Eifel-Jagd
braucht nur glaubhaft zu lügen. Wir
werden bei ihm sein.«
»Kleve ist der erste Mörder, den ich jagen helfe, ohne ihn
jemals persönlich gesehen zu haben«, sagte ich. »Wie machen wir das, wenn Kleve
in der Eifel ist? Er wird von Berner aus direkt zu der Blockhütte fahren. Und
wir können ihn schlecht bitten, uns mitzunehmen.«
»Wir bleiben bei Berner«, Rodenstock hatte das so entschieden.
»Wir können nicht gleichzeitig überall sein. Wenn das hier vorbei ist, zelte
ich ein paar Wochen irgendwo, um mich wiederzufinden.«
»Nimm meinen Garten«, sagte ich. »Dann kannst du bei Regen ins
Haus flüchten.«
Er sah mich schief an und grinste dann. »Wir fahren um acht.«
Wir starteten pünktlich und waren vierzig Minuten später in
Mürlenbach.
Stefan Hommes lieà uns ins Haus und war vor Aufregung blaà wie
ein Grippekranker.
»Weià Berner, daà er unter totaler Kontrolle ist?« fragte
Rodenstock.
»Nein. Er ist nachdenklich, einmal hat er geweint, dann hat er
geschrien, Kleve wäre eine Mistsau, Und er hat sich betrunken und nach Cherie
gebrüllt wie ein Kind. Er ist fertig, einfach fertig. Es ist Mist, dabei zusehen
zu müssen. Was machen wir jetzt?«
»Nichts. Warten bis neun Uhr«, sagte ich. »Wir gehen in die
Küche.«
Er nickte und zeigte uns den Weg. Er sagte: »Da an der
Kochmulde ist ein Lautsprecher. Ihr könnt mithören. Oder werdet ihr dabei
sein?«
»Wir sind dabei!« sagte Rodenstock energisch. »Und wie wir
dabei sind.«
Die restlichen Minuten verstrichen. Endlich gingen wir in den
groÃen Raum. Berner saà in seinem Sessel und starrte auf ein Telefon.
»Es ist soweit«, sagte Rodenstock kühl und geschäftsmäÃig. »Sie
rufen an und lassen ihm keine Wahl. Wie besprochen.«
Kleve meldete sich sofort. Seine Stimme war hell und bellend,
eine Stimme, die Befehle erteilt.
»Ich binâs«, sagte Berner. Er wirkte ruhig und sehr zielstrebig.
»Wir müssen reden.«
»Jaaa«, murmelte Kleve gedehnt. »Ich hoffe, du hast nichts
gesagt.«
»Ich sage nie etwas«, sagte Berner. »Ich will ein Treffen.
Heute nacht. Du muÃt mir das mit Cherie erklären.«
»Was denn?« fragte Kleve.
»Frag nicht so dumm. Mitternacht hier.« Dann legte er den Hörer
auf und sah uns an.
»Gut gemacht«, lobte Rodenstock. »Und jetzt gehen Sie am besten
in Ihr Schlafzimmer und bleiben dort. Ist das klar?«
Berner nickte, sagte aber nichts mehr. Er schlurfte hinaus wie
ein alter Mann, und als er die Tür erreichte, konnten wir sehen, daà Stefan
Hommes ihm einen Arm um die Schulter legte und ihn wegführte.
»Wo sind denn die Bildschirme?« fragte ich.
»Im Weinkeller, soweit ich weië, erwiderte Rodenstock. »Aber
erst einmal ist Stefan Hommes dran.«
In der folgenden Stunde gab es Telefonat um Telefonat. Mit
Kischkewitz, mit dem Zöllner, mit einem Beerdigungsunternehmer aus Trier, der
die Leichen herrichten und schminken würde. Es folgten endlose Tonproben, Bildproben
der Videokameras, und zuweilen entstand der Eindruck, als würde nichts klappen.
Männer brüllten sich wütend an und entschuldigten sich gleich darauf wieder â
ein heilloses Durcheinander.
Um zehn Uhr betrat Stefan Hommes den Raum und setzte sich vor
das Telefon. Um zehn Uhr acht hob er den Hörer ab. Er war jetzt ruhiger als zu
Beginn der Aktion.
»Hier ist Hommes, der Wildhüter«, sagte er. Seine Stimme
zitterte. Aber sie durfte zittern, schlieÃlich war er in jedem Fall ein
Amateur.
»Ach ja, Stefan, Sie sind es«, Kleve war freundlich.
»Ich hätte hier was für Sie«, murmelte Hommes.
»Ja und? Was ist es? Ein Achtender?«
»Nein, so was nicht«, sagte Hommes gänzlich humorlos. »Es ist
wegen der toten Frauen, Sie wissen schon. Ich ...«
»Sie können mit mir offen sprechen«, ermunterte ihn Kleve.
»Es ist wegen Herrn Berner«, begann Hommes. »Ich verliere ja
meinen Job wegen des Skandals, der hier ist. Und ich finde es auch scheiÃe, na
ja ...«
»Was finden Sie scheiÃe? Sagen Sie es ruhig, ich werde es nicht
weitersagen.«
»Ich finde es scheiÃe, daà Herr Berner alles kaputtgemacht hat
mit dieser Sache. Hier bricht alles zusammen. Und ich wollte heiraten gegen
Ende des Jahres. Ja, und da brauche ich
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