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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Übernahme auf den Dachboden und
hängte sich auf.« Tränen liefen über Enzos Gesicht.

    Â»Waren Sie beide schon zusammen, damals?« fragte Emma
vorsichtig.

    Â»Nein«, sagte Jenny.

    Â»Aber Sie waren auch in Julius Berners Clique, nicht wahr?«

    Â»Ja. Das war eine Möglichkeit, von zu Hause weg zu kommen. Ich
mußte da weg, ich hatte ständig Krach mit meinem Vater. Er schrie, ich sei eine
Nutte, eine Hure, ein schweinisches Weib, eine ...«

    Â»Entschuldigung«, unterbrach Rodenstock. »Was ist Ihr Vater von
Beruf?«

    Â»Studienrat«, sagte sie verächtlich, sie sprach es wie ein
Schimpfwort aus.

    Â»Ich ahne etwas«, murmelte ich. »Sie haben sich von Julius
Berner Geld geben lassen, um die Boutique einzurichten, nicht wahr?«

    Â»Ja«, nickte Enzo ohne Stimme. »Mein Vater lebte noch, ich
wollte unbedingt da raus, ich bin zu Julius gegangen und habe ihm meinen Plan
vorgelegt. Er hat nicht sechzig Sekunden überlegt, er gab mir einfach einen
Scheck.«

    Â»Konnten Sie das Geld zurückzahlen?« wollte Emma wissen.

    Â»Ja. Wir haben uns krummgelegt, ich gab nicht eher Ruhe, bis
Julius das Geld zurückbekommen hatte.« Er atmete tief durch. »Ohne Jenny hätte
ich das nie geschafft. Ja, und dann gab es Krach mit meiner Mutter, weil sie
einfach nicht aufhören wollte, Berner in der Öffentlichkeit schlecht zu machen.«

    Â»Hat denn Berner mit Ihnen niemals über den Tod Ihres Vaters
gesprochen?« fragte Emma.

    Â»Doch, einmal hat er etwas gesagt. Er sagte, mein Vater sei ein
schwacher Charakter gewesen. Immer schon. Dagegen sei kein Kraut gewachsen,
damit müßte ich leben. Und ich solle mir keinen Kopf machen und meinen eigenen
Weg gehen.«

    Â»Und Ihr Vater hat niemals versucht, mit Ihnen über die
Geschichte zu sprechen?«

    Â»Doch, doch. Erst hat er Andeutungen gemacht, die ich nicht
verstand. Dann habe ich geglaubt, er sei eifersüchtig auf Julius Berner, weil
der ja ein vermeintlich besserer Vater war als er selbst. Einmal hat mein Vater
beim Abendessen gesagt: Ich frage mich, warum der Berner so brutal ist. Ich
hatte keine Chance, er wollte nur mein Geschäft, sonst nichts. Ich ... na ja,
ich bin ausgewichen. Ich wollte mit meinem Vater nicht darüber reden. ich
dachte: Mich geht dieser Krach nichts an, ich dachte auch, also ... In der
Therapie hat sich herausgestellt, daß ich meinen Vater für einen Feigling
gehalten habe. Verstehen Sie?« Er starrte uns tränenblind an. »Was mein Vater
auch sagte, ich habe nicht hingehört. Und Berner behauptete auch von ihm, er
sei nichts als ein Schwachkopf.«

    Â»Sie haben Berner geglaubt«, sagte Rodenstock.

    Â»Ja, ich habe ihm geglaubt.«

    Jenny legte eine Hand auf Enzos Hände, die fahrig hin- und
herfuhren.

    Â»Wenn ich mir das so überlege«, murmelte Rodenstock, »dann
könnten Sie gut der Mörder von Cherie sein. Entschuldigen Sie, wenn ich das so
hart sage. Aber es erscheint mir logisch. Sie wollen Berner bestrafen. Und Sie
wissen: Wenn Sie ihm Cherie nehmen, ist er für sein Leben bestraft.«

    Â»Komisch«, Jennys Stimme war ganz hell. »Das haben wir auch
gedacht, als wir in der Zeitung von Cheries Tod gelesen haben.« Ein Lächeln
glitt über ihr Gesicht. »Nur würde das alles nicht zu Enzo passen.«

    Â»Das glauben wir«, versicherte Emma warm. »Wann ist es denn zum
Bruch gekommen? Ich meine, zum Bruch mit Berner.«

    Â»Eigentlich so richtig überhaupt nicht.« Enzo schniefte mächtig
in ein Taschentuch. »Meine Mutter hat bei jedem Kaffeekränzchen und bei jeder
Karnevalssitzung, beim Friseur und in den Altstadtkneipen herumposaunt, Berner
habe ihren Mann in den Tod getrieben. Ich hatte dauernd Krach mit ihr. Eines
Abends, das ist jetzt ungefähr ein Jahr her, war sie sehr betrunken. Sie
schrie, ich solle ihr doch endlich glauben, da sei eine wirkliche Schweinerei
passiert. Wir beschimpften uns. Dann rannte sie ins Arbeitszimmer von meinem
Vater und kam mit einem Aktenordner zurück. Den knallte sie auf den Küchentisch
und sagte ganz ruhig: Wenn du das gelesen hast, wird deine Welt nicht mehr dieselbe
sein!«

    Â»Und? Haben Sie gelesen?« fragte ich.

    Â»Ja. Aber erst vierzehn Tage später. Zuerst habe ich die Akte
nicht anfassen wollen. Dann konnte ich eine Nacht nicht schlafen und blätterte
drin rum. Schließlich begann ich zu lesen. Dann

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