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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ihre Wohnung an der Mosel
einziehen kann. Sie haben ein Gästezimmer, das würde fürs erste reichen.«

    Â»Ja, ich weiß, ich habe mit Emma schon darüber gesprochen. Das
ist natürlich auch eine Möglichkeit, und wahrscheinlich ist es sogar die beste
Möglichkeit. Aber das können wir in Ruhe bereden, wenn du willst. Ich wollte
dir jedenfalls sagen, daß ich kein Hindernis sehe, wenn du wieder herkommen
willst. Du hast ja auch noch jede Menge Sachen hier. Hast du noch Schmerzen?«

    Â»Nein, keine Schmerzen. Ich habe in einer Bildzeitung über euren Fall gelesen. Wie weit seid ihr denn?«

    Â»Es gibt noch zu viele lose Fäden. Aber das stimmt, es ist
wirklich spannend. Soll ich dir noch irgendwelche Dinge ins Krankenhaus
bringen? Ich meine, du wirst sicher noch dieses oder jenes brauchen. Aber Emma
kann die Sachen natürlich auch mitbringen, wenn du nicht willst, daß ich im
Krankenhaus aufkreuze.«

    Â»Aber, ich habe doch nichts gegen dich, Baumeister.«

    Â»Richtig, das hast du schon mal erwähnt.« Was hatte ich gesagt?
War ich verrückt? Durchgedreht? Nicht richtig im Kopf? Was, um Gottes willen,
wollte ich denn von ihr? Wollte ich alles von vorn beginnen lassen?

    Â»Na ja, wir können ja noch mal miteinander telefonieren. Heute
abend vielleicht, wenn ich wieder zu Hause bin.«

    Â»Wo bist du denn jetzt?«

    Â»Im Wald«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Und gleich geht das
Gewitter los, und ich muß in die Ruine laufen, damit ich nicht naß werde.«

    Â»In die Ruine?« fragte sie etwas erstaunt.

    Â»In die Ruine«, wiederholte ich. »Hier ist ein altes Haus im
Wald. Doch das spielt keine Rolle. Rodenstock kommt auch gleich. Er hat dich
sehr gern. Emma hat dich auch sehr gern, aber das weißt du ja alles.« Ich stand
da und fühlte die ersten schweren Regentropfen auf meinem Kopf und im Gesicht.
Benommen dachte ich, wieviel Blödsinn ich noch absondern könnte, bevor sie das
Gespräch beendete.

    Â»Scheiße!« schluchzte Dinah. »Ich habe ein ... ich habe ein
Problem, Baumeister. Er wird am Freitag beerdigt. Und ich kann nicht auf den
Friedhof.«

    Â»Das solltest du auch nicht.«

    Â»Aber ich will das. Die Mutter hat mich bespuckt und mich
verflucht. Die Mutter ist völlig verrückt. Sie hat gesagt, wenn ich auf den
Friedhof komme, wird sie die Polizei holen und mich wegschaffen lassen. Aber
ich muß ihm doch wenigstens auf Wiedersehen sagen. Baumeister, gehst du mit mir
auf den Friedhof?«

    Â»Oh, der neue Fall weißt du ... also ich weiß nicht. Ach,
Blödsinn, natürlich gehe ich mit dir hin, na sicher. Wir werden das schaukeln.
Du mußt dich ja wirklich von ihm verabschieden. Ich muß jetzt aber Schluß
machen, es gießt in Strömen. Ich rufe dich wieder an.« Da stand ich und war
schon klatschnaß. Blitze zuckten, der Donner klang wütend, es rauschte in den
Bäumen über mir, der Wind kam in heftigen Böen. Ich stopfte das Handy in eine
der Westentaschen, wenngleich es mir egal war, ob das Gerät ertrank oder nicht.
Ich empfand dankbar die Nässe in meinem Gesicht. Irgendwie paßte das zu meinem
Blues: Jetzt ging ich auch noch mit ihr auf den Friedhof, um den Knackarsch zu
Grabe zu tragen.

    Gemächlich machte ich mich auf den Weg zur Ruine des
Adenauer-Hauses, und als ich sie erreichte, quatschte das Wasser in meinen
Schuhen. Nichts ist angenehmer, als triefnaß in einem Eifelwald zu stehen und
keine Chance zu haben, in den nächsten Stunden ein Handtuch zu erreichen. Dann
roch ich den Rauch vom Buchenholz. Natürlich, der Waldfreak Ballmann hatte in
einem der Kellerräume ein ziemlich gewaltiges Feuer gemacht und grinste mir
schadenfroh entgegen. »Du solltest dich ausziehen und abrubbeln«, sagte er
genüßlich.

    Â»Womit denn?«

    Â»Mit deinem Hemd«, sagte er. »Das können wir danach am Feuer
trocknen. Sonst brauchst du nur zu warten, bis deine Nase läuft, die
Kopfschmerzen kommen und so weiter.«

    Also zog ich mich splitterfasernackt aus und rieb mich ab. Dann
streifte ich mir die nassen Sachen wieder über, nur das Hemd hängte ich auf
einen Stock, den ich in einen Hügel Schutt dicht am Feuer steckte.

    Â»Erzähl mal, wie du an Cherie herangekommen bist!«

    Â»Nichts war leichter als das«, erwiderte Ballmann gemütlich.
»Ich hatte hier also Narben-Otto geortet, ich wußte, was er

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