem dreckigen Tuch über die Augen. »Verdammt noch mal, nimmt das denn nie ein Ende?«
    »Was hat sie geantwortet?«
    »Sie sagte irgendwie... ja, wütend, oder mit Verachtung: Was weißt du denn schon. Die Eifel ist out, das Hotel ist längst nicht mehr wichtig. Wir haben was anderes vor. Das sagte sie.«
    »Wann war das?«
    »Vor drei oder vier Monaten.«
    »Können Sie den Termin genauer angeben?«
    »Kann ich nicht. Ich habe ein Hirn wie ein Badeschwamm. Mensch, Junge, ich kann nicht mehr.«
    »Was sollte sich ändern?«
    »Das erzählte sie nicht. Ich habe sie mehrmals gefragt, aber sie erzählte nichts. Ich weiß nur, ich dachte: Jetzt ist alles aus. Und es war aus.«
    »Die ganze Zeit hat sie bei Ihnen gewohnt? Im Ehebett?«
    »Nein, nein, da hatten wir eine Lösung gefunden. Sie ging abends rüber zu Freunden von uns und schlief dort allein. Oh Mann, ich weiß nicht, wie ich damit klarkommen soll.«
    »Damit kann kein Mensch gut klarkommen«, meinte ich. »Vielen Dank. Denken Sie ruhig mal an Kanada, die brauchen Handwerker.« Es tat körperlich weh, ihn dort im Dämmer seiner lautlosen Werkstatt stehen zu sehen und nichts für ihn tun zu können, außer Wortblasen abzusondern, die ihm überdies Schmerzen zufügten.
    »Wenn Sie reden wollen, rufen Sie mich an. Tag und Nacht«, verabschiedete ich mich.
    Es regnete noch immer, der Nebel hatte sich verfestigt und wirkte wie ein klatschnasses Tuch. Kutschera blieb einfach stehen, neigte den Kopf und weinte lautlos.
    Ein wenig war es so, als läge tiefer Schnee. Der Nebel schluckte die Geräusche und ließ die Welt seltsam still und harmlos scheinen. Es war wohl einer der Abende, an denen man beginnt, nach sich selbst zu suchen. Ich nahm den gleichen Weg zurück.
    Auf der Höhe über Brück mußte ich Schritt

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