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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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Kredit kommt. Ich sage Ihnen das, Herr Sasse, um Ihnen zu beweisen, daß ich schon längst genügend weiß, um das ganz Kyllheim-Projekt platzen zu lassen.«
    Sasse bekam unvermittelt einen sehr roten Kopf, beugte sich vor und wiederholte laut zischend und mühsam beherrscht: »Aber ich bin doch nur ein kleiner Fisch.«
    »Das interessiert die Staatsanwaltschaft gar nicht«, sagte ich scharf. »Irgendwann taucht selbstverständlich die Frage auf, wer da welchen Vorteil hatte, wer da unter ziemlich komischen Umständen Kredite und Sonderkonditionen bekommen hat. Oder muß ich Sie daran erinnern, daß es sogar Ratsherren gibt, denen beim Kauf eines Apartments bis zu 30 Prozent des Preises erlassen wurden? Herr Sasse, Herr Sasse, das Ding kann ein Bumerang werden, und Sie wissen das besser als jeder andere.«
    Rodenstock spielte nun den freundlichen Mann. »Um Gottes willen, Siggi, mach bitte Herrn Sasse keine Angst.«
    Er trat einen Schritt in den Vorraum hinein. »Es ist so, Herr Sasse. Tatsächlich ist mein Freund Baumeister hier nicht so furchtbar hart, wie er scheint. Wir sind nur langsam sauer, denn die Tatsache, daß Sie jetzt zu einem mehr als günstigen Kredit kommen, kann doch nichts daran ändern, daß wir allesamt verantwortungsvolle Bürger sind und daß es auch in unserer Verantwortung liegt, einen Doppelmord so schnell wie möglich aufzuklären.« Er lächelte wie der Heilige Antonius auf mittelalterlichen Holzschnitten. »Sehen Sie, so ein Ereignis trifft ja auch die Eifel. Und die muß sauber werden, nicht wahr? Der Leiter der Mordkommission, Herr Wiedemann, wird Ihnen doch sicher erzählt haben, daß ich sein Lehrmeister war, oder?«
    »Das hat er, das hat er«, ruckte Sasse schnell. Er tat mir leid, denn er hatte längst verloren, und wahrscheinlich wußte er genau, wie sich ein Verlierer fühlt. Abgesehen von diesem etwas peinlichen Gefühl, war ich zornig und setzte noch einen drauf.
    »Nee, Kinder, ich kann doch nicht den Herrn Sasse hier überreden, mir etwas zu erklären, wenn er nicht will. Dann soll er sich eben mit der Staatsanwaltschaft auseinandersetzen, und er wird sein blaues Wunder erleben. Es geht doch nicht an, daß wir jedem eine faire Chance geben.«
    »Siggi«, mahnte die Soziologin mütterlich, »nicht so hart. Also, Herr Sasse, damit eines klar ist: Wir wollen nicht wissen, wie hoch der Kredit ist, den Sie von Udler zu unglaublich günstigen Konditionen bekommen. Wir wollen nicht einmal wissen, was Sie im Gegenzug für die beiden Grundstücke am Kyllheim-Projekt bekommen haben. Wir wollen nur wissen, welcher Umstand Sie so geärgert hat.«
    »Das ist einfach zu erklären«, sagte er rasch; er witterte eine Chance, uns zu entkommen. »Ich hatte ausgemacht, zwei Grundstücke für das Kyllheim-Projekt zum ermäßigten Preis abzugeben und im Gegenzug dafür einen günstigen Kredit für den Hausbau meines Sohnes zu bekommen. Aber irgendwas in der Bank ist falsch gelaufen. Deshalb war ich sauer.«
    »Herr Sasse«, brauste ich auf, »das ist doch nur die Hälfte der Wahrheit. Sie haben ganz klar ausgesagt, daß andere enorme Kredite zu enormen Konditionen bekommen haben, und Sie sollen hohe Zinsen zahlen. Aber es gibt doch da noch einen anderen Bereich. Über den wollen wir sprechen, nur über den.« Lieber alter Mann, betete ich, laß mich jetzt nicht im Stich!
    »Herr Sasse, wir müssen über die Schwarzgelder reden. Auch über Ihre! Daran führt kein Weg vorbei!« Dann drehte ich mich weg, und ich gebe zu, daß ich zitterte. Ich konnte auf dem Holzweg sein, ich konnte total neben der Spur liegen. Ich machte ein paar Schritte unter das Vordach. »Dinah, komm. Rodenstock, komm. Laßt uns gehen, wir haben einfach keine Zeit mehr für Diskussionen.«
    »Nun bleib mal hier, Siggi«, sagte Rodenstock mit mildem Arbeitgeberlächeln. »Sie müssen das einfach verstehen, Herr Sasse, wir wissen ja, daß es um Schwarzgeld geht. Sie brauchen bei Schwarzgeld nicht zu nicken und nicht mit dem Kopf zu schütteln. Wir wissen das schon längst.« Rodenstock, so schien mir, war irgendwie ein Genie.
    Sasse verzog das Gesicht, nahm die Haustür in die Hand und zog sie ganz auf. »Also gut, wenn es unter uns bleibt. Dann kommen Sie mal.«
    Es ging in ein mit weißen Fliesen ausgelegtes, riesiges Wohnzimmer mit einer beeindruckenden Fensterfront nach Süden, einem Kamin, der mit alten Eisenbahnschwellen umrahmt war und in dem ein winziges Feuerchen glomm. Die Sitzecke war aus braunem Rindsleder, und alles

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