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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Leute, wenigstens aus meiner Sicht. Sie betrachten Hege und Pflege
im Wald als ihre ureigenste Aufgabe.«

    Â»Hat das auch mit der Stellung als Familienchef zu tun?«

    Â»Durchaus«, antwortete er. »Jäger fühlen sich verantwortlich,
was in dieser Gesellschaft im Grunde sehr wünschenswert ist, weil diese Form
von Verantwortung ganz allgemein verloren geht. Jäger sind also im allgemeinen
Familienmenschen. Natürlich gibt es garantiert auch welche unter ihnen, die
hemmungslos der eigenen Allmacht frönen, die mit Lust töten. Aber für die
meisten trifft das eben nicht zu. Es ist eine subtile und sehr kontrollierte
Art, Ordnung zu schaffen, Übersicht zu beweisen und letztlich auch zu töten,
wenn es dem Wald und dem Leben dort dient. Ich nehme an, du recherchierst die
beiden Morde an den Frauen im Salmwald.«

    Â»So ist es. Weißt du etwas darüber?«

    Â»Wahrscheinlich nicht so viel wie du. Jemand im Fernsehen oder
im Hörfunk hat gesagt, daß es sich vermutlich um eiskalte Hinrichtungen
handelte. Und das läßt eigentlich nur zwei Tätertypen zu.«

    Â»Ich höre«, sagte ich, plötzlich aufgeregt.

    Â»Typ Nummer eins will ich den Rächertyp nennen. Er ist jemand,
der gottgleich richtet und absolut nicht fragt, ob er sich irren könnte oder ob
er überhaupt ein Recht zu einem solchen Schritt hat. Er betrachtet sich
vermutlich als Sendbote, der das Böse hinrichtet, hinrichten muß. Angesichts
der ja wohl wunderschönen Cherie kein Wunder.«

    Â»Also ist sein Handeln krank?«

    Â»Vorsicht mit dem Begriff krank! Wir mögen das so bezeichnen,
aber es kommt zunächst allein darauf an, wie er sich sieht. Und er sieht sich
nicht krank, im Gegenteil: Er sieht sich als Einzigen mental vollkommen gesund
in einer Umgebung von Kranken, die moralische und ethische Werte nicht mehr
beachten.«

    Â»Und der zweite Tätertyp?«

    Â»Der Kühle«, erläuterte Matthias sachlich. »Ein kühler Killer.
Schwer zu fassen, weil er sich perfekt verbirgt ...«

    Â»Moment, verbirgt sich der Rächertyp denn nicht?«

    Â»Doch, unbedingt, wenngleich wahrscheinlich niemand auf die
Idee kommen würde, daß er es ist. Der zweite Typ auf jeden Fall verbirgt sich
perfekt. Er lockt diese Cherie in die Eifel. Ich wette sogar, daß er das ganz
undramatisch machte. Er behauptet nicht so Sachen wie: Deine Oma ist tot! Statt
dessen sagt er einfach: Wir müssen dringend miteinander reden. Eben kühl. Wie
ein Steuermann, der zwischen Felsklippen die Ruhe wahrt. Das wird eine schwere
Nuß für dich.«

    Â»Haben die Täter unterschiedliche Familienhintergründe?«

    Â»Ja, auf jeden Fall. Der Rachetyp wird verheiratet sein, sehr
konservativ, sehr strikt, sehr, sehr Macho. Der kühle Typ wird ebenfalls
verheiratet sein. Aber im klassischen Sinn nicht als Familienoberhaupt. Das
interessiert ihn nicht sonderlich, aber wahrscheinlich interessiert ihn Geld.
Von Geld war bisher keine Rede, aber konzentriere dich auf die Suche danach.«

    Â»Was ist mit Vorstrafen?«

    Â»Bei beiden würde mich das wundern. Beide Typen haben die
Erfahrung gemacht, daß man sich gegen das Gesetz vergehen kann, ohne bestraft
zu werden. Steuerhinterziehung wäre typisch, illegale Preisabsprachen, so etwas
in der Richtung.«

    Â»Und das Alter?«

    Matthias schwieg eine Weile, sammelte sich. »Auf den ersten
Blick würde ich nach allem, was ich weiß, bei beiden Tätern auf ein Alter von
über fünfzig Jahren tippen. Die Art der Hinrichtung verrät Erfahrung, Lebenserfahrung.
Insbesondere der Schuß auf diese Vogt aus relativ großer Entfernung. Der
Rächertyp könnte unter Umständen auch jünger sein; derartige Obsessionen sind
auch in jüngeren Lebensjahren möglich. Allerdings verrät die technische
Durchführung große Erfahrung mit Schußwaffen. Der Mann kann nicht unter vierzig
sein und ...«

    Â»Moment, bitte. Könnte denn dieser Unbekannte ein Großstadttyp
sein?«

    Â»Durchaus. Aber wenn er aus einer Großstadt kommt – ich nehme
an, du spielst auf Düsseldorf an – dann ist er jemand, der sich oft im Wald
aufhält. Die Verbrechen deuten an, daß der Täter den Wald kennt, insbesondere
das Umfeld der Tatorte. Sowohl der Rächertyp wie der absolut Kühle sind sehr
flexibel, können sich anpassen. Du mußt bei beiden Typen auf einen Punkt

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