Eifel-Jagd
eines Toten als Arbeitsnamen gegeben hat, zeugt nicht gerade
vom Einfallsreichtum Ihrer Behörde.«
Wir standen gemütlich zu dritt in der Botanik, und das Groteske
war, daà weder Stefan Hommes noch ich auch nur eingeschüchtert waren,
geschweige denn ängstlich.
»Guck dir das an«, murmelte Stefan Hommes. »Er weià nicht, was
er will, er muà erst überlegen.«
»Hör doch auf herumzustänkern«, fuhr Ballmann Hommes an. »Wie
habt ihr mich entdeckt?«
»Ãberhaupt nicht«, sagte ich. »Ich wollte mir endlich mal
dieses Adenauer-Haus angucken. Stefan Hommes sagte, es könnte durchaus sein,
daà Sie hier wären. Wenn Sie jedoch die Schnauze gehalten und die Laterne im
Zelt angezündet hätten, wären wir bald verschwunden und Sie hätten Ihre Ruhe
gehabt. Sie sind aber nervös, mein Freund. Und das bekommt Ihrer Gesundheit gar
nicht. Auf wen warten Sie eigentlich?«
»Wieso soll ich warten?«
»Weil Sie hierbleiben, anstatt den Schwanz einzuziehen und zu
verschwinden«, sagte ich ärgerlich. »Ich kann es nicht leiden, für dumm
gehalten zu werden. Das ist eine echte Beleidigung. Sie warten darauf, daà Ihr
eigener Chef seinen Kumpel Julius Berner besucht. Und tun Sie sich bitte den
Gefallen und streiten Sie das nicht ab.«
»Wovon redet ihr eigentlich die ganze Zeit?« fragte Stefan
Hommes. »Kannst du mir das mal erklären?«
»Könnte ich«, antwortete ich. »Aber besser wäre es, wenn er das
selbst tut.«
»Das tut er aber nicht«, behauptete Ballmann.
»Das tun Sie gleich. Jede Wette!« höhnte ich. »Sie haben in
diesem Spiel nämlich einen Nachteil: Je weiter Sie sich aus dem Fenster lehnen,
desto sicherer stürzen Sie ab, ehe irgend etwas passiert. Also, legen Sie den
SchieÃprügel beiseite, wir müssen reden, nicht schieÃen. Sie machen sich doch
lächerlich, Mann. Er hat keine Angst, ich habe keine Angst, und Sie stehen da
mit Ihrer blöden Flinte rum. Das ist ja schlimmer als ein deutscher Fernsehkrimi.«
»Hast du nicht vielleicht irgend etwas zu essen da?« fragte
Stefan Hommes freundlich und setzte sich auf einen Steinbrocken.
Ballmann grinste schwach und legte endlich das Gewehr beiseite:
»Ich wollte sowieso Spaghetti machen. Dann mache ich ein paar mehr.« Er
schüttelte den Kopf, wahrscheinlich über sich selbst.
Der LKA-Mann kniete sich vor sein Zelt und fischte alle
möglichen Sachen heraus, die ich nicht sofort identifizieren konnte. Unter
anderem ein Gerät, das aussah wie ein verunglückter Reisewecker und das sich
als Spirituskocher der letzten Generation entpuppte.
»Woher hast du gelernt, dich im Wald so gut zu bewegen?«
Er goà Wasser aus einem Plastikkanister in einen groÃen Topf.
»Ich muÃte das lernen, ziemlich mühsam lernen. Ich arbeite im gesamten Bereich
der Westgrenzen, also bis nach Frankreich, Belgien, Luxemburg, Holland. Das ist
die europäische Waldinsel Nummer eins. Und jeder gottverdammte Dealer nutzt das
aus. So fing die ganze Geschichte hier überhaupt an. Das war vor einem Jahr,
und eigentlich ging es zunächst nur um Narben-Otto, das kleine Rübenschwein.«
»Heiliger Strohsack!« seufzte Stefan Hommes ergriffen, »Ich
fange langsam an zu begreifen. Wie bist du denn auf Narben-Otto gestoÃen?«
»Das war nicht schwer«, erklärte Ballmann und rià einen
Plastikbeutel Spaghetti auf. »Wir wuÃten schon länger, daà die Trails der
Schmuggler und Kuriere über ein ganzes Bündel von Waldwegen im Naturpark
Nordeifel verlaufen. Es geht wie durch einen Trichter auf das Kylltal zu. Wir
haben es laufen lassen, wir wollten von Anfang an undercover arbeiten, um das
ganze Gesocks zu schnappen. Da muÃte ich zwangsläufig Narben-Otto entdecken.
Tja, und der entpuppte sich dann als alter Bekannter, den kannte ich nämlich
schon aus Düsseldorf.«
Er fuhrwerkte wieder in seinem Zelt herum und brachte einen
Kasten Bier zutage, den eine Flasche Obstler, ein echter Nelches-Brand, krönte.
»Bedient euch.«
Stefan Hommes nahm ein Bier und einen groÃen Schnaps, ich goÃ
mir Wasser ein.
»Was war denn nun mit Narben-Otto?« fragte Stefan Hommes.
»Narben-Otto war eine der verlogensten Pressearien, von denen
ich jemals gehört habe. Wir haben Tränen gelacht über die Dämlichkeit des
sogenannten
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