Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
Vom Netzwerk:
ist gemein, Baumeister. Meinen ersten Gedanken kann ich nicht verraten, denn Gedanken sind frei. Mein zweiter war die Frage: Wer kann so idiotisch gewesen sein, das zu tun? Ich sage dir, Baumeister, der, der das getan hat, der war ein Erste-Klasse-Dummkopf. Denn für eine ganze Menge Leute war der Pierre der beste Postbote, den sie je hatten.«
    »Der beste Postbote?« fragte ich.
    »Oh Gott«, stöhnte Wiedemann, »nicht auch das noch.«
    »Kann mich jemand aufklären?« fragte ich jetzt aggressiv.
    »Postbote heißt, Baumeisterchen, daß er Geld nach Luxemburg schaffte. Geld aus der Eifel nach Luxemburg. Das ist hier so eine Art Freitagsvergnügen. Alle Leute, die über zuviel Bargeld verfügen und nicht möchten, daß das Finanzamt es entdeckt, haben Konten in Luxemburg. Sie jammern in der Eifel, wie beschissen es ihnen geht, und erzählen nach dem siebten Bier ganz stolz, daß es ihnen schon wieder gelungen ist, fünfzigtausend rüberzuschaffen. Man schätzt, Baumeister, daß jeder fünfte Eifler Haushalt ein Konto jenseits der Westgrenzen hat. Und der gute Pierre hat daraus eine Dienstleistung gemacht. Er schaffte das Geld rüber, richtete die Konten ein. Er war für sehr viele, die heimlich in Luxemburg deponieren, der absolut beste und diskreteste Postbote, den sie haben konnten. Und noch was, meine Lieben: Pierre hatte das am besten bekannte Handy der Eifel. Denn, wenn die Leute wissen wollten, was sie mit dem Geld in Luxemburg am besten tun könnten, riefen sie Pierre an.«
    »Warum haben wir das nicht entdeckt?« rief Wiedemann verblüfft. »Verdammt noch mal, wir haben sogar rekonstruiert, wann er zum letzten Mal Dünnschiß hatte. Verdammt noch mal!«
    »Immer mit der Ruhe«, strahlte Charlie. »Wer sollte Ihnen denn ausgerechnet das sagen?«
    »Hat er für dich auch Geld nach Luxemburg geschafft, Charlie?« bohrte ich weiter.
    »Ein paar Mal, ja. Aber das ist jetzt vier oder fünf Jahre her. Ich habe ihn auf die Idee gebracht. Jetzt nicht mehr, Baumeister, jetzt nicht mehr.«
    »Und wohin verschickst du dein Bares jetzt?«
    »Keine Antwort«, meinte er zufrieden.
    »Haben Sie eine Ahnung, wieviel Pierre in den letzten Jahren rübergebracht hat? Und gab es irgendwelchen Zoff dabei?« fragte Wiedemann.
    »Bei Pierre gab es keinen Zoff«, winkte Charlie ab. »Er hatte sogar alleinige Kontenvollmacht in mindestens sechzig oder siebzig Fällen. Ich habe im Sommer mal überschlagen, daß er kontentechnisch gesehen über mindestens 30 Millionen verfügte. Vermutlich hat er mindestens 50 Millionen rübergebracht.«
    »Brachte das viel Geld ein?« wollte ich wissen.
    »Er hatte feste Sätze. Pro Konto war es relativ wenig. Alles in allem machte er durch die Masse aber pro Monat locker sechzehn bis siebzehn Riesen. Bar, netto, steuerfrei.«
    »Heiliger Strohsack«, hauchte Wiedemann. »Sind das nicht ein Haufen Motive?«
    »Wenn Sie mich fragen, ist das nicht ein lausiges Motiv«, meinte Charlie. »Warum soll ihn denn jemand umlegen, wenn alles gut läuft?«
    »Könnte er jemanden über den Tisch gezogen haben, Charlie?«
    Charlie schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Das wäre Selbstmord gewesen, und so dumm war er nicht.«
    »Aber angenommen, jemand hat in Luxemburg sehr viel Geld, das offiziell nicht existiert. Pierre war für ihn also gefährlich, also brachte er Pierre um.« Wiedemann wedelte mit den Händen, als wollte er ein Motiv herbeizaubern.
    »Du lieber Gott, ihr strohdummen Laien«, seufzte Charlie angewidert. »Nahezu alles Geld, das nach Luxemburg wandert, ist rabenschwarz, lieber Kripomensch. Wollen Sie ein Beispiel über unkontrollierte Gelder in der Eifel? Also, ich gebe Ihnen ein praktisches Beispiel: Jemand hat vier oder fünf gute Ferien-Apartments irgendwo am Nürburgring. Offiziell wirbt er um Touristen und macht ihnen per Anzeige verbilligte Sonderangebote. Inoffiziell vermietet er alle Apartments für das Zehnfache des üblichen an die Rennfreaks und Autonarren, die jeden Preis bezahlen, um bei jedem Rennen dabei zu sein. Diese Frau oder dieser Mann macht durch Verkauf von Bier, Wein und Sekt, Schokolade, Frühstück und Mittagessen ein Schweinegeld. Er kann pro Jahr locker hunderttausend Mark schwarz machen. Für den ergibt sich die Frage: Wohin mit dem Zeug? Läßt er es auf der Sparkasse, kann das bei Kontrollen unangenehm werden. Also schafft er es weg. Er ruft Pierre an. Hören Sie auf, daß Pierre für irgendwen gefährlich war. Wenn, dann war er für alle gefährlich.«
    »Wußte

Weitere Kostenlose Bücher