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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Rothaarige stehe, und es sei eine Schweinerei, daß keine Rothaarige da sei.
Du kannst dir nicht vorstellen, was das für peinliche Szenen sind, und es kommt
hinzu, daß diese Leute in der Regel bis zum Abwinken gesoffen haben. Egal,
irgendwie bekam der seine Rothaarige. Es gab sogar mal einen Notar aus München,
der mich ernsthaft gebeten hat, ihm ein Mädchen zu besorgen, das möglichst
schmal, klein und nicht älter als zwölf Jahre sein sollte. Diese Gruppe
Geschäftsfreunde kommt besonders gern nach Mürlenbach, obwohl die für das Dorf
nicht das geringste Interesse zeigen. Sie wissen genau, daß Julius Berner ihnen
besorgt, was zu besorgen möglich ist ...«

    Â»Das klingt aber alles nicht nach Mörder«, unterbrach Ballmann
sanft. Er schüttete die Spaghetti in ein Sieb und füllte sie dann in einen
großen Topf um, den er mit einem Drehverschluß luftdicht abschließen konnte.
»Und jetzt die Sauce!«

    Â»Stimmt, klingt alles nicht nach Mörder«, nickte Stefan Hommes
matt. »Den könntest du bestenfalls in Abteilung Nummer drei finden. Das sind
die ganz speziellen Freunde, die wirklich wichtigen Macker. Das sind die, die
sich nicht besaufen und denen du keine Frau anbieten darfst.«

    Â»Jetzt wird es endlich heiß!« freute sich Ballmann. »Wieviele
gibt es denn in Abteilung Nummer drei?«

    Â»Kein halbes Dutzend. Ich selbst kenne nur vier. Die werden
auch nie zusammen eingeladen, immer allein. Und an diesen Wochenenden bekomme
ich in der Regel frei, es sei denn, einer von denen will jagen gehen. Zur Jagd
gehen aber nur zwei von denen. Der eine ist im Verkehrsministerium der
Regierung, angeblich ein Staatssekretär, der andere ist der Engländer.«

    Â»Der wer?« fragte ich. »Real aus England?«

    Â»Nein, nicht real aus England. Ich nenne ihn den Engländer,
weil er immer und grundsätzlich super teure englische Anzüge anzieht,
handgenähte Schuhe, Westen aus Seide. Und ich habe selten jemanden gesehen, der
so präzise schießt wie dieser Mann. Jedesmal, wenn er kommt, kriegt er einen
Hirsch. Er hat sich nie richtig vorgestellt, hat nur einmal gesagt: Nennen Sie
mich einfach John. Bei diesem John ist alles anders, bei ihm vergißt Berner
auch seine väterliche Art. Einmal war ich dabei, als John zu meinem Chef sagte:
Das darf dir aber nicht noch einmal passieren! Ich wußte gar nicht, um was es
ging. Aber ich fiel vom Stengel, als mein Chef artig wie ein Chorknabe nur
nickte. Kein Widerwort.«

    Â»Wie oft kommt denn dieser Engländer im Jahr?« fragte Ballmann
und rührte dabei eifrig in der Tomatenpampe, während er gleichzeitig versuchte,
auf einem zweiten Brenner das Gehackte anzubraten, und etwas unzufrieden zu
Kohle gebratene Teilchen aussortierte und in die Landschaft warf.

    Â»Unregelmäßig. Ich würde sagen, drei- bis fünfmal pro Jahr. Es
ist sogar vorgekommen, daß mein Chef eine Riesenfete abgesagt hat, nur weil der
Engländer sich meldete und kommen wollte.«

    Plötzlich hatte ich eine Idee. Ich nahm die Kopie des
Computerfotos, das Bernard im LKA-Rechner gefunden hatte, und reichte es Stefan
Hommes hinüber.

    Er starrte höchst verwirrt darauf und sagte tonlos: »Wie kommst
du daran? Das ist der Engländer.«

    Â»Das ist kein Engländer«, korrigierte ihn Ballmann. »Das ist
mein Chef aus Düsseldorf. Und der mag mich nicht mehr.«

    Eine Zeitlang war es still.

    Â»Würde er dich erschießen?« fragte ich.

    Â»Das ist die Frage«, murmelte Ballmann nachdenklich. »Aber
jetzt wird nicht mehr gearbeitet, jetzt gibt es was zu essen.«

    Â»Das ist etwas zuviel für einen Eifel-Bauern«, sagte Stefan
Hommes hilflos. »Könnt ihr mich mal aufklären?«

    Â»Etwas schon«, sagte ich. »Aber erst nach dem Essen.« Ehe ich
mich über meine Portion Spaghetti hermachte, rief ich Rodenstock an und sagte
knapp: »Egal, wo du bist, breche ab und komm her. Wir sind am Adenauer-Haus im
Duppacher Kammerwald, und es hat sich eine Menge getan.«

    Er wollte etwas fragen, aber ich drückte auf den roten Knopf,
für lange Arien am Telefon war keine Zeit, und meine Spaghetti wurden kalt.

    Â»Wieso hast du dich hierher zurückgezogen?« fragte Stefan Hommes
Ballmann.

    Â»Ganz einfach. Den Platz hier kenne ich seit Monaten. Hier habe
ich Leute beobachtet, die Drogen brachten und an andere Leute

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