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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Frauen?«

    Â»Aber ja«, nickte er. Er wartete, bis er seinen Salat bekommen
hatte, bestellte ein zweites Bier und konzentrierte sich. Er vergaß nicht die
geringste Kleinigkeit und referierte nahezu monoton. »Mit anderen Worten, sie
hat sich von einem Taxi in die Eifel fahren lassen, und kein Mensch weiß,
warum. Weiß man denn, weshalb Mathilde Vogt durch den Wald pirschte?«

    Â»Bei Cherie hast du recht, über Mathilde Vogt wissen wir noch
zu wenig. Das kommt noch, hoffe ich.« Er erledigte den letzten Streifen
Putenbrust und ging daran, eine seiner Brasilzigarren anzuzünden.

    Â»Ich würde gern mit dem Ehemann der Vogt einen Termin machen«,
schlug ich vor.

    Â»Und ich würde mir gern die Wohnung der Cherie in Düsseldorf
ansehen«, murmelte Emma.

    Â»Wenn man sich was wünschen darf, dann hätte ich gern den
Botaniker Manfred Boll aus Wuppertal. Vielleicht kann er uns darüber aufklären,
wieso er vor fünf Jahren gestorben ist. In der Regel nimmt man an der eigenen
Beerdigung teil.« Rodenstock qualmte mächtig vor sich hin, und als Gegenwehr
stopfte ich mir die uralte Commodore von Oldenkott und stank gegen ihn an.

    Â»Mein Gott, sind das Nebelwerfer!« sagte jemand an der Theke
laut.

    Unsere Unterhaltung erstarb, wir zahlten und verdrückten uns.

    Rodenstock und Emma erklärten lapidar: »Wir verziehen uns« und
verschwanden in ihrem Zimmer.

    Ich stand am Fenster im dunklen Schlafzimmer und starrte hinaus
auf den Teich. Nach einer Weile machte ich Willi, Paul und Satchmo aus. Ich
dachte: Ich habe sie vernachlässigt, und ging hinaus in den Garten. Dort legte
ich mich auf die Hollywoodschaukel und schaute in den Himmel. Dann kamen sie,
ließen sich auf meinem Bauch nieder und schnurrten um die Wette, bis sie einzuschlafen
drohten. Im letzten Moment hüpften sie hinunter ins Gras und suchten sich dort
einen Platz. Zuweilen sind Katzen in Beziehungskisten seltsam spröde.
Irgendwann schlief ich ein.

    Ich wurde wach, als Emma sagte: »Schimpf bitte nicht, aber ich
möchte Frieden mit dir schließen.« Dann baute sie ein Frühstück mit Eiern,
Speck und Kaffee vor meiner Nase auf.

    Â»Das ist Erpressung«, nörgelte ich.

    Â»Selbstverständlich«, nickte sie. »Es ist elf Uhr, und du bist
ein fauler Hund.«

    Â»Es ist was? Elf? Um Gottes willen, ich müßte längst unterwegs
sein.«

    Â»Unterwegs wohin? Die Leichen laufen uns nicht weg. Rodenstock
hat das Badezimmer unter Wasser gesetzt und singt ganz furchtbare Lieder aus
irgendwelchen Wiener Operetten.«

    Â»Wenn du mir jetzt einen Kaffee eingießen würdest, brauchte ich
meine Augen nicht aufzumachen. Und dann würde ich gern erfahren, welcher Wochentag
heute ist.«

    Â»Es ist Freitag«, sagte sie. »Um die Mittagszeit sollen es 37
Grad werden, hat eben der Südwestrundfunk behauptet. Und in den Nachrichten haben sie gemeldet, daß Mathilde Vogt im
zweiten Monat schwanger war und daß ihr Ehemann vorsorglich wegen seines Schockzustandes
in eine Klinik in Wittlich eingeliefert wurde.«

    Â»Ich muß Matthias anrufen«, meinte ich.

    Â»Wer, bitte, ist das nun schon wieder?«

    Â»Ein Psychiater und Freund. Oder nein, ein Freund und ganz
nebenbei auch noch Psychiater. Ich möchte etwas über Jäger wissen.«

    Â»Du werkelst an einem Profil, nicht wahr?«

    Â»So kann man das nicht ausdrücken, ich bin ein Laie, ich
erstelle keine Täterprofile.«

    Â»So ist es recht«, nickte Emma und stellte den Becher mit
Kaffee genau vor meine Nase. »Immer hübsch bescheiden. Ich hole das Telefon.«

    Als sie zurückkehrte, hatte ich immerhin zwei Schluck Kaffee
getrunken und konnte mich als weiß, männlich und ungefähr fünfundvierzig Jahre
alt definieren. Und mein Name war mir eingefallen.

    Â»Hör zu, du Seelenkenner«, begann ich, als ich Matthias in der
Leitung hatte. »Ich möchte etwas über Jäger wissen. Was treibt sie dazu, Tiere
abzuschießen? Ist es ein Mächtigkeitsfimmel? Hat es neurotische Strukturen?«

    Matthias überlegte eine Weile. »Da würde ich vorsichtig sein. Was,
bitte, ist neurotisch? Vergiß nicht, daß das eine Definitionsfrage ist. Es ist
so, daß die meisten Menschen den Jägern einen starken Tötungstrieb unterstellen.
Aber man muß sagen, daß die meisten Menschen in diesem Punkt irren. Jäger sind
sehr nette

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