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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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haben. Was er sagt, klingt ziemlich übel. Er fährt jetzt hier in Daun weg und dürfte in einer halben Stunde zu Hause sein.«
    »Gut«, sagte ich. »Hermann Sasse, Hasenweg in Gerolstein. – Fahren wir alle drei?«
    »Natürlich«, nickte Rodenstock. »Wir können nicht einen von uns ausklammern.«
    »Danke schön«, sagte Dinah artig.
    Schon wieder meldete sich das Telefon. Es war noch einmal Charlie.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte er. »Also, ich helfe euch, und ich versuche nicht, euch nicht zu bestechen. Ich weiß, daß ein Beamter, wenn er Schwarzgeld hört, Meldung machen muß. Auch ein Beamter a. D. Also, was ist, können wir einen Handel machen?«
    Dinah und ich sahen Rodenstock grinsend an. »Also, ich verstehe von Geld und Wirtschaftsdingen überhaupt nichts«, tönte er. »Bei Ihnen höre ich schon die ganzen Tage über nicht konzentriert zu. Wie könnte denn die Hilfe aussehen?«
    »Ganz einfach. Ich sage dem Danzer, er soll schleunigst herkommen. Hierher zu mir.«
    »Und? Wird er das tun?«
    »Bei dem, was ich von ihm weiß, wird er notfalls tausend Kilometer auf den bloßen Knien rutschen«, murmelte Charlie. »Wann wollt ihr ihn denn serviert haben?«
    »Was weißt du denn so von ihm?« fragte ich Charlie.
    »Ich kenne ein paar Geschäfte von Danzer«, sagte Charlie. »Bei einem hätte er mich beinahe in die Scheiße geritten. Er hat mit den Geldern seiner Kunden einen Waffentransport finanziert, der in Deutschland hergestellte Waffen als Landmaschinen deklarierte, die nach Holland gingen. Dort wurde umgeladen, und die Knarren kamen als geröstete Erdnüsse nach Malta. Dann wieder umladen, diesmal als Saatgut nach Rumänien. Dann wieder umladen, und anschließend haben Tschetschenen mit deutschen Gewehren auf Russen geschossen. Ihr könnt euch vorstellen, wie sauer ich war.«
    »Also, morgen abend?« fragte Rodenstock.
    »Geht klar«, antwortete Charlie. »Aber, bitte, denkt dran: Ich bin ein seriöser Geschäftsmann! Also keine Unterwelttouren und keine Gewalt.«
    »Igittigitt, bewahre«, versprach die Soziologin fromm.
     

Zehntes Kapitel
     
    Hermann Sasse wohnte in Gerolstein in einem jener gelb-geklinkerten Bungalows, die mit einem protzigen handgeschmiedeten Kaminaufsatz demonstrieren, daß hier Ordnung und eine gewisse Wohlhabenheit herrschen. Sasse war ein kleiner, schmaler Mann mit Buckel, schiefem Gang und einem steten Entschuldigungslächeln. Er ging permanent schräg, als habe er gegen einen starken Wind zu kämpfen, war vielleicht fünfzig Jahre alt und trug unter seinem braunen Anzug eine dicke graue Wollweste, als stehe er ungeschützt auf dem Deck eines Fischkutters.
    Seine Stimme krächzte: »Ich kann Ihnen gar nichts mehr sagen, das hat sich alles als ein Irrtum erwiesen. Man hat mich soeben benachrichtigt, daß alles seinen Gang geht. Herr Udler persönlich.«
    »Aber Sie haben doch schon Herrn Wiedemann von der Mordkommission etwas erzählt«, sagte Rodenstock kühl.
    »Das habe ich«, nickte er mit viel Reue in der Stimme. »Aber das war eben, weil ich sauer war. Es ging ja um schlechte Bankkonditionen. Das ist jetzt vom Tisch. Tut mir leid.«
    »Wir benutzen Ihre Auskünfte doch gar nicht«, sagte ich schnell. »Wir brauchen nur einen seriösen Informanten, um uns selbst ein Bild zu machen. Ihr Name wird nirgends auftauchen!«
    »Tja, das ist mir eigentlich egal«, meinte er mit einem ängstlichen Lächeln. »Der Herr Udler hat mich angerufen und versprochen, daß alles nun ordentliche Wege geht. Und mehr will ich ja nicht.«
    Ich sah Rodenstock an. »Dann können wir keine Rücksicht nehmen und müssen schreiben, was wir bis jetzt wissen.« Ich drehte mich scharf zu Sasse um. »Es ist so: Wir können bestimmte Umstände der Morde auf dem Golfplatz nur mit finanziellen Schweinereien erklären, Herr Sasse. Wenn jemand uns aufklären würde, wie diese komischen Dinge zusammenhängen, könnten wir auf Namensnennungen verzichten. So aber müssen wir Namen nennen. Das heißt, meine journalistischen Recherchen erreichen die Staatsanwaltschaft in Trier, die ihrerseits die Namen rauspickt und dann hier auftaucht.«
    »Aber ich bin doch nur ein kleiner Fisch«, wehrte Sasse ab.
    »Das weiß ich auch«, nickte ich. »Aber da gibt es ja nun noch andere komische Fälle in Kyllheim, nicht wahr? Der CDU-Ortsbürgermeister mit seinem Grundstückstausch ist so jemand. Dann ein SPD-Ratsherr, dann die Flora Ellmann von den Grünen, die auf eine merkwürdige Weise zu viel Ruhm und noch mehr

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