Eifel-Jagd
das.«
»Sei friedlich, red mit ihr«, murmelte Rodenstock. »Es ist ein
friedlicher Abend.«
»Aber ich bin nicht friedlich«, sagte ich wütend.
»Du hast sie über Jahre geliebt«, sagte Emma und legte mir von
hinten eine Hand auf die Schulter.
»ScheiÃe!« rief ich heftig und stieg aus. Merkwürdigerweise lag
das Haus vollkommen im Dunkel, nirgendwo brannte ein Licht.
»Ich denke, sie sitzt im Garten«, sagte Rodenstock. »Trink
einen Wein mit ihr, ein Wasser vielmehr. Wir sind im Haus.«
Ich war beleidigt und wütend und sehr traurig. Heute weià ich
das, an jenem Abend wuÃte ich das nicht.
Sie saà auf einem roten Sandsteinblock am Teich, und als ich kam,
schaute sie mir entgegen, als wolle sie wegen irgendeiner Sache um
Entschuldigung bitten. Und sie entschuldigte sich. »Ich wollte nicht ohne dein
Wissen in das Haus gehen. Ich wollte noch ein paar Sachen holen, Wäsche und
Dinge aus dem Badezimmer.«
»Klar. Hol dir alles, was du brauchst. Kein Problem.« Ich
setzte mich einen Sandsteinblock weiter, das Licht war bläulich, diffus, der
Tag ging zur Neige. »Ich nehme mal an, dir geht es gut.«
»Danke, ja, ganz annehmbar. Emma sagt, ihr arbeitet an einem
neuen Fall?«
»Ja.«
»Wahrscheinlich kommt noch Post für mich. Ich lasse dir meine
neue Adresse da. Wenn du die Post eintüten könntest und sie mir nachschickst
...«
»Kein Problem«, wiederholte ich. »Das gehört zum Service post
mortem.« In der gleichen Sekunde schalt ich mich einen Idioten, trotzdem war
ich froh, es gesagt zu haben.
Sie stieg nicht darauf ein, sagte statt dessen artig: »Danke«
und kraulte Paul, der von irgendwoher aufgetaucht war und sich auf dem Rücken
aalte. »Schreibst du über diese Frauenmorde?«
»Ja, irgendwann schon. Bis jetzt wissen wir noch zu wenig. Aber
das wird sich voraussichtlich ändern. Wie immer. Und du? Wirst du arbeiten?«
»Ja, ich denke schon. Ich kann zunächst bei der Weinernte und
beim Keltern helfen, Trecker fahren und so.«
»Wie schön.« Nein, ich tue dir den Gefallen nicht, ich frage
nicht nach dem Knackarsch.
Diesmal dauerte das Schweigen sicherlich qualvolle sechzig
Sekunden.
Dann sagte Dinah: »Es ist mir noch ganz wichtig, dir zu sagen
...«
»Bitte nicht! Hör auf, mir die Grundsätzlichkeit deines
Handelns zu erklären. Du bist gegangen, und das ist okay so. Tu mir den
Gefallen, und laà mich damit jetzt allein. Pack deinen Scheià und verschwinde.«
Sie drehte mir ihr Gesicht zu, und es war weiÃ. Dann stand sie
auf und ging. Aber nicht ins Haus, um irgendwelche Dinge zusammenzupacken. Die
Tür ihres Autos schlug zu, und sie fuhr vom Hof.
Ich sagte irgend etwas Intelligentes wie »Verdammte Hacke!« und
erklärte meinem Kater erbost: »Bitte, verschone mich mit Frauen!«
»Hast du sie rausgeschmissen?« fragte Rodenstock hinter mir.
»Ja.«
»Vielleicht beschleunigt das die Sache«, meinte er weise, wobei
er darauf verzichtete, mir zu erklären, welche Sache. Er setzte sich neben
mich. »Das tut weh, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ich weiÃ. Es ist ein biÃchen wie Tod.«
»Ich habe einfach Angst, daà ich kein Vertrauen mehr aufbauen
kann.«
Er nickte. »Ich denke, wenn du einmal beschissen wurdest, dann
schwebt das wie ein Schatten über dir, du kannst es nur schwer loswerden.«
»Was wäre, wenn Emma irgend etwas mit einem anderen Mann
anfangen würde?«
Rodenstock lachte leise. »Bei ihr bin ich in dem Punkt sicher:
Sie würde es sofort sagen, und ich würde sie sofort ziehen lassen. Da fällt mir
ein, daà wir endlich heiraten wollen. Irgendwann in den nächsten Wochen. Und
wir würden gern hier in deinem Garten heiraten.«
»Warum tust du dir das an?«
»Ich tue es gern«, erwiderte er einfach. »Also, kriegen wir den
Garten?«
»Sicher, na klar, keine Frage. Kommt denn der Standesbeamte
hierher?«
Eine Weile herrschte Stille, irgendwo zirpte eine Grille.
»WeiÃt du, es ist so. Wichtig für Emma ist, daà sie den Segen
Gottes hat. Sie ist Jüdin, und ich hatte etwas Angst, konvertieren zu müssen.
Aber sie sagt, ihr reiche irgendein Gott, es muà kein bestimmter in einer
bestimmten Preisklasse sein. Na ja, und wie wir das so miteinander besprochen
haben ...«
»Laà mich
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