Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
es.

    Gleichzeitig fragten wir: »Wie bitte?«

    Â»Stefan, erklär das diesen Greenhorns.«

    Hommes räusperte sich. »Also, es ist so, daß sehr viele
Geschäfte beim Golfen gemacht werden. Das ist jedermann klar, kein Mensch denkt
darüber nach. Die Jagd ist älter und die ...«

    Â»... eleganteste Form der Bestechung«, warf ich ein.

    Â»Genau!« Er lächelte. »So geht der Spruch. In der Baubranche
gibt es sehr viele Jäger, die keine Jagd haben, die nur manchmal Gäste in einer
Jagd sein können. Und diese Leute haben viel Einfluß.« Er machte eine sehr wirkungsvolle
Pause. »Genau die lädt der Chef dann eben ein, damit sie ihren Rehbock kriegen
und die Wildsau und das Stück Mufflonwild und so weiter. Kein Mensch redet
dabei über Geschäfte, aber die Aufträge folgen mit Sicherheit.«

    Â»Sie sind aber sehr offen«, lobte Rodenstock.

    Â»Das ist eben so«, sagte Berner matt, als sei ein uralter Witz
erzählt worden. »Stefan, bringst du unsere Gäste zu ihrem Auto?«

    Â»Na, sicher, Chef.« Stefan Hommes sprang auf.

    Ich gab Berner die Hand und bedankte mich. Ich hörte, wie
Rodenstock sagte: »Hören Sie mal, junger Mann. Sie haben gesagt, daß Sie sich
wegen Ihrer Liebe zu Cherie gehaßt haben. Warum? Es ist ein großes Geschenk, es
war eine große Sache in Ihrem Leben. Glauben Sie etwa, daß Ihr Lieber Gott
Ihnen Liebe übel nimmt? Schaffen Sie doch um Gottes willen Ihr abendländisch
katholisch schlechtes Gewissen ab.«

    Berner antwortete nicht sofort, dann stammelte er: »Glauben
Sie? Glauben Sie das wirklich? Dann ... dann danke schön.« Er wirkte wie ein
kleiner Junge, dem Papa erlaubt hat, ein paar Scheiben einzuschmeißen.

    Â 
    Als ich auf die Talstraße nach links in Richtung
Gerolstein einbog, sagte Rodenstock versonnen: »Das ist ein richtig netter
Kerl, nicht wahr? Und du solltest mit meinem Auto etwas vorsichtiger fahren.«

    Â»Ja, er macht einen guten Eindruck. Mir ging allerdings schon
bei Narben-Otto die Heile-Welt-Malerei auf die Nerven. Glaubst du im Ernst, daß
Berner seine eigene Rolle bei Cheries Tod überhaupt nicht sieht?«

    Â»Sei fair, Baumeister. Mir ist allerdings aufgefallen, daß wir
ihn in einer Extremsituation kennengelernt haben. Wie ist er im Alltag? Er ist
extrem reich. Und genau das spricht eben nicht für den netten Kerl, das spricht
für äußerste Härte. Ich habe das Gefühl, daß er etwas verschweigt. Er deutet es
nicht einmal an. Er tut so, als existiere es gar nicht. Auf jede Frage
antwortet er, ist erstaunlich ehrlich und offen und kooperativ. Aber irgend
etwas ist da. Vielleicht übertreibe ich auch, vielleicht ertrinkt er einfach in
seiner Trauer.«

    Rodenstock griff nach seinem Handy und wählte eine lange
Nummer. »Wie geht es dir?« – »Du bist unterwegs? Wir auch. Sehen wir uns?« –
»Gut, bis gleich.«

    Er seufzte. »Emma ist auch gleich in Brück.«

    Â»Das ist gut. Wer ist als nächstes an der Reihe?«

    Â»Wir sollten versuchen herauszufinden, was mit Mathilde Vogt
geschehen ist. Über sie wissen wir noch gar nichts. Sie ist neben Cherie
richtig untergegangen. Aber möglicherweise hat der Täter bei ihr einen Fehler gemacht.
Hast du zu Hause noch was zu essen?«

    Â»Weiß ich nicht. Wir könnten vielleicht bei Markus noch einen
Salat kriegen oder einen Happen in den Vulkanstuben in Dreis. Ich glaube einfach nicht, daß dieser Täter Fehler macht.«

    Â»Jeder Täter macht Fehler. Und wenn es der Fehler ist, daß er
keine Fehler macht«, stellte Rodenstock trocken fest.

    Es war neun Uhr abends, ich war hundemüde und wollte eigentlich
nur noch ins Bett. Das Licht über der Landschaft erschien blau, und im Westen
war immer noch ein Rosaschimmer des Tages. Sehr hoch über uns bewegte sich ein
Keil großer Vögel durch den Himmel. Graureiher wahrscheinlich, von nirgendwoher
nach nirgendwohin. Vor Hohenfels-Essingen schnürte rechter Hand am Bach ein
Fuchs, dreihundert Meter weiter den Hang hinauf stand eine Gruppe Rehwild und
bewegte sich, gelassen äsend.

    Â»Fahr mal rechts ran«, bat Rodenstock plötzlich. »Mir fällt da
etwas ein. Der Name war Manfred ... Manfred ...?«

    Â»Manfred Boll aus Wuppertal«, murmelte ich und hielt bei einem
Bauernhof, der Apartments an Touristen vermietet. »Stefan Hommes hat

Weitere Kostenlose Bücher