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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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war mir klar: Berner hatte mit
Hilfe des Finanzamtes meinen Vater fertiggemacht und unsere Firma übernommen.
Das Schlimme für mich war, daß ich meinen Vater nicht mehr um Verzeihung bitten
konnte. Und außer meiner Mutter war niemand da, mit dem ich reden konnte. Und
dann ... und dann bekam ich Angst.«

    Unvermittelt stand Enzo auf und bewegte sich merkwürdig zögernd
auf das Haus zu. Es war, als traue er dem Rasen nicht, auf dem er ging.

    Â»Er hatte schon Magenbluten«, sagte Jenny. »Und wenn er so ist,
darf man ihn nicht anfassen.«

    Enzo verschwand um die Ecke.

    Â»Wie sind Sie denn mit ihm zusammengekommen?« fragte Emma.

    Â»Sie wollen wirklich alles wissen, nicht wahr?« fragte Jenny
zittrig.

    Â»Oh nein, nicht alles«, sagte Rodenstock begütigend. »Aber
alles, was Julius Berner betrifft.«

    Emma hatte plötzlich ganz schmale Augen, griff schnell zu einem
Zigarillo und zündete ihn an. »Ich stelle eine indiskrete Frage«, kündigte sie
an. »Enzo war in der Clique, Sie waren in der Clique. Ich denke, Sie hatten
aber zunächst nichts miteinander zu tun. Ist das richtig?«

    Â»Ja.«

    Â»Und dann wurden Sie schwanger?«

    Jenny lachte nervös. »Sieht man mir das an?«

    Emma lächelte. »Nein, natürlich nicht. Aber wir haben
herausgefunden, daß Narben-Otto Abtreibungen in der Clique durchgeführt hat.
Ich frage mich, verdammt noch mal, weshalb ihr nicht die Pille genommen habt?!
Ihr seid doch stolz darauf, moderne junge Menschen zu sein, oder nicht?«

    Â»Ja, eigentlich schon.« Jenny nestelte an einer Papierserviette
herum. »Wenn ich mir das heute überlege, dann denke ich: Wir müssen alle
verrückt gewesen sein! Kondome sind nicht in, und die Pille ist nicht in.«

    Â»Es war ein Thrill, nicht wahr?« vermutete Emma.

    Â»Ja.«

    Â»Von wem wurden Sie schwanger?« wollte Rodenstock wissen. Er
sprach so leise, daß man es kaum hören konnte.

    Â»Das weiß ich nicht«, antwortete sie.

    Â»Sie waren nicht verliebt, Sie hatten Sex?« fragte Emma
behutsam.

    Â»Ja. Es waren immer Drogen da, und wir haben sie alle
ausprobiert. Und du hast gar nicht mehr gewußt, was da eigentlich lief ...«

    Â»Sie müssen sich nicht entschuldigen, Tochter.« Emma hatte
diesen Blick, der mir sagte, daß sie ganz weit weg war, daß sie nach
Erinnerungen kramte, daß sie auf einer Reise in ihr Innerstes an einem Punkt
angelangt war, den niemand von uns begreifen würde, wenn sie darüber sprach.
»Sie müssen sich nicht entschuldigen, das können wir alle gut verstehen. Von
wem wurden Sie schwanger?«

    Â»Von einem Jäger vom Niederrhein. Ich habe mal meinen Kalender
gefragt. Wir hatten viel getrunken und gekifft und ...«

    Â»Und Julius Berner hat das nie erfahren«, sagte ich. »Sie
wurden zu Narben-Otto geschickt. Von wem?«

    Â»Von den anderen Mädchen. Alle gingen zu Narben-Otto.«

    Â»Und von ihm stammten auch die Drogen? Kokain, Amphetamin, LSD,
Haschisch, Ecstasy und der ganze Scheiß.« Ich überlegte, wieviel wir diesen
jungen Leuten abverlangen konnten. Wir tanzten auf ihrer deadline herum, wir
zwangen sie, sich selbst zu belasten. Auf der anderen Seite schienen sie
erleichtert, daß sie endlich einmal reden konnten. »Wußte Berner von den Abtreibungen
und den Drogen?«

    Â»Nein«, sagte Jenny matt. »Der wußte so was nicht, wir hatten
abgesprochen, daß er das niemals wissen darf. Er war ja unser lieber Gott, und
er sollte diese häßlichen Dinge nicht erfahren. Wir nannten ihn Big-Daddy.«

    Â»Wie sind Sie zu Enzo gekommen?« fragte Rodenstock.

    Â»Ich mußte wegen der Abtreibung zu Narben-Otto. Der lebte
damals noch nicht in dem Bauwagen, sondern er hatte ein großes möbliertes
Zimmer in der Düsseldorfer Altstadt, von dem niemand etwas wissen durfte. Ich
war ... ich war so allein.« Jenny hatte keine Tränen mehr. »Ich habe Enzo
gebeten, mich zu begleiten, ich hatte einfach furchtbare Angst. Er fragte
nicht, er ging einfach mit. Und später habe ich erfahren, daß er die Akte
seines Vaters studiert hatte. Und dann begannen wir miteinander zu reden. So
fing das an.«

    Â»Das war gut«, murmelte Emma. »Das war euer Glück. Aber das ist
erst die halbe Geschichte, oder nicht?«

    Jenny nickte, sprechen konnte sie nicht mehr.

    Â»Wir machen eine Pause«, sagte Emma mit

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