Eifel-Jagd
sich den
Personalausweis zeigen lassen.«
Rodenstock zeigte eines seiner Zauberkunststückchen. Er wählte
wieder mit groÃer Sicherheit eine lange Telefonnummer, wartete einen Moment und
erklärte dann: »Hier ist Rodenstock, der Bulle. Grüà dich, mein Lieber. Ich
nehme an, du hockst noch immer im Einwohnermeldeamt, oder?« â »Gut, dann nehme
ich weiter an, du hast die Liste der Wuppertaler auf deinem Heimcomputer.« â
»Auch gut. Ich brauche Hilfe bei einem Mann namens Boll, Vorname Manfred, hat
seinen Wohnsitz in deiner schönen GroÃgemeinde und ist von Beruf Botaniker.« â
»Nein, es geht um einen Doppelmord, ich habe mich selbst reaktiviert.« â »Also,
Manfred Boll, Botaniker. Hast du noch diese aufregende Frau?« â »Zu Ende? Wieso
gehen Beziehungskisten immer so schnell zu Ende. Ihr streitet nicht um Fortsetzung,
ihr jungen Leute.« â »Richtig. B-o-l-l.« â »Ja? Wie bitte? Das ist aber komisch.
Vor fünf Jahren?« â »Du sagst es. Ja, und vielen Dank für deine Hilfe.« â »Ja,
natürlich kannst du einen Vermerk machen.«
Rodenstock schob das Handy in die Tasche seines Jacketts. »Wir
können weiterfahren«, murmelte er.
Als ich an Betteldorf vorbei mit Vollgas die langgestreckte
Rechtskurve anging, bemerkte ich säuerlich: »Ich wäre dir dankbar, wenn du die
Güte hättest, etwas von deinem unvergleichlichen Wissen an mich weiterzugeben.«
Er war ganz versunken, in Gedanken sehr weit weg und zuckte
zusammen. »Natürlich«, entgegnete er hastig. »Also, es gab einen Manfred Boll,
Botaniker, in Wuppertal. Aber der ist vor fünf Jahren gestorben. Und einen
anderen mit dem gleichen Namen gibt es nicht.«
»Also sollten wir den Waldfreak unter die Lupe nehmen.«
»Du sagst es. â Halt doch einfach bei den Vulkanstuben , wir können Emma sagen, daà wir dort sind. Ich habe
Hunger.«
Während ich auf den Parkplatz glitt, gab Rodenstock Emma
Bescheid.
»Sie kommt gleich«, sagte er. »Wer mag dieser Manfred Boll
sein, der nicht Manfred Boll ist?«
»Vielleicht der Mörder«, überlegte ich. »Und inzwischen ist er
über alle Berge.«
Wir hatten Glück, das Haus war bereit, uns mit einem Salat und
warmen Putenbruststreifen zu versorgen, gekrönt mit dem guten Dressing des
Meisters. Wir bestellten gleich drei Portionen.
Als Emma hereingekommen war, bemerkte sie: »Ihr seht beide aus
wie zwei trübe Tassen. Wieso?«
»Weil wir gerade erfahren haben, daà ein Toter durch den
Kyllwald streift, in einem Ein-Mann-Zelt unter Bäumen schläft und an einem Buch
über Waldblumen in der Eifel schreibt.« Ich gähnte.
»Ei der Daus!« rief sie hell und sehr holländisch. »Ich habe
Zeitung gelesen. Zwei Frauen, eh?«
»Und es sieht trist aus«, sagte Rodenstock miÃmutig. »Es könnte
ein Auftragsmord gewesen sein.«
Emma hob theatralisch den rechten Arm und den Zeigefinger.
»Wenn es um Morde geht, ist ein Mörder nicht weit!« sagte sie.
»Für den Spruch kriegst du drei Tage frei«, sagte ich.
»Ich danke Ihnen«, sagte sie spöttisch. »Hat Dinah dich
erreicht?«
»Oh, oh«, mahnte Rodenstock schnell.
»Hat sie nicht«, sagte ich einigermaÃen gefaÃt. »Wollte sie?«
»Sie wollte«, nickte Emma. »Es geht ihr nicht so gut.« Sie
betrachtete mich aufmerksam. »Ich weiÃ, daà dir das im Moment gar nicht paÃt,
aber sie ist nun mal meine Freundin, und ich vertrete ihre Interessen.«
»Laà mich einfach in Ruhe«, sagte ich ohne jede Betonung.
»Versuch nicht zu kuppeln und versuch auch nicht, von Weisheit durchtränkt, all
die menschlichen Schwächen zu trivialisieren. Sie hat mich beschissen, und
damit basta. Und glücklicherweise ist sie anschlieÃend gegangen.« Ich hörte mir
erstaunt selbst zu. »Bestell ihr also schöne GrüÃe, und sag ihr, ich hätte im
Augenblick keinen Termin frei.«
»Wow!« sagte Rodenstock trocken.
Emma preÃte die Lippen fest aufeinander. »Glaubst du, du kannst
das mit links erledigen?«
»Nein, das glaube ich nicht. Aber du solltest dich raushalten,
dich mag ich nämlich sehr.«
»Das ist doch schon was«, erklärte sie spitz. »Sag mal,
Rodenstock, erzählst du mir die Geschichte der beiden toten
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