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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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muß. Was er zu Ihnen sagte, entspricht dem Bild: Sie sind ein netter Kerl, Baumeister, und beruflich sicher ein Profi, aber nun sollten Sie sich umdrehen, damit ich Sie erschießen kann. Natürlich wollte er auch Macht und Gelassenheit demonstrieren.«
    »Er war verrückt, aber ich hätte mich tatsächlich nicht gewundert, wenn er gesagt hätte, er wolle erst eine Weile plaudern.«
    »Das war sein Tod.« Wiedemann nahm einen Stumpen aus der Tasche und steckte ihn dann unwillig zurück, als er begriff, wo er war. »Erzählen Sie mir von dem Gespräch mit dem Ehemann der Heidelinde Kutschera?«
    Ich berichtete so genau wie möglich. Als ich an die Stelle kam, an der Heidelinde Kutschera ihrem Mann gesagt hatte, das Hotel sei out und die Eifel für die Zukunft nicht mehr so wichtig, wurde Wiedemann stutzig und unterbrach mich.
    »Das hat er uns nicht erzählt.«
    »Wahrscheinlich haben Sie nicht gezielt gefragt. Das muß vor drei oder vier Monaten gewesen sein.«
    »Hotel out und Eifel unwichtig? Bei wem würden Sie ansetzen?«
    »Charlie, am besten bei Charlie«, riet ich. »Aber der wird schwer auf zutreiben sein.«
    »Nicht sehr«, lächelte Wiedemann. »Er hockt draußen auf dem Gang und will Ihnen Blumen bringen.«
    »Wieso das? Schlechtes Gewissen?«
    Er kniff die Augen zusammen. »Warum eigentlich nicht? Übrigens, wir haben etwas Interessantes herausgefunden. Erinnern Sie sich an die beiden Jugendlichen von der Jagdhütte? Der größere von beiden, der Schläger, hat sehr unbürokratisch einen Kredit von der Sparkasse bekommen. Ist das nicht komisch? Ohne Antrag.«
    »Sehr komisch«, nickte ich. »Also rein mit Charlie.«
    Mit dem gestöhnten Vorwurf: »Junge, was machst du denn für einen Scheiß!« kam Charlie hineingekullert, warf seine Blumen auf mein frisch operiertes Bein und knutschte mich nach rheinischer Sitte heftig ab. Er roch intensiv nach irgendeinem Bau de toilette, das er vermutlich literweise verbrauchte. »Na, Jung, du machst uns Kummer. Nun sag mal, wie war dat denn?«
    »Kurz und fast schmerzlos, Charlie. Gut, dich zu sehen. Wie geht es Klunkerchen?«
    »Die hat irgendwo in Köln eine Armenküche aufgemacht. Seitdem sehe ich sie nur noch mit Pennern.« Er grinste. »Sie macht sich gut zwischen denen. Besonders wenn sie im Nerz die Brillis mit denen spazierenführt. Nee, im Ernst, die muß was fürs Herz haben. Und du? Du solltest den Löffel abgeben?«
    »Ich lebe noch einigermaßen. Charlie, Wiedemann und ich haben ein Problem. Du hast doch oft mit Pierre Kinn zusammengehockt. Vor drei Monaten spielten plötzlich für Pierres und Heidelindes Zukunft das Hotel und Bad in Kyllheim keine große Rolle mehr. Das hat Heidelinde zumindest ihrem Mann gesagt. Kannst du dir vorstellen, was da gewesen ist?«
    Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Vor drei Monaten sagst du? Was soll da gewesen sein?«
    »Das ist die Frage«, murmelte Wiedemann. »Wir wissen, daß die Affäre der beiden gesellschaftlich tödlich war. Ursprünglich wollten sie trotzdem in der Eifel bleiben und sich hier durchsetzen, jeder an seinem Platz. An der Einstellung muß sich etwas geändert haben. Haben Sie ihm einen neuen oder anderen Job angeboten?«
    »Ich? Ach, du lieber Gott, nein, sicher nicht. Ich kaufe Leute. Phasenweise. Sie erledigen was für mich, ich bezahle sie. Soweit so gut, aber niemals Angestellte. Nein, ich habe ihm nichts geboten.«
    »Hast du ihm auch nichts vermittelt?« fragte ich.
    »Nichts, ehrlich nicht, Junge. Ich vermittle auch nie. Wenn es dann Knatsch gibt, und den gibt es immer, fällt die Sache auf mich zurück, und es heißt: Charlie, wieso hast du mir nicht gesagt, daß der Typ faul ist?« Er grinste auf eindeutig dreckige, aber immerhin liebenswert Art. »Bei euch habe ich so den Eindruck, als ob ihr gar nicht wißt, was ihr eigentlich fragen sollt.«
    Wiedemann starrte ihn mit großen Augen an und nickte. »Da ist was dran.«
    »Eine Frage weiß ich aber noch«, sagte ich. »Du machst immer so den Eindruck, als ginge dich diese ganze schnöde Welt nichts an. Das ist ein schöner Trick. Aber ich traue dir im geschäftlichen Bereich fast jede legale Gaunerei zu, die man sich ausdenken kann. Die Frage lautet: Wenn du erfährst, daß jemand hingegangen ist und Pierre und Heidelinde umgebracht hat, was ist dein erster Gedanke?«
    Er senkte den Kopf. »Ich denke sofort Bargeld.« Nun hob er den Kopf wieder und versuchte ein Lächeln. Es mißlang. »Ich denke immer Bargeld. Aber die Frage

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